
Nur-Sultan (dpa). Bei schweren Ausschreitungen sind im Süden der zentralasiatischen Republik Kasachstan nach Behördenangaben mindestens acht Menschen getötet worden. Es gebe auch 40 Verletzte, teilte Innenminister Jerlan Turgumbajew am 8. Januar in der Hauptstadt Nur-Sultan mit. 49 Menschen seien nach den Unruhen in der Region Kordaj im Gebiet Schambyl festgenommen worden.
Präsident Kassym-Schomart Tokajaw ordnete an, die Ursachen für den dort ungewöhnlichen Gewaltausbruch zu klären. Möglich ist etwa ein ethnischer Konflikt in der von Duganen – einer muslimischen chinesischen Minderheit – bewohnten Region an der Grenze zu Kirgistan.
Es müssten jene zur Verantwortung gezogen werden, die zu Hass zwischen Volksgruppen aufriefen, Gerüchte verbreiteten und Desinformation betrieben, sagte Tokajew. Er wies in einer auch als Video verbreiteten Rede zudem humanitäre Hilfe für die Menschen in dem Gebiet an. „Am wichtigsten ist es jetzt, die Bevölkerung zu beruhigen“, sagte er. Eine Regierungskommission solle sich um die Lage kümmern. In dem Steppenstaat – eine autoritär regierte frühere Sowjetrepublik – ist Armut trotz des Ölreichtums weit verbreitet.
Medien veröffentlichen Bilder von verbrannten und zerstörten Häusern in der Ortschaft Massantschi. Dort war es am 7. Januar und in der Nacht zum 8. Januar zu Ausschreitungen gekommen, die sich auf andere Orte ausweiteten. Dutzende Häuser und Autos wurden zerstört. Von Hunderten Beteiligten war die Rede. Dabei fielen auch Schüsse. Die Hintergründe dafür waren unklar. Auch zwei Polizisten hätten Schussverletzungen erlitten, sagte Minister Turgumbajew. Die Ex-Sowjetrepublik Kirgistan verstärkte die Kontrollen an der Grenze zu dem Gebiet.
Die in Bulgarien erscheinende Tageszeitung „Duma“ kommentierte die Ereignisse wie folgt: „Die ethnischen Ausschreitungen im ölreichen Kasachstan sorgen für Schlagzeilen, weil dies die einzige ehemalige sowjetische Republik ist, der die inneren Konflikte beim Wechsel von Systemen und der Epochen erspart wurden. (.) Einer der wichtigsten Protagonisten bei der jetzigen Gewalttätigkeit sind die Duganen – Muslime, die Chinesisch sprechen. Sie sind Nachfahren von Chinesen, die Mitte des 19. Jahrhunderts wegen der Unterdrückung durch die chinesischen Behörden ins Russische Reich übersiedelten. (.) Weder diese noch die andere Konfliktseite mag ein himmlischer Engel sein; die Tatsache aber, dass die Gewalt so schnell entflammte, spricht für Zorn und Hass, die seit langem angehäuft wurden. Dies haben die Regierenden verschlafen.“