,

Auslands-Kurzmeldungen Ausgabe 366: von Klimapolitik bis zu Muslimen in den USA

kurzmeldungen

Auslands-Kurzmeldungen Ausgabe 366: In dieser Ausgabe behandeln wir u.a. die Religionen und die Kriege, humanitäre Lage in Afghanistan bis zu Plänen für Gaza.

Klima: COP30 endet mit Minimalkonsens

BÉLEM (KNA). Die erste UN-Klimakonferenz in Amazonien hat nicht die erhofften Beschlüsse zum Ausstieg aus fossiler Energie und zur Begrenzung der Entwaldung gebracht. Doch ein totales Scheitern konnte verhindert werden. Sie dauerte einen Tag länger als geplant, erreichte aber weniger, als viele gehofft hatten: Am 22. November ist im brasilianischen Belém die COP30-Klimakonferenz der UN zu Ende gegangen. Insgesamt 29 Dokumente wurden zum Abschluss unterzeichnet, darunter eines, das die Rechte indigener Völker anerkennt. Aber auf den von Gastgeber Brasilien vorangetriebenen Fahrplan zum Ausstieg aus fossiler Energie und zu dem Ende der Entwaldung konnte man sich nicht einigen. So fuhren viele der Zehntausenden Delegierten enttäuscht nach Hause. Laut brasilianischen Medien gab es eine Zweiteilung: hier ca. 80 Staaten, die unbedingt einen Fahrplan zum Ausstieg aus Kohle, Gas und Öl festlegen wollten, allen voran die EU. Dort rund 70, die das auf keinen Fall möchten. Unter den Gegnern waren so mächtige Staaten wie Saudi-Arabien, China, Indien und Russland sowie afrikanische Länder.

Foto: Roman Yanushevsky, Shutterstock

Rom: Religionen in einer Welt voller Krieg

ROM (IPS). Im Schatten des römischen Kolosseums – einst ein Denkmal imperialer Gewalt – versammelten sich am 4. November religiöse Führer aus aller Welt für drei Tage, um eine Botschaft zu verkünden, die sowohl uralt als auch dringlich erschien: Frieden muss wieder zur heiligen Pflicht der Menschheit werden. Anlass war „Dare Peace“, das Internationale Treffen für den Frieden: Religionen und Kulturen im Dialog, veranstaltet von der Gemeinschaft Sant’Egidio. Drei Tage lang diskutierten Priester, Rabbiner, Imame, Mönche und Gelehrte darüber, was es bedeutet, den Glauben in einer Zeit zu bewahren, die von Angst, Nationalismus und Krieg geprägt ist. Das Treffen endete mit einer Zeremonie unter Vorsitz von Papst Leo XIV., die gleichermaßen Gebetsgottesdienst und politisches Statement war.

Weltsozialgipfel in Katar: Zeit zum Handeln

DOHA (IPS). Katar war vom 4. bis 6. November Gastgeber des Zweiten Weltgipfels für soziale Entwicklung. Über Plenarsitzungen und Rundtischgespräche hinaus wurden in mehr als 250 „Lösungssitzungen” praktische Wege aufgezeigt, um universelle Rechte auf Nahrung, Wohnraum, menschenwürdige Arbeit, sozialen Schutz oder soziale Sicherheit, Bildung, Gesundheit, Pflegesysteme und andere öffentliche Dienstleistungen, internationale Arbeitsnormen sowie die Bekämpfung von Armut und Ungleichheit voranzubringen. Der Gipfel endete mit einer Erklärung.

Foto: Shutterstock

Die OIC will Kinderrechte schützen

JEDDAH (KUNA). Die Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) erklärte am 18. November, dass sie sich weiterhin für die Förderung und den Schutz der Rechte, des Wohlergehens und der Entwicklung von Kindern in allen Mitgliedstaaten und darüber hinaus einsetzen wolle. In einer Erklärung zum Weltkindertag sagte sie, dass die Wahrung des Rechts jedes Kindes auf Bildung, Gesundheitsversorgung, Schutz und ein Leben frei von Gewalt, Ausbeutung und Vernachlässigung eine gemeinsame moralische und humanitäre Pflicht sei. Die OIC betonte, dass Investitionen in das Wohlergehen von Kindern für den Aufbau friedlicher, inklusiver und widerstandsfähiger Gesellschaften unerlässlich seien.

