Syriens Opposition vereint

Die syrische Opposition rückt zusammen. Jetzt arbeiten Übergangsrat und die Armee der Deserteure gemeinsam am Sturz von Präsident Assad. Die Angst vor einem Bürgerkrieg wächst.

Kairo/Istanbul/Berlin (dpa). Syriens Opposition wird dem Regime von Baschar al-Assad immer gefährlicher. Der aus dem türkischen Exil tätige Übergangsrat und die Armee der Deserteure wollen künftig Hand in Hand arbeiten, um den Machthaber zu stürzen. Dabei wollen sie vor allem weitere Soldaten zur Fahnenflucht bewegen. Die Arabische Liga warnte inzwischen vor einem Bürgerkrieg in Syrien.

Auch nach dem Freitagsgebet kam es wieder zu blutigen Zusammenstößen zwischen Regierungstruppen und Oppositionellen. Wie Aktivisten der Nachrichtenagentur dpa im Libanon sagten, wurde in mehreren Protesthochburgen von Sicherheitskräften das Feuer auf Demonstrationen eröffnet. Den Angaben nach kamen mindestens zwölf Menschen ums Leben, vor allem in den Provinzen Homs und Hama, aber auch am Stadtrand von Damaskus.

Wegen einer weiteren Verschlechterung der Sicherheitslage forderte das Auswärtige Amt am Freitag erneut alle verbliebenen Deutschen eindringlich auf, das Land sofort zu verlassen. Nach dpa-Informationen halten sich noch mehrere hundert Deutsche in Syrien auf, darunter viele Deutsch-Syrer. Das Botschaftspersonal war bereits in den vergangenen Wochen ausgedünnt worden.

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Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) verlangte unterdessen, dass die Arabische Liga am 19. Januar ein «ungeschminktes Bild» von der Beobachtermission in Syrien vorlege und dann Vorschläge zum weiteren Vorgehen mache, sagte sein Sprecher.

Die arabischen Beobachter sollen die Freilassung politischer Gefangener und den Abzug der Regierungstruppen aus den Protesthochburgen überwachen. Der Einsatz hatte im Dezember begonnen und soll, wenn es keine Verlängerung gibt, am kommenden Donnerstag enden. Aus Sicht der syrischen Opposition ist die Initiative der Liga bereits gescheitert, weil immer noch Zivilisten von den Sicherheitskräften getötet und gefoltert werden.

Unter den Beobachtern mehren sich ebenfalls die Zweifel an dem Sinn ihres Einsatzes. Nach dem Algerier Anwar Malik hat inzwischen auch ein Sudanese die Mission unter Protest verlassen. Er sagte nach Angaben der kuwaitischen Zeitung «Al-Rai» (Freitag), das Assad-Regime mache sich die Schwächen dieses Beobachtereinsatzes zunutze.

Die syrischen Staatsmedien berichteten hingegen ausführlich über Äußerungen des umstrittenen Chefs des Einsatzes, Mohammed Mustafa Ahmed al-Dabi. Der sudanesische General hatte Malik kritisiert und betont, dieser habe nicht das Recht, im Namen der Beobachter zu sprechen.

Die Arabische Liga sieht die Entwicklung in Syrien mit Sorge. Bereits am Donnerstag hatte Generalsekretär Nabil al-Arabi in einem Interview mit dem ägyptischen Privatsender Al-Hayat die Furcht vor einem Bürgerkrieg geäußert. Die Berichte der Beobachtermission in dem Land, nannte er besorgniserregend.

Die Vorsitzenden der beiden wichtigsten syrischen Oppositionsgruppen besiegelten derweil eine neue Stufe der Zusammenarbeit. Der Syrische Nationalrat (SNC) teilte am Freitag mit, sein Vorsitzender Burhan Ghalioun habe am Vortag den Kommandeur der sogenannten Freien Syrischen Armee, Oberst Riad al-Asaad, getroffen, der seine Truppe von der Türkei aus befehligt. Nach Oppositionsangaben sollen ihr bereits rund 40 000 fahnenflüchtige Soldaten angehören.

In mehreren Städten folgten Tausende Menschen einem Aufruf der Organisatoren der seit März andauernden Massenproteste in Syrien und nahmen an Kundgebungen unter dem Motto «Unterstützt die Freie Syrische Armee» teil.

Zwei Reporter des kanadischen Fernsehsenders CBC wurde nach Informationen der dpa in der Nähe von Damaskus festgenommen. Nach einem Verhör kamen sie wieder frei.

Frankreichs Justiz ordnete eine Obduktion des in Homs getöteten französischen Journalisten Gilles Jacquier an. Außerdem sollen Ermittlungen wegen vorsätzlicher Tötung aufgenommen werden.