(iz). Der Sender Phoenix hat am 01.10.2015 in einem Themenabend über den Islam eine Talkrunde eröffnet unter dem Titel „Mord im Namen des Islam – Die missbrauchte Religion“. Unter Leitung von Moderatorin Anke Plättner waren folgende Gäste geladen wie die Journalistin und Publizistin Khola Maryam Hübsch aus der Ahmadiyya Gemeinde, der Islamwissenschaftler Guido Steinberg, der politische Redakteur Jochen Bittner und die „Islamkritikerin“ Sabatina James.
Diese Runde war so wie ich es Empfunden habe deutlich angenehmer als die Sendung „Hart aber fair“, wo es aber dennoch einige Punkte gab, bei denen ich mir schon wirklich Gedanken gemacht habe, ob eine Person wie Sabatina James überhaupt wusste, was sie sagt. Hier gehe ich nur auf die Aussagen von Frau James ein, da die anderen Gäste, wenn man sich die Sendung angesehen hat, immer auf sachlicher Ebene gesprochen haben und für mich einfach die Vernünftigsten waren. Man hätte eigentlich auch nur die Sendung ohne sie führen können.
Sabatina James ist eine in Österreich lebende Christin pakistanischer Herkunft. Sie ist Botschafterin der Frauenrechtsorganisation „TERRE DE FEMMES“, bei der auch Necla Kelek im Vorstand sitzt. Am Anfang der Sendung erklärte sie etwas über ihren Hintergrund. Sie ist ursprünglich aus Pakistan und als Muslimin in einer eher traditionellen Familie aufgewachsen. Sie wurde gezwungen, eine Koranschule zu besuchen und entging einer Zwangsehe mit ihrem Cousin. Als sie daraufhin entschloss, den Islam zu verlassen und zum Christentum zu konvertieren, bekam sie von ihrer Familie Todesdrohungen. Sie wohnt nun unter Polizeischutz in Österreich.
Als es um den Begriff des „Islamismus“ und des Islam ging, meinte James einführend: „Islam ist ein unbestimmter Begriff. Wenn ich vom Islamismus spreche, dann meine ich die des Propheten Muhammad und der ersten Generation und nicht die modernisierten Muslime.“
Zunächst einmal ist Islam kein unbestimmter Begriff, wie Frau James es hier darstellt, denn er wurde definiert durch Gott selbst und durch die Lebensweise des Propheten Muhammad (Friede und Segen seien auf ihm). Er wird als Botschaft für alle Menschen verstanden, als Anleitung für ein gotterfülltes Leben, der die früheren Botschaften der Thora, des Evangeliums, der Psalmen und der Botschaft aller Propheten komplettiert unter dem Begriff „Islam“.
Der Islam definiert sich durch die 5 Säulen: Glaubensbekenntnis (Schahada), Gebet (As-Salat), Fasten im Monat Ramadan (As-Saum), gesetzliche Armenspende (Az-Zakat) und die Pilgerfahrt nach Mekka (Al-Hadsch).
Islam bedeutet soviel wie „Gottergebenheit“ oder „Frieden machen“. Die Wortverwandtheit finden wir in den Worten „Salam“, das „Frieden“ bedeutet und desjenigen, der Frieden macht beziehungsweise sich Gott ergibt, welcher „Muslim“ genannt wird. Der Muslim hat die Aufgabe, durch die Praxis des Islam für Ordnung in der Welt zu sorgen und den Ruf als „Statthalter auf Erden“ genannt zu werden.
Der Begriff, den James hier verwendet, ist der „Islamismus“, ein erst seit den 1970er Jahren verwendeter Begriff ist für „Ideologien“ und „Bewegungen“, die sich auf den Islam berufen. Zu Bewegungen innerhalb des Islamismus gehören beispielsweise die politische Bewegung der Wahabiten/Neo-Salafisten oder der IS (Islamischer Staat).
Die „Islamkritikerin“ verwendet einen Begriff im falschen Kontext und vergleicht die Bewegungen, die unter dem Islamismus fallen, mit der Gemeinschaft des 7,.Jahrhunderts unter dem Propheten Muhammad und der muslimischen Gemeinde der ersten Generation(en).
Der Prophet Muhammad (Friede und Segen sei auf ihm) hätte Gewalt gegen Frauen und Nichtmuslime gelehrt und praktiziert. Das sei in der „Islamischen Menschenrechtserklärung“ enthalten. Jeder sei ein „Islamist“, der seine Frauen schlage. Laut dieser Erklärung seien Frauen und Nichtmuslime keine Menschen im rechtlichen Sinne.