Warnungen der UNO vor humanitären Engpässen

GENF (KNA/IZ). In Afghanistan droht im Winter laut UN-Angaben ein eklatanter Mangel an Unterstützung. Erstmals seit Jahrzehnten könne man wegen extremer Finanzierungsengpässe keine nennenswerte Hilfe leisten, teilte das Welternährungsprogramm WFP am 12. November mit. Von veranschlagten 492 Mio. Euro für die nächsten sechs Monate seien nur 8 % finanziert. Zugleich erlebe das Land einen Anstieg akuter Unterernährung wie nie zuvor. In dem von Taliban regierten Staat ist ein Großteil der Bevölkerung auf Hilfe angewiesen. Viele leiden Hunger. Erschwert wird die Situation durch 2,4 Mio. Flüchtlinge, die seit Jahresbeginn aus Pakistan und dem Iran zurückgekehrt sind.

Foto: Jasmin Merand, Adobe Stock

GfbV: Radikaler Kurswechsel nötig

GÖTTINGEN (GfbV). Vor dem EU-Afrika-Gipfel am 24. und 25. November forderte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) von der EU den längst überfälligen Bruch mit neokolonialen Strukturen: „Europas Politik muss endlich auf Gerechtigkeit, Selbstbestimmung und Menschenrechten beruhen – nicht auf Ausbeutung und Doppelmoral. Europa muss aufhören, seine politischen, wirtschaftlichen und ökologischen Krisen auf den Globalen Süden abzuwälzen. Afrikanische Gesellschaften zahlen den Preis für unseren Wohlstand“, kritisiert Sarah Reinke, Leiterin der Menschenrechtsarbeit der GfbV.

IGMG: Muslime nicht kriminalisieren

KÖLN/PARIS (IZ). Die IGMG kritisierte in einer Pressemitteilung die Kriminalisierung von muslimischen Bürgern in Frankreich nach der Veröffentlichung einer neuen Studie. Generalsekretär Mete sah darin eine Gefahr für den öffentlichen Frieden und forderte eine vorurteilsfreie Behandlung. Begriffe wie „Islamismus“ würden unscharf und pauschal verwendet, religiöse Praxis werde als potenziell radikal dargestellt. Die Studie verschärfe gesellschaftliche Spannungen und fördere Vorurteile gegen muslimische Bürger.​

gewalt kurzmeldungen Muslimfeindlichkeit

Foto: imago images, ZUMA Press Wire

Angriffe auf Muslime in letzten Monaten gestiegen

LONDON (IZ). In Großbritannien ist laut der Nachrichtenagentur Anadolu Agency die Zahl der Angriffe auf Moscheen in den letzten drei Monaten stark gestiegen. Sie bezog sich dabei auf eine Studie des British Muslim Trust (BMT). Mindestens 27 Attacken wurden seit Ende Juli verzeichnet, häufig unter Verwendung von nationalen oder christlichen Symbolen. Diese reichen von Vandalismus bis zu Brandstiftung und werden zunehmend als Ausdruck antimuslimischer Hetze interpretiert. Der BMT fordert staatliche Maßnahmen zur besseren Absicherung von Moscheen.

Verletzte bei Anschlag auf Moschee einer Schule

JAKARTA (KNA). Nach dem Terroranschlag auf die Moschee einer Schule in der indonesischen Hauptstadt hat eine Antiterroreinheit der Polizei die Ermittlungen aufgenommen. Die Behörden riefen am 8. November die Menschen auf, Ruhe zu bewahren und die Ergebnisse der Untersuchungen abzuwarten. Ein Behördensprecher warnte laut Medienberichten zudem davor, Gerüchte zu verbreiten. Beim Freitagsgebet war es in der Moschee zu zwei Detonationen gekommen. Nach Berichten kamen dabei 55 Menschen zu Schaden.

Ostjerusalem: Warnung vor Vertreibungen

JERUSALEM (KNA). Israelische Friedensorganisationen warnen vor der Gefahr einer Massenvertreibung und systematischen Enteignung von Palästinensern in Jerusalem. Zuvor hatten drei palästinensische Familien aus dem Ostjerusalemer Stadtteil Silwan ihre Häuser wegen Zwangsräumungen verlassen müssen. Die Zwangsräumung vom 9. November sei „ein schwerer Verstoß gegen das Völkerrecht“, so die Organisation Ir Amim (Stadt der Völker) am Folgetag. Die Menschenrechtler setzen sich für ein friedliches Zusammenleben von Israelis und Palästinensern ein. Peace Now sprach von „einem Verbrechen gegen eine schutzbedürftige Bevölkerung unter Besatzung“.

Foto: Montecruz Photos, via flickr | Lizenz: CC BY-SA 2.0

Amman kritisiert Ausbau von Siedlungen

AMMAN (KUNA). Das Außenministerium hat die Ankündigung der israelischen Regierung verurteilt, neue Ausschreibungen für den Bau von 356 Wohneinheiten in einer der illegalen Siedlungen im besetzten Westjordanland zu veröffentlichen. Es erklärte, dass dieser Schritt eine Festigung der Besatzung und einen eklatanten Verstoß gegen das Völkerrecht und das humanitäre Völkerrecht darstelle.

