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CLAIM Allianz: Zahl antimuslimischer Vorfälle in 2024 auf Höchststand

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Foto: CLAIM Berlin

CLAIM-Bilanz: Seit Oktober 2023 haben nicht nur antisemitische Vorfälle zugenommen, sondern auch antimuslimische. Die Zivilgesellschaft meldet einen traurigen Höchststand.

Berlin (KNA) Beleidigungen, Drohschreiben, beschmierte Moscheen, Angriffe auf Mädchen mit Kopftuch: Muslime werden in Deutschland zivilgesellschaftlichen Erhebungen zufolge immer häufiger Opfer von Übergriffen und Diskriminierung.

CLAIM: Trauriger Rekord von 60 % Zunahme

Die Zahl antimuslimischer Vorfälle stieg 2024 drastisch auf einen neuen Höchststand. Dokumentiert wurden 3.080 Übergriffe und Diskriminierungen – eine Zunahme von 60 % im Vergleich zum Vorjahr (1.926). Im Schnitt waren das mehr als acht Fälle pro Tag, wie aus der am Dienstag in Berlin veröffentlichten Jahresbilanz der Claim-Allianz hervorgeht.

70 Angriffe wurden demnach auf religiöse Einrichtungen wie Moscheen verübt. Zudem zählte das zivilgesellschaftliche Bündnis 198 Körperverletzungen und zwei Tötungsdelikte. Etwas mehr als die Hälfte alle Vorfälle machten verbale Angriffe aus, ein knappes Viertel Diskriminierungen.

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Ein großer Teil der dokumentierten Vorfälle habe Frauen getroffen und sei im öffentlichen Raum sowie im Bildungsbereich geschehen. Man gehe zudem von einer großen Dunkelziffer aus, hieß es.

„Gewalt, Ausgrenzung und Beleidigungen gegen Musliminnen und Muslime sind Alltag in Deutschland“, sagte die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Natalie Pawlik. „Das dürfen wir nicht akzeptieren.“ Auch jede und jeder Einzelne sei gefragt, bei Vorfällen zu widersprechen, einzuschreiten und solidarisch zu sein.

„Neue Eskalationsstufe antimuslimischer Gewalt“

Die Co-Geschäftsführerin der Claim-Allianz, Rima Hanano, beklagte eine neue Eskalationsstufe antimuslimischer Gewalt, Diskriminierung und Ausgrenzung. Es gebe eine „neue Qualität von antimuslimischem Rassismus in Form einer zunehmenden Normalisierung, Enthemmung und Brutalität“. Frauen mit Kopftuch würden bespuckt, Kinder auf dem Schulweg beschimpft, Moscheen mit Hakenkreuzen beschmiert. Menschen verlören Wohnungen, Jobs, Sicherheit und ihre Würde.

Der Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs, Ali Mete, forderte mehr Sensibilisierung in Behörden und Schulbüchern sowie einen eigenen Bundesbeauftragten gegen antimuslimischen Rassismus. „Noch immer vermitteln Schulbücher ein verzerrtes Bild: Migration wird überwiegend als Problem dargestellt, nicht als Teil unserer gesellschaftlichen Realität“, sagte Mete dem „Tagesspiegel“ (Dienstag).

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Foto: Shutterstock, Anas-Mohammed

Terror und Krieg im Nahen Osten heizen daheim die Lage an

Parallel zu antisemitischen Vorfällen, so die Claim-Allianz, sei auch die Zahl antimuslimischer Vorfälle seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel vom Oktober 2023 stark gestiegen. Auch der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg im Dezember 2024 habe dort zu mehr antimuslimischen Übergriffen und Bedrohungen geführt.

Das Bündnis fordert eine bessere Erfassung antimuslimischer Vorfälle sowie mehr Schutz und Beratung für Betroffene. Auch wird ein neuer Nationaler Aktionsplan gegen Rassismus verlangt, der auch antimuslimischen Rassismus klar benenne.

Die Zahlen der Jahresbilanz der Claim-Allianz basieren auf 26 regionalen Melde- und Beratungsstellen aus 13 Bundesländern, auf bundesweiten Meldungen über das Meldeportal „I Report“, Fallzahlen aus der Statistik zur politisch motivierten Kriminalität 2024 sowie auf Pressemeldungen der Polizei und Medienberichten. Das Bundeskriminalamt erfasste etwa im Bereich Hasskriminalität für 2024 einen Anstieg islamfeindlicher Straftaten um 26 Prozent auf 1.848.

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