Ich habe mir mal die Mühe gemacht und auf die Suche begeben, wo diese „Islamischen Menschenrechtserklärungen“ zu finden sind. Ich bin dabei auf zwei verschiedene „Menschenrechtserklärungen“ gestoßen. Zum Einen die „Universelle Islamische Erklärung der Menschenrechte“, die 1981 vom Islamrat in Paris und London verfasst wurde. Zum Anderen die „Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam“, die 1990 von Wissenschaftlern aus Ägypten, Sudan und Pakistan verfasst wurde. Diese sind in Englisch gehalten und als Datei unter folgenden Links anzuschauen könnt:
Universelle Islamische Erklärung der Menschenrechte
Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam
Ich zitiere aus der Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam Artikel 1, Absatz 1-2:
„(1)Alle Menschen sind aus der selben Familie dessen Mitglieder vereint sind unter der Anbetung und Abhängigkeit Gottes und den Nachfahren Adams. Alle Menschen sind gleich in Bezug auf die menschliche Würde und grundlegenden Pflichten und Verantwortung, ohne Diskriminierung auf Basis von Rasse, Hautfarbe, Sprache, Glaube, Sexualität, Religion, politischer Ansichten, sozialem Status oder anderem Vorbehalt. Die wahre Religion beinhaltet die Garantie, das man durch Verbesserung und dem Schutz der Würde den Weg ebnet zur menschlichen Rechtschaffenheit.
(2) Alle Menschen sind Gottes Schöpfung, und der von Gott am meisten geliebtesten sind diejenigen die ihrer Schöpfung vom Nutzen sind, und keiner ist überlegener als der andere ausser auf Basis von Frömmigkeit und guten Taten.”
Ich frage mich, woher James ihre Behauptungen ableitet? Es wäre deutlich seriöser gewesen, wenn sie zu dieser Behauptung auch Belege gegeben hätte.
Zur Hypothese, das der Prophet Muhammad (a.s.s.) die Gewalt gegen Frauen und Nichtmuslime gepredigt hätte, finden sich im Koran und in den Hadithen folgende Gegenaussagen:
„Zu Seinen Zeichen gehört, dass Er euch aus eurer Art Gattinnen erschaffen hat, damit ihr bei ihnen Ruhe findet, und Er hat zwischen euch Liebe und Barmherzigkeit bewirkt. Darin sind Zeichen für Menschen, die nachdenken können.“ Sure 21:30
Aus der Hadithliteratur:
„ʿĀʾiša (Allahs Wohlgefallen auf ihr) erzählte, dass der Gesandte Allahs (Allahs Segen und Friede auf ihm) sagte: „Der Beste unter euch ist derjenige, der seine Frau am besten behandelt. Und ich bin derjenige, der seine Frau am besten behandelt.“ (Tirmiḏī Hadith Nr. 3895)
Abdullah ibn Amr berichtete das der Gesandte Gottes sagte:
„Diese Welt ist ein schnell vergänglicher Genuss, und der beste Genuss an ihr ist eine Rechtschaffene Frau.“ (Sahih Muslim)
Als weitere Behauptung nennt Sabatina James, dass das Nichtgeben der Hand als Zeichen der Apartheid gilt. Damit liegt sie total daneben, da es viele verschiedene Kulturen gibt, in denen es unhöflich ist, wenn man dem anderen Geschlecht die Hand gibt: unter anderem in Länder wie in Thailand, Türkei oder Russland.
In der Diskussion über Flüchtlinge forderte die Österreicherin, das Yeziden und orientalische Christen, die nach Deutschland flüchten, bevorzugt aufgenommen werden sollten. Sie behauptete, dass die Solidarität mit den falschen Menschen (und meint die Muslime) gezeigt werde, die sie und andere Frauen ja nur unterdrücken würden.
Kurz vor Sendeschluss kam es zur letzten Behauptung: „Jesus hat nie Gewalt gepredigt und gelehrt.“
Diese Behauptung lässt sich mit Zitaten aus dem Neuen Testament widerlegen. Anbei ein Beispiel aus dem Lukas-Evangelium:
Lk 22,36 Nun sprach er zu ihnen: Aber jetzt, wer einen Beutel hat, der nehme ihn, ebenso auch die Tasche;
und wer es nicht hat, der verkaufe sein Gewand und kaufe ein Schwert.
Lk 22,37 Denn ich sage euch: Auch dies muß noch an mir erfüllt werden, was geschrieben steht: »Und er ist unter die Gesetzlosen gerechnet worden«. Denn was von mir [geschrieben steht], das geht in Erfüllung!
Lk 22,38 Sie sprachen: Herr, siehe, hier sind zwei Schwerter! Er aber sprach zu ihnen: Es ist genug!
Zusammenfassend muss man sagen, dass sich Sabatina James in der gesamten Sendezeit zum Gespött gemacht hat, sich in unsachlicher Weise ausdrückte – mit leeren Behauptungen ohne Belege zu liefern. Das, was sie mit Hamed Abdel-Samad verbindet, sind die persönliche Islamkritik aufgrund ihrer eigenen, verstörten Vergangenheit. James ist in einer traditionellen Familie aufgewachsen und war Zwängen ausgesetzt, die nicht im Sinne des Islam sind. Abdel-Samad wurde zwar muslimisch erzogen, jedoch stand auch er unter gewissen Zwängen und wurde auch in seiner Jugend vergewaltigt. Beide projizieren ihre Vergangenheit auf die Religion des Islam, was in Schmähungen gegenüber der Religion und dessen Anhänger mündet, ohne die Religion des Islam gänzlich verstanden zu haben.
Der Autor ist Student und Blogger für islamische Themen.
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