
Bagdad: „Mirage“ ist eine Hommage an die Geschichte der islamischen Kunst und Architektur.
(The Conversation). Spieler auf der ganzen Welt sind mit den unglaublich detaillierten historischen Stadtansichten vertraut, die die „Assassin’s Creed“-Reihe bisher hervorgebracht hat.
Nach früheren Streifzügen durch das antike Damaskus und Athen führt der nächste Teil „Mirage“ die Spieler ins Bagdad des neunten Jahrhunderts, der Hauptstadt des Abbasiden-Kalifats. Von Glaire Anderson
Etwas über Bagdad lernen
Als Experte für islamische Architektur, Kunst und Geschichte habe ich mit dem World Design Director Maxime Durand und dem „Mirage“-Historiker Raphaël Weyland zusammengearbeitet, um das historische Fundament des Spiels zu stärken.
Dazu gehört auch ein neues pädagogisches Feature mit dem Titel „The History of Baghdad“. Die Benutzer können interaktiv die Wirtschaft, die Regierung, die Künste, den Glauben und das Alltagsleben der damaligen Zeit erkunden.
Foto: Ubisoft
Vom mittelalterlichen Bagdad ist heute nur noch wenig zu sehen. Im 13. Jahrhundert wurde die Stadt von den Mongolen geplündert und weitgehend zerstört. Für mich ist das Fehlen archäologischer Zeugnisse aus dem 9. Jahrhundert eine Chance, die Vielfalt islamischer Kunst und Architektur zu zeigen.
Viele historische Beschreibungen
Generationen von Gelehrten haben bis ins kleinste Detail beschrieben, wie die Stadt vor der Invasion der Mongolen im Jahr 1258 ausgesehen hat. Bagdad wurde 762 von Al-Mansur, dem Kalifen der Abbasiden, gegründet und war eine der größten und wichtigsten Metropolen der mittelalterlichen Welt.
Es war das Zentrum der internationalen Politik, des intellektuellen Lebens, der Künste und einer florierenden Weltwirtschaft.
Bagdad wurde auf einem kreisförmigen Grundriss erbaut. Damit knüpfte es an die alte sasanidische Stadtplanung an. Im 9. Jahrhundert hatte sie einen Durchmesser von etwa 3.000 Metern und war aus Lehmziegeln erbaut, dem seit der Antike in dieser Region bevorzugten Baumaterial.
Foto: Library of Congress | Lizenz: Public Domain
Die Stadt bestand aus zwei konzentrischen Ringmauern, die von einem Wassergraben umgeben und von vier kuppelförmigen Toren unterbrochen waren, auf denen jeweils eine Figur mit einer Lanze stand. Innerhalb der Mauern befand sich ein großer leerer Raum. In seiner Mitte erhob sich der riesige goldene Kuppelpalast des abbasidischen Kalifen.
Daneben befanden sich die Hauptmoschee, die als halb so groß wie der Palast beschrieben wird, sowie die Häuser der Elite und die offiziellen Regierungsräume. Ausgedehnte Alleen führten von den Kuppeltoren zu den umliegenden Vierteln und Vorstädten mit weiteren Palästen, Gärten, Kanälen, Brücken, Wohnhäusern, Märkten, Bädern und Industriegebieten.
Bagdad, wie es in den „Mirage“-Trailern gezeigt wird, ist atemberaubend. Eine Stadt, die es so noch nie gegeben hat.
Foto: AXP Photography, Unsplash
„Assassins Creed“ erinnert an viele Orte
Mit seiner Kunst und Architektur erinnert das Spiel an eine Vielzahl anderer Zeiten und Orte jenseits von Bagdad und der Kalifenzeit – von Isfahan über Delhi bis Samarkand.
Der Spieler findet Elemente, die an mittelalterliche Tore und Brunnen in Nordafrika, frühneuzeitliche Basare und Moscheen im Iran, Kuppelgräber in Süd- und Zentralasien oder gekachelte Innenräume auf der Iberischen Halbinsel erinnern.
Kenner der islamischen Kunst und Architektur mögen über diese Freizügigkeit enttäuscht oder gar bestürzt sein. Für mich war es jedoch eine Chance: ihre Fülle über Raum und Zeit hinweg zu zeigen.
„Mirage“ ist eine Hommage an die Geschichte der islamischen Kunst und Architektur. Diesen Reichtum für das heutige globale Publikum sichtbar und relevant zu machen, ist vielleicht der wichtigste Beitrag des Spiels.