Die Nacht des türkischen Volkes gibt Hoffnung auf Frieden

(IZ). Es ist, wie der Journalist Eren Güvercin es richtig festhält, der beste Moment mit besonnener Politik die fortgeschrittene Polarisierung in der und um die Türkei zu überwinden. Zurecht gibt es nun Sorgen vor einer allgemein härteren Gangart der Regierung nach dem gescheiterten Putsch, nur sollte man das auch nicht aufbeschwören..
Das Land zeigte sich geeint in jener historischen Nacht, ungeachtet ihrer politischen Verortung. Die letzten Monate waren angespannt. Trotzdem stellten sich alle Oppositionsparteien gegen den Putsch und Millionen von Menschen zeigten sich solidarisch, unter ihnen viele Gegner der Regierungspolitik. Und es ist gewiss auch etwas träumerisch und naiv, solche Gedanken so auszuformulieren, aber diese Erfahrung birgt positive Potentiale. Türken, Kurden, ja selbst Flüchtlinge aus Syrien, Palästina oder dem Irak, gingen gemeinsam auf die Straßen. Damit machten sie etwas vor, was viele fälschlicherweise für unmöglich hielten.
Das Militär wird sich nach diesem verbrecherischen Versuch einiger weniger Angehöriger nun zurückhalten müssen, es verliert somit eine gewisse Aggressivität, die ihr sonst oft vorgeworfen wird. Gerade die Kurden und Türken im Südosten würden Friedensverhandlungen zu diesem Zeitpunkt sicher schätzen. Und dass zu viel Terror geschehen sei, was durchaus stimmt, ist nicht der Widerspruch dagegen, sondern das Argument dafür.
Auch in Deutschland ist eine lagerübergreifende Entrüstung notwendig. Der Populismus aus diversen Kreisen nahm in letzter Zeit Überhand. Nationalistische Parolen, Hass und tiefere Gräben sind keine Lösung, auch wenn die mediale Berichterstattung über die Türkei selektiv wirkt. Das Volk der Türkei hat sich nicht nur gegen das Militär gestellt, sondern gegen Ungerechtigkeit und Fernsteuerung. Das sollte von allen Agitatoren geachtet werden.
Natürlich wird es weiterhin jene geben, die den Frieden destabilisieren, Terror verbreiten, Terror relativieren oder Gruppen gegeneinander aufhetzen wollen, aber sie sind allein in ihren Anliegen, nicht vertretend, sie polarisieren asymmetrisch. Das macht sie de facto unwichtig. Weder sollte ihnen zugehört, noch sollten sie als gleichgewichtige Stimme ernst genommen werden.
Wer auch immer meint, mit der anderen Seite könne es keinen Frieden geben, läuft Gefahr, sich von populistischen Meinungsmachern oder Emotionen weg diktieren zu lassen vom traditionell islamischen Denkweg, immer eine Möglichkeit zum Frieden zu suchen.
Die Quintessenz jener Nacht ist Frieden. Sie ist wegweisend. Wer sich dagegen sträubt, zeigt hiernach nur, dass er sich nicht wirklich für den Willen des Volkes interessiert.

2 Kommentare zu “Die Nacht des türkischen Volkes gibt Hoffnung auf Frieden

  1. Hallo,
    Sie schreiben: „Es ist, wie der Journalist Eren Güvercin es richtig festhält, der beste Moment mit besonnener Politik die fortgeschrittene Polarisierung in der und um die Türkei zu überwinden. Zurecht gibt es nun Sorgen vor einer allgemein härteren Gangart der Regierung nach dem gescheiterten Putsch, nur sollte man das auch nicht aufbeschwören..“
    Und Sie glauben, dass Erdogan dafür der richtige Mann ist? Ich glaube das leider nicht, obwohl ich mir wünsche, dass ich mich irre.
    Und wie man angesichts der Aussagen eines Herrn Erdogan schreiben kann, dass man eine härtere Gangart der Regierung nicht aufbeschwören sollte, ist mir schleierhaft. Da wird nichts aufbeschwört, die härtere Gangart ist schon von offizieller Seite klar und deutlich angekündigt worden, mehr noch, sie ist schon in vollem Gange. Und das benutzte Vokabular verheißt leider nichts Gutes

  2. Sicherlich ist es vorbildhaft, dass die Menschen in der Nacht des Putsches auf die Straße gegangen sind, und so den Putsch verhindert haben. Leider sind die Menschen in der Türkei aber auf halber Strecke stehen geblieben. So haben sie hingenommen, dass türkische Soldaten, die sich bereits ergeben hatten, gelyncht wurden, dass verhaftete Soldaten schikaniert und gequält werden, dass Menschen verhaftet werden, deren Verbrechen lediglich darin besteht, dass sie gegen Erdogan sind (und vielleicht auch Anhänger Fetullah Gülens sind). Wären die Menschen in der Putschnacht wirklich für die Demokratie auf die Straßen gegangen, hätten sie nicht hingenommen, dass Erdogan und die AKP Recht beugen und die Demokratie immer weiter einschränken. Die härtere Gangart in der Türkei wird nicht heraufbeschworen, sondern von Erdogan höchst selbst praktiziert. Man sollte auch nicht vergessen, dass er das Amt des Staatspräsidenten entgegen der türkischen Verfassung ausübt.

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