Ban schickt Vorgänger Annan nach Syrien

Seit fast einem Jahr hält die Gewalt in Syrien an, gut 7500 Menschen sollen getötet worden sein. Nun soll Kofi Annan vermitteln. Doch noch ist unklar, ob das Assad-Regime den Ex-UN-Generalsekretär überhaupt einlässt.

New York (dpa). UN-Generalsekretär Ban Ki Moon schickt seinen Vorgänger Kofi Annan nach Syrien, um «die derzeit größte Krise der Weltgemeinschaft» zu bewältigen. Die Situation in dem arabischen Land werde immer verzweifelter, sagte Ban am Mittwochabend in New York nach einem Treffen mit Annan. Der Ghanaer will als Sonderbeauftragter von Vereinten Nationen und Arabischer Liga in Kürze Richtung Damaskus aufbrechen und «alles mir mögliche tun», spricht aber selbst von einer «schwierigen Verpflichtung und harten Herausforderung».

«Es gibt keine drängendere Aufgabe für die internationale Gemeinschaft, als das Töten sofort zu beenden», sagte Ban nach dem Treffen. Die syrische Regierung müsse umgehend aufhören, Gewalt gegen Zivilisten einzusetzen. «Wir wollen ein Ende der Gewalt, um die Voraussetzungen für eine friedliche Lösung zu schaffen – eine Lösung für alle Syrer, unabhängig von Religion, Ethnie oder politischer Einstellung, um ihnen eine Zukunft in Sicherheit, Würde und Freiheit zu ermöglichen.»

Annan soll nach Bans Worten «sobald wie möglich» nach Damaskus aufbrechen. Zuvor ist allerdings noch ein Treffen mit dem Generalsekretär der Arabischen Liga, Nabil al-Arabi, in Kairo geplant. Annan sagte, die Welt müsse mit einer gemeinsamen, kraftvollen Stimme sprechen, um auf ein Ende der Gewalt hinzuwirken.

Der 73-jährige Friedensnobelpreisträger kündigte an, den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad in eine Lösung des Konflikts einbinden zu wollen. «Ich will versuchen, ihn auf den heute beginnenden Prozess zu verpflichten», sagte Annan. «Im Sinne des syrischen Volkes ist eine friedliche Lösung durch Dialog der einzige Ausweg.»

Er wolle «ziemlich bald» nach Syrien reisen, sei aber nicht sicher, ob er Assad treffen werde, sagte Annan. Die UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos wartet schon seit Tagen darauf, in das von schweren Kämpfen erschütterte Land einreisen zu dürfen. Offiziell heißt es aus Damaskus, man habe keine Termine für sie frei.

Annan sagte, er wolle auf eine sofortige Feuerpause drängen: «Die Botschaft ist klar: Das Töten und die Gewalt müssen aufhören, Hilfsorganisationen müssen Zugang erhalten. Es ist bedauerlich, dass beides noch nicht der Fall ist.» Nach neuen Schätzungen der Vereinten Nationen sind in Syrien seit Beginn der Proteste gegen das Assad-Regime im März vergangenen Jahres mehr als 7500 Menschen ums Leben gekommen.