Vom Ein-Mann-Betrieb zur größten Hilfsorganisation Afrikas: Gründer Imtiaz Sooliman zieht seine Motivation aus dem Glauben. Bericht von Markus Schönherr

Die Brennpunkte der Welt sind ihr Arbeitsplatz. „Gift of the Givers“ (Gabe der Geber) ist die größte Hilfsorganisation Afrikas. Ihr Gründer, Imtiaz Sooliman, verhandelt wenn nötig auch mit Terroristen.

Johannesburg (KNA) Ob in Syrien, Libyen oder Haiti – die Helfer aus Südafrika sind meist sehr schnell zur Stelle. 1992 gegründet, ist „Gift of the Givers“ (Gabe der Geber) heute die größte humanitäre Organisation Afrikas. Ihr Gründer, Imtiaz Sooliman, beschreibt die Entwicklung als eine „südafrikanische Erfolgsgeschichte“. Vorrangigstes Ziel ist die unbürokratische Hilfe für Arme und Notleidende.

„Wir haben keine aufgeblähte Verwaltung. Ich treffe die Entscheidungen, und das kann innerhalb von fünf Sekunden geschehen“, erzählt der gebürtige Südafrikaner und gelernte Arzt. „Nach mehr als 20 Jahren Erfahrung im humanitären Geschäft sind unsere Mediziner und Krisenhelfer ständig in Bereitschaft.“ 2004 reagierte Gift of the Givers als erste internationale Hilfsorganisation auf die Tsunami-Katastrophe in Sri Lanka. 2010 waren seine Helfer unter den ersten fünf Organisationen, die bei der Jahrhundertflut in Pakistan Zelte, Decken und Lebensmittel verteilten.

„Wir stocken permanent unsere Lebensmittel, Bergungsgeräte und medizinisches Equipment auf. In unseren Depots lagern Medikamente im Wert von drei Millionen Euro. Wir haben Verträge mit Pharma-Unternehmen und Fluggesellschaften. Wenn wir morgens Medikamente bestellen, können wir sie am Nachmittag ausfliegen“, berichtet Sooliman. Binnen einer Stunde seien Helfer mobilisiert; binnen fünf Stunden befinde man sich auf dem Weg in das Krisengebiet.

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1992 startete Gift of the Givers als Ein-Mann-Betrieb in Soolimans Schlafzimmer in Pietermaritzburg, der Hauptstadt der Provinz KwaZulu-Natal. Als junger Mediziner war Sooliman zuvor während einer Dürre nach Mosambik gereist. Zurück in Südafrika, startete der Nachfahre indischer Einwanderer eine Spendenaktion, um Brunnen für die geplagte Bevölkerung zu graben. Binnen einer Woche hatte er eine Million Rand eingenommen (Tageskurs rund 77.000 Euro). Der Traum einer eigenen Hilfsorganisation war geboren.

Heute verfügt die Organisation mit 70 Mitarbeitern über fünf Standorte in Südafrika und weitere Büros in Somalia, Malawi, Mauretanien, Syrien, Senegal, Gaza, Simbabwe und Jemen. In bisher 42 Ländern half Soolimans Team Bedürftigen, egal ob Bürgerkriege oder die zerstörerische Natur Hilfe notwendig machten. Nach Einschätzung Soolimans hat auch der Einsatz seiner Organisation dazu beigetragen, Afrikas Image als Problemkontinent zu verbessern – mit dem Bild von Afrikanern, die geben statt zu nehmen. „Wo immer wir hingehen und Leben retten, weht die südafrikanische Flagge. Wir haben die Fähigkeiten und das medizinische Fachwissen.“

Geholfen wird auf unterschiedliche Weise. Seit dort das lokale Gesundheitswesen zusammengebrochen ist, betreibt in der syrischen Hauptstadt Damaskus ein Team von Gift of the Givers das Krankenhaus „Al Rahmah“. Bei Hungerkatastrophen hilft die Organisation mit „Sibusiso“ – einer Sojapaste, angereichert mit Eiweiß und Kohlenhydraten, Vitaminen und Mineralien, deren Mischung Sooliman selbst für den humanitären Einsatz entwickelt hat. In Südafrika kochen Helfer täglich für 2.500 bedürftige Studenten, bauen Siedlungen in Townships und betreiben eine eigene Telefonseelsorge.

Seine bisher schwierigste Aufgabe trug sich Sooliman selbst auf. 2013 wurden der südafrikanische Entwicklungshelfer Pierre Korkie und seine Frau Yolande von Al-Kaida-Rebellen im Jemen entführt. Gift of the Givers gelang es, die Freilassung von Korkies Frau zu erwirken. Für Korkie kam jede Hilfe zu spät: Er starb kurz vor seiner Freilassung durch einen US-Luftschlag.

Sooliman verhandelte damals selbst mit den Terroristen, die Lösegeld forderten. „Für uns ist ein Leben wichtiger als Politik. Ich habe zweimal mit den Terroristen telefoniert. Ich habe sie gefragt, ob ihre Religion die Entführung und Tötung von Menschen zulässt.“ Darauf hätten die Geiselnehmer jedoch nicht geantwortet. Für den gläubigen Sufi bildet die Religion ein wichtiges Motiv für sein Tun. „Der Islam hat mich gelehrt, keine Vorurteile gegen andere Religionen zu haben“, sagt er. Sein Glaube sei es, der ihn immer wieder ansporne, den Menschen Gutes zu tun.

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