Istanbul (KNA). Widerstände in Europa gegen das EU-Streben der Türkei bilden nach Einschätzung des türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu einen Grund für radikal-islamistische Gewalttaten wie die Terroranschläge von Paris. Das Ausmaß der derzeitigen „kulturellen Spannungen“ hätte verhindert werden können, wenn es in den vergangenen Jahren keine Hürden für den türkischen EU-Beitrittswunsch gegeben hätte, sagte Davutoglu laut türkischen Presseberichten vom Montag. Davutoglu hatte am Sonntag in Paris am Trauermarsch für die Opfer der Terroranschläge der vergangenen Woche teilgenommen.
Die „Wurzel des Problems“ liege darin, dass in Europa Politik mit dem Nein zur Türkei gemacht werde, sagte Davutoglu in Anspielung auf die Türkei-Skepsis bei europäischen Politikern und auf die Erfolge rechtspopulistischer Parteien in der EU. Der türkische Regierungschef betonte, „Hetze»“ gegen andere Kulturen in Europa habe zur Radikalisierung muslimischer Jugendlicher beigetragen. Die Attentäter von Paris seien nicht in muslimischen Ländern aufgewachsen, sondern in Frankreich.
Davutoglu wollte im Laufe des Tages in Berlin mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zusammentreffen und in der Unterredung insbesondere auf das Problem der Islamfeindlichkeit eingehen. Türkische Regierungspolitiker werfen der EU vor, beim Aufnahmeantrag der Türkei auch deshalb zu zögern, weil es sich um ein muslimisches Land handelt.