Die IZ-Blogger: Wie lässt sich die radikalisierte Ideologie eindämmen?

(iz). Die Muslime sind immenser Gewalt ausgesetzt. Trotz dieser unvorstellbaren Gewalt ist die Neigung zu Terror begrenzt. Die Terrororganisationen können die Hemmschwelle des Islams unter der Bevölkerung nicht überbrücken. Die „islamistischen Terroristen“ müssen ein anderes Verständnis vom Islam implementieren, um Unterstützung unter den Muslimen zu erhalten. Viele Muslime lehnen diese Terrororganisationen ab, weil sie nicht gegen die Gebote Allahs handeln wollen.

Zuerst möchte ich zeigen, woher der Eindruck kommt, dass die Ursache von „islamistischem Terror“ der Islam wäre. Diese Meinung beruht auf vermeintlichen Islamexperten. Sie beraten Regierungen und tun ihre Meinung in den Medien kund. Irfan Ahmad zeigt uns in seinem Artikel „Is There an Ethics of Terrorism? Islam, Globalisation, Militancy“ mittels der Analyse von zwei beispielhaften vermeintlichen Islamexperte beziehungsweise Terrorexperten, wieso es fälschlicherweise zu so einem Entschluss kommt.

Rohan Gunaratna beriet die USA, Australien und die UN. Er konzentrierte sich auf die Sicherheitsaspekte von Terror und der Bekämpfung der „Gotteskrieger“. Er erzählte vieles über Al-Qaida. Auf eine Frage, ob er die Veröffentlichungen von Al-Qaida las, antwortete er: „Mein Freund hat sie gelesen.“ Solch eine unprofessionelle Herangehensweise ist sehr problematisch. Gunaratna ist zudem sehr polemisch. Daher ist es nicht wunderlich, dass er komplexe Themen vereinfacht darstellt. Dies dient seiner eigenen Vermarktung.

Genauso ist auch Amrithe Venkatramans nicht fähig, die Ursachen des „islamistischen Terrors“ zu verstehen. Sie kann nicht einmal islamische Begrifflichkeiten richtig schreiben und gilt als Islamexpertin. Sie verwendet nur einseitige nichtislamische Quellen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sie zum Schluss kommt, der Islam sei die Ursache von „islamistischem Terror“.

Diese falschen Forschungsergebnisse von untauglichen vermeintlichen Islamexperten hinderten uns an der Erkenntnis der Rolle des Islams für die Terroristen. Deren Argumente sind einfach: „Sie töteten uns, wir rächen uns.“ Nach Dejvi seien „islamistische Terroristen“ Verteidiger der Menschenrechte der Muslime.

Ich stimme ihm nicht vollkommen zu. Terror im heutigen Sinne ist ein Ergebnis der Moderne. Die „islamistischen Terroristen“ gab es in der islamischen Geschichte nicht. Für viele, wie Todenhöfer und Dejvi, ist dieser Terror eine Antwort auf die brutalen Ausbeutungen und Menschenrechtsverletzungen des Westens gegenüber den Muslimen. Genau hier kommt meine These ins Spiel.

Jeder gewöhnliche Mensch liebt nicht wirklich den Mörder seines geliebten Verwandten. Ein Verlangen nach Gerechtigkeit ist selbstverständlich. Der Mörder müsste zur Rechenschaft gezogen werden. Eine angemessene Bestrafung ist gerechtfertigt. Was ist aber mit den Irakern oder den Afghanen? Oder der ganzen muslimischen Welt? Der Westen tötete Millionen unschuldige Muslime und ließ mit seinen Ausbeutungen und Unterstützungen von Tyrannen Millionen unschuldige Muslime sterben. Die Menschenrechtsverletzungen in Abu Ghuraib und Guantanamo, sowie die Drohnenangriffe in Pakistan und Afghanistan. Zu all diesen Sachen kommt noch, dass der Irakkrieg mit unzähligen Toten auf einer Lüge basierte. Diese Ungerechtigkeit ist ein Terrorzuchtprogramm. Verlangen die Muslime nicht nach Gerechtigkeit? Rechenschaft? Bestrafung?

Nun will ich eine kleine Rechnung aufmachen. In Irak sind 500.000 unschuldige Muslime getötet worden. Es gibt sicherlich noch mehr Verletzte. Die Anzahl der Betroffenen ist nicht genau messbar. Gehen wir mal spontan von zwei Millionen aus. Für jeden Getöteten gibt es zwei Betroffene. Diese Zahl ist bestimmt sehr untertrieben. Diese Betroffenen, 1,5 Milliarden Muslime und weitere mitfühlende Menschen, verlangen Gerechtigkeit. Jedoch legt niemand Rechenschaft ab. Keiner bekommt eine Bestrafung für diesen Lügenkrieg. Es ist bekannt, dass Menschen selber für Gerechtigkeit sorgen, wenn der Staat nicht dazu in der Lage ist. Man könnte eine Anarchie erwarten. Jedoch sehen wir, dass sich nur ein minimaler, marginaler Teil dieser Betroffenen und der 1,5 Milliarden Muslime von Terror beziehungsweise Anarchie angezogen fühlen. Im Irak sind es nur einige tausend einheimische Terroristen. Warum sind es so wenige?

Die Antwort für die milde Unterstützung der islamistischen Terrororganisationen, wie ISIS, unter den Muslimen kann nur der Islam sein. Der Islam sagt nämlich folgendes: „Heute wird jeder Seele das vergolten, was sie erworben hat. Heute gibt es kein Unrecht. Gewiss, Allah ist schnell im Abrechnen. Und warne sie vor dem Tag der immer näher kommenden (Stunde des Gerichts), an dem die Herzen (vor Angst) in der Kehle sitzen und sie unterdrücken (ihren Grimm), an dem die Ungerechten weder einen warmherzigen Freund noch einen Fürsprecher haben, dem man gehorchen würde.“ (Sure Al-Mumin, 17).

Meiner Meinung nach sollte man die Wirkung des festen Glaubens an den Tag des Jüngsten Gerichts nicht unterschätzen. Es ist wohl bekannt, dass die Muslime ihre Religion ernst nehmen und aufrichtig sind. Insbesondere in Krisenregionen bietet sie Halt.

Ein weiterer Punkt ist folgender: Die Terroristen spielen sich als die Verteidiger der Rechte der Muslime auf. Oberflächlich betrachtet agiert Al-Qaida als Gegner der Mörder der Muslime. Jedoch können die islamistischen Terrororganisationen, wie ISIS – mit ihren unislamischen Handlungen, wie Selbstmordanschlägen – keine große Unterstützung unter den Muslimen erreichen, obwohl es genug Gründe dafür vorlägen. Daher bemühen sich die islamistischen Terroristen, ein Islamverständnis in der Bevölkerung zu implementieren, welches ihre Handlungen gutheißt. Das vorherrschende Verständnis vom Islam unter Muslimen ist wohl das größte Hindernis für die Terroristen.

Zusammenfassend möchte ich sagen, dass wir ohne den Islam in der Welt einer viel größeren berechtigten Gefahr des Terrors ausgesetzt wären.