Suche nach verunglückten Rohingya beendet

KUALA LUMPUR (IZ). Malaysia stellte am 17. November eine Such- und Rettungsaktion ein, nachdem mindestens 29 Todesfälle auf einem Boot mit Rohingya bestätigt worden waren, das in der Nähe der Seegrenze zu Thailand gekentert war. Die staatliche Nachrichtenagentur Bernama teilte mit, dass die Aktion abgebrochen wurde, nachdem die Behörden ein Gebiet von 1.745,88 Quadratmeilen abgesucht hatten. Die Rohingya, eine überwiegend muslimische Minderheit in Burma, sind Missbrauch, Diskriminierung und Staatenlosigkeit ausgesetzt und versuchen häufig, auf gefährlichen Seereisen ihrer Notlage zu entkommen.

Umbruch Syrien Rebellen Aleppo

Foto: pixabay.com, Michael Gaida | Lizenz: Pixabay

Anklage gegen ehemalige syrische Funktionäre

WIEN (IZ). Zwei ehemalige syrische Regimefunktionäre, ein Ex-Brigadegeneral und ein Ex-Oberstleutnant, die seit 2015 in Österreich leben, sind wegen schwerer Übergriffe auf festgenommene Zivilisten angeklagt. Laut der Wiener Staatsanwaltschaft umfassen die Vorwürfe Folter, schwerwiegende Körperverletzung und sexuelle Gewalt. 21 Opfer sind in dem Verfahren als Nebenkläger vertreten. Die neue syrische Regierung begrüßte die Aufarbeitung von Regimeverbrechen.​

Verfassungsänderung stärkt das Militär weiter

ISLAMABAD (KNA). Das pakistanische Parlament hat mit einer umfassenden Verfassungsänderung die politische Rolle des Militärs gestärkt sowie die Einführung eines von der Regierung ernannten Verfassungsgerichts beschlossen. In Zukunft wird es einen Oberkommandanten für alle drei Teilstreitkräfte der Armee geben. Das neue Verfassungsgericht steht über dem bisherigen Obersten Gerichtshof und schränkt damit dessen Befugnisse als bisherige letzte Instanz ein. Nach der Nationalversammlung stimmte am 13. November auch der Senat der Verfassungsänderung zu. Die oppositionelle PTI kritisierte die Verfassungsänderung als Abschaffung von Demokratie und der Unabhängigkeit der Justiz.

Vertreibungsphantasien Kurzmeldungen gaza

Foto: UNRWA, via Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY 4.0

Internationale Truppe könnte „bald“ kommen

WASHINGTON (IZ). US-Präsident Trump sagte, dass eine von den USA koordinierte Stabilisierungstruppe für Gaza „bald vor Ort“ sein werde, und lobte den derzeitigen Waffenstillstand. „Es wird sehr bald soweit sein. Und Gaza läuft sehr gut“, sagte er am 6. November bei einem Gipfeltreffen im Weißen Haus mit den Präsidenten der zentralasiatischen Länder Usbekistan, Kirgisistan, Turkmenistan und Tadschikistan. Trotz einer Reihe von Verstößen gegen die Waffenruhe durch Israel argumentierte er, dass „der Frieden in Gaza“ gut funktioniere und die Ruhe halte, und sagte, dass sie eng mit den Ländern der Region und ihren Verbündeten zusammenarbeiteten. Zu seiner Ankündigung, dass Kasachstan dem Abkommen zwischen Israel und mehrheitlich muslimischen Staaten beitreten werde, sagte der US-Präsident, er hoffe, dass andere zentralasiatische Nationen ebenfalls teilnehmen und beitragen würden, dem Prozess neue Impulse zu verleihen.

Die Rede ist von tausenden Amputationen

GAZA (KUNA). Behörden im Gazastreifen gaben am 11. November bekannt, dass während des Krieges 6.000 Amputationsfälle registriert wurden, die dringende langfristige Rehabilitation erfordern, wobei es an Einrichtungen, psychologischer Unterstützung und Hilfsmitteln mangelt, was das Leid noch verstärkt. Der Anteil der Kinder an der Gesamtzahl der Fälle wird auf 25 Prozent geschätzt, der Anteil der Frauen auf 12,7 Prozent.

