Die IZ-Blogger: Überlegungen von Ömer Özkizilcik über ein verbotenes Phänomen

(iz). In der kapitalistischen Marktwirtschaft ist es selbstverständlich, dass es den Zins gibt. Darauf folgt der Zinseszins. Keine Bankanleihe funktioniert ohne Zins. Die Öffentlichkeit betrachtet den Zins ebenfalls als normal, jedoch wie kriminell ist das Geschäft mit dem Zins eigentlich?

Verdientes Geld bekommt man erst durch Arbeit oder durch eine legale Leistung. Jedoch der Gewinn durch den Zins und den Zinseszins ist an keine einzige Leistung des Geldgebers gebunden. Das Geld „arbeitet“ für ihn. Warum akzeptiert dies die Öffentlichkeit? Diebstahl und Betrug werden durch die Gesellschaft geahndet, weil zwar eine Leistung erbracht wird, um das Geld zu bekommen, aber diese Leistung illegal ist. Jedoch ist der Gewinn durch den Zins und den Zins weitaus schlimmer. Ein wirtschaftlicher Gewinn ohne jegliche Leistung.

Ein Dieb „schuftet“ für seinen Geldgewinn, der „Geldgeber“ tut rein gar nichts. Warum genießt der Gewinn von Geld durch Zins und Zinseszins Akzeptanz, während Diebstahl, welcher an eine Leistung gebunden ist, inakzeptabel ist? Wie kann es sein, dass die kleinere Kriminalität strafbar bleibt und die größere nicht? In diesem Sinne: „Der Bankraub ist eine Initiative von Dilettanten. Wahre Profis gründen eine Bank.“ (Bertolt Brecht)

Die Kredite der Banken arbeiten mit Zins und Zinseszins. Während die Bank einer Privatperson Geld leiht, was sie eigentlich nicht hat, und das Geld aus dem Nichts schöpft, wird die Privatperson allein an das Risiko gebunden. Welche Dreistigkeit ist es, durch nicht vorhandenes Geld über Zins und Zinseszins Geld zu verdienen? Wieso erlaubt der Rechtsstaat diesen fortgeschrittenen Wucherschaft?

Anzeige:

Als ob der leistungslose Gewinn durch den Zins und den Zinseszins nicht ausreicht, schöpfen die Banken Geld aus dem Nichts, um es zu verleihen und vom Zins und Zinseszins ordentlich zu Geld zu verdienen. Das würde ich auch mal gerne machen. Einer Person einen Zettel unterschreiben, dass ich ihm Geld geliehen habe, mit dem er einkaufen kann und mir den Betrag plus Zins und Zinseszins zurückgeben muss. Früher ächtete man Wucher, der mit real vorhandenem Geld Zinsgeschäfte betrieben wurde. Heute ist es gewöhnlich, dass Banken mit nicht vorhandenem Geld Zinsgeschäfte betreiben.

Zudem sind die gesellschaftlichen Wirkungen des Zinses und des Zinseszinses gravierend. Sie gleichen dem darwinistischen Bild der Natur. „Die großen Fische fressen die Kleinen.“ Die Kreditgeber werden durch den Zins und den Zinseszins reicher und die Kreditnehmer leiden unter der Last der Zinsen und der Zinseszinsen. Früher haben die Wucherer kriminelle BAnden engagiert, um ihr Geld einzutreiben, heute übernimmt diese Aufgabe der Rechtsstaat. Der Staat beschützt diese Interessen des Reichen gegen die armen Bürger, die ihre Aufgabe in der Erwirtschaftung des Zinses nicht erfüllen.

Solange es den Zins und Zinseszins gibt, steigt logischerweise die Schere zwischen Reich und Arm unverhältnismäßig. Während die europäischen Staaten mit dem Modell des Sozialstaates versuchen, diese Wirkungen auszugleichen, löst sich die Mittelschicht in den USA auf. Jedoch funktioniert dieses Modell des Sozialstaates nicht ganz, wie in Griechenland oder in Deutschland mit dem größten Niedriglohnsektor in der Eurozone.

Die Kriminalität des Zinses und des Zinseszinses wird auch für viele nicht deutlich, weil der Mensch nicht in der Lage ist, exponentiell zu denken. Beispielswiese wird aus 1€ mit einem jährlichen Zins von 5 Prozent in 10 Jahren 1,63€. In 100 Jahren sind es schon 131,50 €. In 200 Jahren sind es 17.292,58 €. In 500 Jahren gelangt der Betrag durch Zinseszins 39.323.261.827,22 €. Bei 1.000 Jahren 1.546.318.920.731.992.260.608,00 €. Dieses Wachstum in dem Betrag ist gewaltig und unvorstellbar. Wie kann es dann sein, dass es legal ist, mit Zins und Zinseszins zu arbeiten? Besteht hierin nicht eine gewaltige Kriminalität?

„Mittlerweile werden 40 Prozent der erwirtschafteten Leistung in Form von Zinsen und Dividenden an die Besitzer ausgezahlt. Der Anteil der Arbeiter wird immer kleiner.“ (Volker Pispers).

Nichtsdestotrotz sind der Zins und der Zinseszins für die Habgier des Menschen attraktiv. Wie es auch Volker Pispers erklärt. Durch den Zins und den Zinseszins kann jeder reicher werden, aber nicht alle. Genau wie beim Lotto. Dort kann jeder gewinnen, aber nicht alle. Diesen Unterschied zu begreifen, gelingt nicht jedem. Wenn jemand Geld mit Zinsen verleiht, muss jemand dieses Geld mit Zinsen leihen. Daher sind die Schulden des Einen, das Geld des Anderen. Hierbei geht es auch nicht um eine Forderung, weil man selbst vielleicht nicht vom Zins und den Zinseszins profitiert, sondern hierbei geht es ums Prinzip und um Gerechtigkeit!

Problematisch ist es auch, dass in der Öffentlichkeit der Zins und der Zinseszins und die Rolle der Banken als alternativlos dargestellt werden. Einerseits ist es verständlich. Jedoch gibt es mehrere zinsfreie Wirtschaftssysteme. Der Islam kennt den Zins bis heute nicht.

Folgt uns für News auf:
https://www.facebook.com/islamischezeitungde

und:
https://twitter.com/izmedien

Noch kein IZ-Abo? Dann aber schnell!
http://www.islamische-zeitung.de/?cat=abo