„Die Medien bombardieren den amerikanischen Bürger mit ‘islamistischem Terrorismus’ und machen den Menschen hier Angst vor uns, lässt sie uns hassen und nicht hier haben wollen. Also, wenn jemand ein Problem mit dir hat und er dich ohnehin schon hasst, kriegst u eine Kugel in den Kopf.“ (Mohammed Abou-Salha, Psychiater und Vater von zwei in Chapel Hill ermordeten Schwestern)
Washington (KNA). Der Mord an drei muslimischen Studenten in der Universitäts-Stadt Chapel Hill hat scharfe Kritik am öffentlichen Umgang mit dem Fall ausgelöst. Unter der Twitter-Kennung #MuslimLivesMatter beschweren sich vor allem Angehörige der Minderheit in den USA darüber, dass die Medien stundenlang nicht über das potentielle Hassverbrechen berichtet hatten.
Das Geschehen ereignete sich bereits am Dienstagnachmittag, als ein 46-jähriger Mann die drei Studenten in einer ruhigen Nachbarschaft unweit des Universitäts-Campus durch Kopfschüsse tötete. Bei den Opfern handelt es sich um ein verheiratetes Paar und deren Schwester. Die Frauen trugen Kopftücher. Die lokalen und nationalen Medien griffen das Thema erst am Mittwochmorgen auf.
Der mutmaßliche Täter stellte sich kurz darauf der Polizei. Während diese bisher offiziell keine Motive für das Verbrechen nannte, deutet das Facebook-Profil des Mannes auf ein Hassverbrechen hin. Darin weist er Christen und Muslims gleichermaßen die Schuld für die Probleme im Nahen Osten zu. „Ich sage, es gibt eine Lösung: Atheismus.“ Auf dem Profil findet sich auch das Bild eines geladenen Revolvers.
Der Rat für Amerikanisch-Islamische Beziehungen (CAIR) forderte in einer am Mittwoch in Washington veröffentlichten Erklärung, Spekulationen über ein mutmaßlich antimuslimisches Motiv des Täters aufzuklären. Mit Blick auf die Brutalität des Verbrechens, antireligiöse Äußerungen des Verdächtigen und die religiöse Kleidung der Opfer müssten die Strafverfolgungsbehörden schnell Klarheit über das Motiv schaffen, forderte CAIR-Leiter Nihad Awad.
Die drei Opfer waren nach Aussagen von Nachbarn und Freunde in ihrer Nachbarschaft beliebt gewesen und sollen sich als Freiwillige engagiert haben. Das Ehepaar sammelte demnach unter anderen in einer Onlinekampagne Spenden für syrische Kriegsflüchtlinge.
Zentralrat verlangt faire Berichte
Nach dem Mord an drei muslimischen Studenten in den USA hat der Zentralrat der Muslime in Deutschland die Medien zu Ausgewogenheit gemahnt. Es stelle sich die Frage, welche Reaktionen die Tat hervorgerufen hätte, wenn der mutmaßliche Täter Muslim und nicht ein Atheist gewesen wäre, erklärte der Vorsitzende des Zentralrats, Aiman Mazyek, am Donnerstag in Köln. Wenn Muslime nur als Täter mediales Interesse fänden, heize dies „«die ohnehin schon vorhandene antimuslimische Stimmung in unserem Land nur noch unnötig weiter an“, so Mazyek.
Weiter verlangte der Zentralrats-Vorsitzende strafrechtliche Aufklärung über einen möglichen antiislamischen Hintergrund der Morde. In gleicher Weise hatte am Mittwoch der Rat für Amerikanisch-Islamische Beziehungen (CAIR) gefordert, mit Blick auf die Brutalität des Verbrechens, antireligiöse Äußerungen des Verdächtigen und die religiöse Kleidung der Opfer Klarheit über das Motiv zu schaffen.