Kurzmeldungen

Foto: The White House | Lizenz: gemeinfrei

Trump kündigt einen neuen Riesendeal an

WASHINGTON (KUNA). US-Präsident Donald J. Trump erklärte, dass am 19. November Vereinbarungen und Verträge im Wert von 270 Mrd. USD zwischen Dutzenden US-Unternehmen und Saudi-Arabien unterzeichnet worden seien. In einer Rede vor dem US-Saudi-Investitionsforum, das in Washington in Anwesenheit des saudischen Kronprinzen Mohammad bin Salman stattfand, sagte Präsident Trump zu seinem Gast: „Ich möchte Ihnen dafür danken, dass Sie all diese Arbeitsplätze und großartigen Möglichkeiten nach Amerika gebracht und Amerika großen Wohlstand beschert haben.“

Weltbank spricht von Extremhitze bis 2030

KARATSCHI (IZ). Fast 90 % der Bevölkerung Südasiens werden bis 2030 von extremer Hitze bedroht sein, und ca. ein Viertel wird von schweren Überschwemmungen, warnt eine neue Studie der Weltbank. Der Bericht basiert auf Fallstudien aus Bangladesch, Indien und Pakistan und kommt zu dem Schluss, dass die Region aufgrund seiner hohen Bevölkerungsdichte, steigender Temperaturen und exponierten geografischen Lage eine der weltweit am stärksten vom Klima betroffenen Regionen ist.

wähler usa

Foto: Emgage USA

Muslime erzielten Erfolge bei Sonderwahlen

NEW YORK (IZ). Der Sieg von Zohran Mamdani hat ihn auf den Weg gebracht, der erste muslimische Amerikaner zu werden, der die größte Stadt der USA und ihr Finanzzentrum leitet. Aber der 34-Jährige war bei weitem nicht der einzige Muslim, der in diesem Wahlzyklus außerhalb des Wahljahres ein lokales Amt gewonnen hat. Insgesamt sechs Muslime haben sich laut dem Council on American-Islamic Relations (CAIR) das höchste Amt in ihren Städten gesichert.

, ,

Hunger, Tod, Vertreibung: Über welche Krisen wir nicht sprechen

afrika horn krise

Vergessene Krisen: 123 Millionen Menschen weltweit sind Zwangsvertriebene. Experten zufolge gibt es heute so viele bewaffnete Konflikte wie seit 1946 nicht mehr: 61 in 36 Ländern. Die meisten geschehen abseits der Weltöffentlichkeit.

Bonn (KNA, iz). Hunger im Gazastreifen, das Leid der entführten Geiseln, abgeworfene Hilfslieferungen, die ihr Ziel nie erreichen. Die Lage in Nahost beherrscht die Schlagzeilen. Andere Krisen und Konflikte indes werden medial verdrängt. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) nimmt einige davon in den Blick.

Die große Krise im Sudan

Im Sudan wurde im April 2023 aus einem Kampf zwischen der sudanesischen Armee und den paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) ein Krieg um die Vorherrschaft im Land. Auslöser war die geplante Eingliederung der RSF in das reguläre Militär.

Die Vorgeschichte aber ist viel älter: 2019 wurde Langzeitherrscher Omar al-Bashir gestürzt. Nach anfänglicher Hoffnung wuchsen wirtschaftliche Probleme und damit Unzufriedenheit. 2021 kam es zu einem Militärputsch. 2023 eskalierte die Gewalt.

krieg schlagzeilen

Foto: UNHCR | Ala Kheir

Die Folgen: Zwölf Millionen Menschen wurden seither laut UN-Angaben vertrieben. Vier Millionen suchten Schutz in Nachbarländern, die ebenfalls unter dem anhaltenden Bürgerkrieg leiden. Allein der Tschad nahm bisher 1,2 Millionen Menschen auf.

Mindestens 150.000 Menschen starben. Eine Hungersnot wurde schon im August 2024 in Teilen Nord-Darfurs bestätigt. Nach Schätzung des UN-Koordinierungsbüros für humanitäre Hilfe (OCHA) werden in diesem Jahr 4,2 Milliarden US-Dollar für humanitäre Hilfe benötigt, doch bisher ist nicht einmal jeder vierte US-Dollar bereitgestellt.

Laut der Welthungerhilfe sind in Darfur neun Millionen Menschen dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen. Im ganzen Land gebe es 30 Millionen Hilfsbedürftige. Im Januar sprach der damalige Papst Franziskus von der schlimmsten humanitären Katastrophe der Welt.

Am Horn von Afrika

Über Somalia am Horn von Afrika, einen der fragilsten Staaten der Welt, wird schon lange kaum noch berichtet. Dabei gelang es der Terrormiliz Al-Shabaab im März, in der Stadt Beledweyne im Zentrum des Landes für 24 Stunden ein ganzes Hotel unter ihre Kontrolle zu bringen. 20 Menschen wurden ermordet.

