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Sudan: Zahl der Binnenflüchtlinge erreichen neues Rekordhoch

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Foto: Islamic Relief Deutschland e.V.

Die IOM warnt, dass die Zahl der durch den Konflikt im Sudan vertriebenen Menschen auf über zehn Millionen ansteigen könnte.

Port Sudan (IOM). Die Internationale Organisation für Migration (IOM) hat davor gewarnt, dass die Zahl der durch den Konflikt im Sudan vertriebenen Menschen auf über zehn Millionen ansteigen könnte. Die schlimmste Binnenvertriebenenkrise der Welt spitzt sich weiter zu, und drohende Hungersnöte und Krankheiten verschlimmern das durch den Konflikt verursachte Chaos.

Sudan: Zahlen könnten auf über 10 Mio. steigen

Die Displacement Tracking Matrix der IOM, die wöchentlich Statistiken veröffentlicht, verzeichnete letzte Woche 9,9 Millionen Binnenvertriebene in allen 18 Bundesstaaten des Sudan – 2,8 Millionen vor dem Krieg im April 2013 und 7,1 Millionen seitdem. Mehr als die Hälfte der Binnenvertriebenen sind Frauen und mehr als ein Viertel Kinder unter fünf Jahren.

„Stellen Sie sich vor, eine Stadt von der Größe Londons wird vertrieben. So sieht es aus, aber es geschieht unter ständiger Bedrohung durch Kreuzfeuer, Hunger, Krankheiten und brutale ethnische und geschlechtsspezifische Gewalt“, sagte IOM-Generaldirektorin Amy Pope. „Der humanitäre Bedarf im Sudan ist enorm, akut und unmittelbar, und dennoch sind erst 19 Prozent der von uns angeforderten Mittel bereitgestellt worden. Um eine drohende Hungersnot abzuwenden, bedarf es einer gemeinsamen internationalen Anstrengung.“

Insgesamt mussten rund 12 Millionen Menschen aus dem Sudan fliehen, mehr als 2 Millionen flohen über die Grenzen in die Nachbarländer, vor allem in den Tschad, den Südsudan und nach Ägypten.

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Foto: Abd_Almohimen_Sayed, Shutterstock

Der Krieg gegen die Bürger will nicht enden

Nach Jahren der Krise brach Mitte April 2023 ein Bürgerkrieg aus, als in der Hauptstadt Khartum heftige Kämpfe zwischen den sudanesischen Streitkräften (SAF) und den Rapid Support Forces (RSF) ausbrachen, die sich schnell auf das gesamte riesige Land mit fast 50 Millionen Einwohnern ausweiteten. 

Der Krieg ist brutal, intensiv und wird mit großer Härte geführt. Es wird von schweren Menschenrechtsverletzungen berichtet, darunter ethnische Gewalt, Vergewaltigungen und Massenvergewaltigungen als Mittel der Kriegsführung. 70% der Menschen, die im Sudan zur Flucht gezwungen wurden, versuchen an Orten zu überleben, an denen eine Hungersnot droht.

Der Zugang für humanitäre Hilfe ist lückenhaft oder nicht vorhanden. Die bevorstehende Regenzeit wird die Situation weiter verschärfen und könnte zu klimabedingten Katastrophen und der Ausbreitung von Krankheiten führen.

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Foto: Sudan Envoy

Al-Faschir: Zivilisten sitzen in der Falle

In Al-Faschir, der Hauptstadt von Nord-Darfur, sind mehr als 800.000 Zivilisten aufgrund des sich verschärfenden Konflikts in einem „gnadenlosen Ansturm von Kämpfen und Luftangriffen“ gefangen, wie es das IASC ausdrückt.

Die grundlegende Infrastruktur, einschließlich der Gesundheitsversorgung, ist zusammengebrochen. Die Preise für Lebensmittel, Wasser und Treibstoff sind in die Höhe geschossen, so dass diese grundlegenden Güter unerschwinglich geworden sind.

„Wichtige Straßen aus Al-Faschir sind blockiert, so dass die Zivilbevölkerung keine sicheren Gebiete erreichen kann. Gleichzeitig ist die Versorgung der Stadt mit Nahrungsmitteln und anderen humanitären Hilfsgütern eingeschränkt“, fügt Othman Belbeisi, IOM-Regionaldirektor für den Nahen Osten und Nordafrika, hinzu.

„Wir fordern gemeinsam mit den Vereinten Nationen ein sofortiges Ende der Kämpfe und einen sicheren, ungehinderten und dauerhaften Zugang für humanitäre Hilfe über Grenzen und Frontlinien hinweg. Millionen von Menschenleben hängen davon ab.“