Die Extremisten führen einen bewaffneten Kampf gegen die Regierungstruppen; dazu kommt politische Instabilität. Nach UN-Angaben sind fast vier Millionen Menschen vertrieben worden, etwa 4,4 Millionen leben in einer kritischen Ernährungssituation. Der Klimawandel und die daraus resultierenden Dürren und Überschwemmungen verschärfen den Konflikt.

Foto: UN Photo, via flickr | Lizenz: CC BY-NC-ND 2.0

Mali und der Sahel

Seit dem Abzug der Bundeswehr hat auch das Interesse am Sahelstaat Mali merklich abgenommen. Dabei breitet sich die islamistische terroristische „Gruppe für die Unterstützung des Islams und der Muslime“ (JNIM) rasant in Richtung Süden und Westen aus und ist längst in den Nachbarländern – vor allem Burkina Faso und Niger – präsent.

Angst und Schrecken verbreitet aber auch die malische Armee, die mit der russischen Wagner-Miliz – heute Afrikakorps genannt – kooperiert. Die Vorwürfe von Menschenrechtlern: Im Anti-Terror-Kampf würden selbst unschuldige Zivilisten zu Terroristen erklärt, es komme zu Massakern mit Hunderten Toten. Eine unabhängige Berichterstattung aus der Region ist derzeit nicht möglich.

Komplett aus den hiesigen Nachrichten verschwunden ist Kamerun. Das passt zur Einschätzung des Norwegischen Flüchtlingsrats, der jährlich eine Liste vernachlässigter Vertreibungskrisen erstellt.

Die aktuelle Rangfolge führt erneut das Land in Zentralafrika an. Aufgrund mehrerer Krisen – Terroristen im Norden, im Südwesten ein Kampf zwischen Armee und nach Unabhängigkeit strebenden Milizen – gibt es mehr als 1,1 Millionen Binnenvertriebene.

Dass sich daran etwas ändert, ist unwahrscheinlich: Im Oktober will sich der 92 Jahre alte Langzeitherrscher Paul Biya zur Wiederwahl stellen.

myanmar

Screenshot: Arakan Army, YouTube

Vergessener Tod in Myanmar

In Asien spielt sich ebenfalls eine von der Weltöffentlichkeit wenig beachtete Krise ab: Seit einem Putsch im Februar 2021 ist das Militär an der Macht. Im darauf folgenden Bürgerkrieg starben Zehntausende Menschen. Hinzu kam vor einigen Monaten ein verheerendes Erdbeben mit Tausenden Toten.

Juntachef Min Aung Hlaing hat zwar für Ende des Jahres Wahlen angekündigt. Doch Beobachter sind skeptisch, ob dies tatsächlich zum Frieden führt: Der Juntachef selbst leitet die Wahlkommission. Überdies beschränkt ein Gesetz den freien Zugang zum Internet.

Afghanistan

Weitgehend ignoriert wird mittlerweile auch Afghanistan. Dabei gingen Bilder von dort vor vier Jahren um die Welt: Tausende Afghanen auf dem Rollfeld des Kabuler Flughafens mit der Hoffnung, das Land in letzter Minute vor der Machtübernahme der Taliban doch noch verlassen zu können.

An das Schicksal der afghanischen Zivilbevölkerung – vor allem die Rechte von Frauen und Mädchen wurden stark eingeschränkt – wird meist nur noch am Jahrestag (15. August) erinnert.

, ,

Tipps & Tricks: Einführung in die afghanische Küche

afghan

Jenseits einer eher bedrückenden Gegenwart ist Afghanistan voller beeindruckender kultureller Traditionen. Dazu gehört auch seine Küche, die weit über die Landesgrenzen geschätzt wird. (iz). Gegenwärtig und insbesondere nach der Machtübernahme […]

IZ+

Weiterlesen mit dem IZ+ (Monatsabo)

Mit unserem digitalen Abonnement IZ+ (Monatsabo) können Sie weitere Hintergrundbeiträge, Analysen und Interviews abrufen. Gegen einen Monatsbeitrag von 3,50 € können Sie das erweiterte Angebot der Islamischen Zeitung sowie das ständig wachsende Archiv nutzen.

Abonnenten der IZ-Print sparen beim IZ+ Abo 50%.

Wenn Sie bereits IZ+ Abonnent sind können Sie sich hier einloggen.

* Einfach, schnell und sicher bezahlen per Paypal, Kredit-Karte, Lastschrift oder Banküberweisung. Das IZ+ Abo verlängert sich automatisch um einen Monat, wenn es nicht vorher gekündigt wurde. Sie können ihr bestehendes Abo jederzeit auf der Mein Konto-Seite kündigen.

, ,

„Keinerlei Freiheit“: Caritas-Expertin über Frauen in Afghanistan

afghanistan frauen

Vor drei Jahren eroberten die Taliban Afghanistan im Handstreich zurück. Vor allem für Frauen fürchteten Menschenrechtler danach schwere Einschränkungen. Eine Expertin sagt nun: Es wird sogar noch schlimmer.

(KNA). Henrike Bittermann ist Afghanistan-Referentin bei Caritas international. Die katholische Hilfsorganisation ist seit Jahrzehnten mit humanitären, psychosozialen und medizinischen Projekten in Afghanistan aktiv. Drei Jahre nach der erneuten Taliban-Machtübernahme zeichnet sie ein drastisches Bild der Unterdrückung und des Schikanierens von Frauen. Hoffnung auf einen Wandel sieht sie derzeit nicht. Und das führe zu großer Verzweiflung und Angst.

Frage: Vor wenigen Tagen haben die Taliban – drei Jahre nach ihrer Machtübernahme – ein „Tugendgesetz“ zur „Prävention gegen das Laster“ veröffentlicht. Welche Folgen hat das neue Gesetz?

Henrike Bittermann: Wir dachten schon vorher, schlimmer kann es bei den Einschränkungen für Frauen nicht werden – aber es wurde schlimmer. Frauen müssen sich jetzt am ganzen Körper verschleiern. Der bislang übliche Hijab, bei dem das Gesicht offen bleiben dürfte, ist jetzt verboten. Frauen sollen in der Öffentlichkeit nicht mehr laut sprechen – manche Tugendwächter könnten das als vollständiges Sprechverbot auslegen. Frauen dürfen Männer nicht mehr anschauen. Und Frauen dürfen nur noch mit ihrem „Mahram“ – einem eng verwandten männlichen Aufpasser oder ihrem Ehemann – das Haus verlassen.

afghanen

Foto: UN Photo/Eric Kanalstein, www.unmultimedia.org/photo, via flickr

Frage: Was bleibt dann noch an Freiheiten?

Henrike Bittermann: Fast keine mehr. Der Alltag von Frauen findet zu 95 bis 99 Prozent nur noch im eigenen Haus statt. Über alle diese Vorschriften wacht die sogenannte Tugendpolizei. Diese Männer kontrollieren Frauen auf offener Straße und schikanieren sie. All das zielt darauf ab, Frauen Angst zu machen, damit sie nur noch zu Hause bleiben.

Frage: Wie kann eine Gesellschaft funktionieren, wenn die Hälfte der Menschen vom öffentlichen Leben ausgeschlossen ist? Mädchen nur bis zur sechsten Klasse in die Schule gehen dürfen und Universitäten für Frauen Tabu sind?

Henrike Bittermann: Die Taliban sind so stark, dass sie ihre Regeln durchsetzen. Im Moment denken sie nicht an die langfristigen Folgen: Aber was wird künftig sein, wenn keine Ärztinnen oder Lehrerinnen mehr ausgebildet werden? Für Stellen, die nach islamischem Recht Männer gar nicht ausüben dürfen.

Frage: Könnten Frauen aus dem Land fliehen?

Henrike Bittermann: Kaum, es gibt überall im Land sehr scharfe Kontrollen und Checkpoints. Wenn überhaupt, können sich Frauen nur mit ihrem Mahram bewegen. Ich habe am Flughafen erlebt, wie alleinreisende Frauen nicht ins Flugzeug steigen durften. Und selbst wenn sie das Land mit ihrer Familie verlassen könnten – welche Perspektive hätten sie denn? Welches Land würde sie aufnehmen? Nicht nur Deutschland verschärft seine Migrationsgesetze.

Frage: Im Iran kam es nach Übergriffen der Tugendpolizei zu Massenprotesten – wäre das in Afghanistan auch denkbar?

Henrike Bittermann: Momentan auf keinen Fall! Die Taliban sind zu stark. Und es gab hier noch nie eine breite gesellschaftliche Bewegung gegen das Regime. Zwar wünschen sich natürlich auch viele Männer mehr Freiheiten für ihre Ehefrauen und für ihre Töchter. Sie hoffen, dass sie eine weiterführende Schule oder Universität besuchen können. Aber dass sie dafür auf die Straße gehen, in Widerstand gegen das Taliban-Regime, das ist, auch aus Angst, jenseits aller denkbaren Möglichkeiten.

, ,

Journalisten-NGO ernüchtert über Hilfe für Afghanen

afghanen

Die Bundesregierung verfehlt ihre Ziele bei der Aufnahme bedrohter Afghanen deutlich. Angesichts des Sparkurses könnte das Programm auslaufen, obwohl noch Tausende auf Rettung warten. Reporter ohne Grenzen schlägt Alarm. (KNA). […]

IZ+

Weiterlesen mit dem IZ+ (Monatsabo)

Mit unserem digitalen Abonnement IZ+ (Monatsabo) können Sie weitere Hintergrundbeiträge, Analysen und Interviews abrufen. Gegen einen Monatsbeitrag von 3,50 € können Sie das erweiterte Angebot der Islamischen Zeitung sowie das ständig wachsende Archiv nutzen.

Abonnenten der IZ-Print sparen beim IZ+ Abo 50%.

Wenn Sie bereits IZ+ Abonnent sind können Sie sich hier einloggen.

* Einfach, schnell und sicher bezahlen per Paypal, Kredit-Karte, Lastschrift oder Banküberweisung. Das IZ+ Abo verlängert sich automatisch um einen Monat, wenn es nicht vorher gekündigt wurde. Sie können ihr bestehendes Abo jederzeit auf der Mein Konto-Seite kündigen.

,

Drei Jahre nach Taliban-Rückkehr: Afghanistan krisengeschüttelt

Taliban afghanistan

Niemand hatte geahnt, wie zügig die Taliban vor drei Jahren wieder die Macht in Afghanistan übernehmen konnten. Die Welt scheint sich damit abgefunden zu haben – das Land jedoch steht […]

IZ+

Weiterlesen mit dem IZ+ (Monatsabo)

Mit unserem digitalen Abonnement IZ+ (Monatsabo) können Sie weitere Hintergrundbeiträge, Analysen und Interviews abrufen. Gegen einen Monatsbeitrag von 3,50 € können Sie das erweiterte Angebot der Islamischen Zeitung sowie das ständig wachsende Archiv nutzen.

Abonnenten der IZ-Print sparen beim IZ+ Abo 50%.

Wenn Sie bereits IZ+ Abonnent sind können Sie sich hier einloggen.

* Einfach, schnell und sicher bezahlen per Paypal, Kredit-Karte, Lastschrift oder Banküberweisung. Das IZ+ Abo verlängert sich automatisch um einen Monat, wenn es nicht vorher gekündigt wurde. Sie können ihr bestehendes Abo jederzeit auf der Mein Konto-Seite kündigen.

, ,

„The Afghans“: Leben unter den Taliban

the afghans

Åsne Seierstad beschreibt in „The Afghans“ das Leben dreier Menschen. (The Conversation). Im August 2021 wurde die Welt von Bildern aus Afghanistan erschüttert, als die Taliban in Kabul einmarschierten. Verängstigte […]

IZ+

Weiterlesen mit dem IZ+ (Monatsabo)

Mit unserem digitalen Abonnement IZ+ (Monatsabo) können Sie weitere Hintergrundbeiträge, Analysen und Interviews abrufen. Gegen einen Monatsbeitrag von 3,50 € können Sie das erweiterte Angebot der Islamischen Zeitung sowie das ständig wachsende Archiv nutzen.

Abonnenten der IZ-Print sparen beim IZ+ Abo 50%.

Wenn Sie bereits IZ+ Abonnent sind können Sie sich hier einloggen.

* Einfach, schnell und sicher bezahlen per Paypal, Kredit-Karte, Lastschrift oder Banküberweisung. Das IZ+ Abo verlängert sich automatisch um einen Monat, wenn es nicht vorher gekündigt wurde. Sie können ihr bestehendes Abo jederzeit auf der Mein Konto-Seite kündigen.

, , ,

Caritas: 23 Millionen Afghanen leiden Hunger

afghanen

2021 übernahmen die Taliban die Macht über die Afghanen. Caritas international betont aber: Es müsse möglich sein, „dass Frauen mit uns und wir für Frauen arbeiten können“.

Freiburg (KNA). Rund drei Jahre nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan ist dort die Situation der Bevölkerung nach Caritas-Angaben dramatisch. „Die humanitäre Lage ist weiterhin äußerst prekär“, sagte der Leiter des Hilfswerks Caritas international, Oliver Müller, in einem Interview der Zeitschrift „Herder-Korrespondenz (Juni-Ausgabe).

„Rund 23 Millionen Menschen, die Hälfte der Bevölkerung, leiden Hunger“, betonte Müller. Die Machtübernahme habe zur Folge gehabt, dass sich der wirtschaftliche Niedergang des Landes weiter beschleunigt habe – nach jahrzehntelangem Bürgerkrieg und mehreren Naturkatastrophen.

Durch das Ende der bewaffneten Kämpfe habe sich zwar die Sicherheitslage verbessert. „Sehr schwer wiegt jedoch die dramatische Verschlechterung der Menschenrechtslage, insbesondere für ethnische Minderheiten wie die Hazara sowie für Frauen und Mädchen“, sagte Müller. Frauen seien vom Universitätszugang und „von weiten Teilen der Arbeit für Hilfsorganisationen“ ausgeschlossen.

Hilfswerke könnten weiter aktiv sein in Afghanistan. Die Rahmenbedingungen müssten jedoch immer wieder neu ausgehandelt werden, sagte der Caritas-international-Chef. Das sei oft mühsam, aber derzeit vielerorts machbar.

Es gebe aber durchaus „rote Linien“ für eine Zusammenarbeit seitens der Caritas: „Wenn die Möglichkeit nicht mehr besteht, dass Frauen mit uns und wir für Frauen arbeiten können, müssen wir die Hilfen einstellen.“ Dies sei in einigen Provinzen schon passiert.

Zur Frage, was aus den Ortskräften, die einst für Deutschland oder die USA in Afghanistan gearbeitet haben, geworden sei, sagte Müller: „Wir können nur für unsere Mitarbeitenden sprechen, die bis August 2021 in unserem Kabuler Büro für uns gearbeitet haben. Wer von diesen Kollegen Afghanistan verlassen wollte, ist mittlerweile außer Landes und hat in Deutschland Aufnahme gefunden.“

Die Eingewöhnung sei „für nahezu alle ein oft sehr steiniger Weg“. Frustrierend sei, dass in vielen Fällen die Berufsabschlüsse dieser Menschen nicht anerkannt würden.

, ,

Taliban sollen höhere Mädchenschulen in Afghanistan öffnen

taliban

Die Taliban wurden von der UNO aufgefordert, die Einrichtungen für höhere Bildung für Mädchen zu öffnen.

Kabul (dpa). Angesichts des Verbots von Mädchenbildung in weiterführenden Schulen in Afghanistan vor zwei Jahren haben die Vereinten Nationen die dort regierenden Taliban dazu aufgefordert, höhere Mädchenschulen wieder zu öffnen.

Taliban verletzen laut Guterres Menschenrechte

„Mädchen gehören in die Schule“, schrieb UN-Generalsekretär António Guterres auf der Plattform X, ehemals Twitter, am 18. September. „Lasst sie wieder rein.“ Die Schließung von Mädchenschulen ab der 7. Klasse nannte er eine „nicht zu rechtfertigende Verletzung von Menschenrechten, die dem gesamten Land langfristigen Schaden zufügt“.

Foto: Word Bank Photo Collection, via flickr | Lizenz: CC BY-NC-ND 2.0

Auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International rief die Taliban dazu auf, die Schulen umgehend wieder zu öffnen. Die Zukunft und Träume Tausender afghanischer Mädchen stünden auf dem Spiel, schrieb die Organisation auf X.

Keine weiterführende Bildung für Mädchen und Frauen

Die militanten Taliban sind seit August 2021 wieder in Afghanistan an der Macht. Sie haben seither die Rechte von Frauen und Mädchen stark eingeschränkt, vor allem im Bildungsbereich.

Mädchen dürfen nur bis zur 6. Klasse in die Schule gehen und auch keine Universitäten mehr besuchen. Afghanistan ist so das einzige Land der Welt, in dem es Beschränkungen für die Bildung von Frauen gibt.

Foto: USAID, via Pixnio | Lizenz: Public Domain

Sie erklären das damit, dass dies nicht mit ihrer Auslegung des islamischen Rechts, der Scharia, vereinbar sei. Das Verbot löste weltweit Verurteilungen aus. Es gilt weiter als das größte Hindernis, damit ihre Regierung international anerkannt wird.

,

Wasserknappheit lässt Teheran und Kabul kollidieren

Wasserknappheit helmand

Wasserknappheit: Das Ausbleiben von Niederschlägen führt zu Konflikt zwischen Teheran und Taliban (iz). Die Menschen entlang der Grenze im Iran und in Afghanistan sind angesichts langer Trockenphasen vom Wasser des […]

IZ+

Weiterlesen mit dem IZ+ (Monatsabo)

Mit unserem digitalen Abonnement IZ+ (Monatsabo) können Sie weitere Hintergrundbeiträge, Analysen und Interviews abrufen. Gegen einen Monatsbeitrag von 3,50 € können Sie das erweiterte Angebot der Islamischen Zeitung sowie das ständig wachsende Archiv nutzen.

Abonnenten der IZ-Print sparen beim IZ+ Abo 50%.

Wenn Sie bereits IZ+ Abonnent sind können Sie sich hier einloggen.

* Einfach, schnell und sicher bezahlen per Paypal, Kredit-Karte, Lastschrift oder Banküberweisung. Das IZ+ Abo verlängert sich automatisch um einen Monat, wenn es nicht vorher gekündigt wurde. Sie können ihr bestehendes Abo jederzeit auf der Mein Konto-Seite kündigen.