Eine Reiseerzählung von Yasin Andreas Herrmann

Ausgabe 207

(iz). Schließe deine Augen und stelle dir vor: Weit über eine Milliarde Muslime beten, zeitversetzt, rund um die Uhr und überall auf der Welt in Richtung der Ka‘ba, dem ersten Gotteshaus, das je erbaut wurde… Stelle dir vor, welch unglaubliche Energie, welche Einheit dabei entsteht. Und jetzt stelle dir vor, du stehst direkt vor der Ka‘ba, dem schlichten, kubischen Gebäude; inmitten dem Zentrum, dort, wo alle Gebete dieser Welt zusammenlaufen; dem Zentrum, in dem die ganze Energie sich bündelt… Was glaubst du, ist das für ein Gefühl, Teil dieses Zentrums, der Energie, der Einheit zu sein und sich vor Gott in demütiger Liebe und Sehnsucht nieder zu werfen und zu beten?

Die Hadsch ist ein alljährlich wiederkehrendes Ereignis, wie es auf der ganzen Welt kein zweites gibt. Über vier Millionen Muslime aus allen Ländern dieser Welt vereinen sich dort, nicht nur um eine wichtige Säule des Islams zu erfüllen. Die Hadsch ist gleichzeitig Kulmination innigster Sehnsüchte und Wünsche. Es herrscht unter den Pilgern eine verheißungsvolle Atmosphäre aus Leidenschaft und Dankbarkeit, aufgeladen mit den Lebensträumen, die sich im Angesicht der Ka‘ba verwirklichen.

Doch so reich die Hadsch für den Pilger an Belohnung und Glückseligkeit sein mag, mindestens genauso reich ist sie an Strapazen und Zermürbung. Hadsch ist anstrengend! Ohne die richtige Vorbereitung bereits vor Reiseantritt, jeder Menge Geduld und Genügsamkeit, kann diese Anstrengung zur Qual werden. Mit der richtigen Vorbereitung hingegen, wird sich dem Pilger die Süße des Glaubens auftun: ein weiches Herz, hingebungsvolle Barmherzigkeit den Mitpilgern gegenüber und die innigste Verbundenheit mit Allah.

Die Reise beginnt
Nun sitze ich im Flieger. Ich bin aufgeregt, ob dessen, was mich erwarten mag. Labbaik Allahumma Labbaik, Hier bin ich, oh Allah, hier bin ich.

Medina
Unsere Reise beginnt in Medina, der Stadt des Propheten Muhammad, Allahs Segen und Frieden seien auf ihm, ca. 400 km nördlich von Mekka. Die Zeit vergeht. Ich habe kein Gefühl mehr für die Zeit. Manchmal weiß ich nicht, welchen Tag wir gerade haben. Die ersten Tage bewege ich mich wie betäubt durch die Straßen von Medina. Meine Wahrnehmung ist getrübt, als blickte ich durch einen Schleier hindurch. Das Klima, die Hitze, Baustellen, Lärm, Autos, kulturelle Vielfalt, kaum Schlaf, unendliche Eindrücke: Als würde ich träumen und das Geschehen zöge in seiner Unwirklichkeit an mir vorbei. Erst am siebten Tag habe ich das Gefühl, ganz angekommen zu sein.

Neben der sich über alle Straßen hinweg ausbreitenden Hektik erscheint die Prophetenmoschee wie eine Oase der Ruhe. Sie ist von unbeschreiblicher Schönheit und gewaltiger Eleganz. Eine Schönheit, die sich in ihrem vollen Umfang wohl nur von jenem erfassen lässt, der sie mit eigenen Augen gesehen und mit dem Herzen berührt hat. 1,2 Millionen Menschen finden in ihr einen Platz für das Gebet. Weitläufige Flure, gestützt von kunstvoll geschwungenen Säulen, die an die Architektur der Moschee von Córdoba erinnern, und Kuppeln, liebevoll verziert, verschmelzen in ihrer Anordnung mit den Betenden zu einer harmonischen Einheit, einem stimmungsvollen Ornament.

Es ist schon ein atemberaubendes Gefühl, wenn trotz der gigantischen Größe der Raum aufgrund der vielen Pilger eng wird. Im Gebet stehen wir Fuß an Fuß, Schulter an Schulter. Das Gefühl der Einheit wird in mir stark, der Einheit vor Allah. Einheit bei der gleichzeitig größtmöglich vorstellbaren Verschiedenheit. Denn um mich herum hat sich die ganze Welt versammelt: Kein Land dieser Welt, so scheint es mir, aus dem nicht mindestens ein Pilger den Weg hierher gefunden hat. Ich blicke in die strahlenden Augen der vielen Menschen und kann ihre unfassbare Dankbarkeit, hier an diesem Ort zu sein, förmlich spüren. Wie Licht scheint sie durch die Adern der Pilger zu fließen und aus jeder einzelnen Pore ihrer Körper zu strahlen und sich auf alles Erschaffene zu übertragen.

Mekka/Aziziah
Gegen 12:00 Uhr verlassen wir Medina. Hektik scheint das Gesetz der Stunde zu sein. Mit uns verlassen viele weitere Pilger die Stadt, um sich auf den Weg in Richtung Mekka zu machen. Nicht wie unser geliebter Prophet, Allahs Segen und Frieden seien auf ihm, auf Kamelen, sondern in klimatisierten Bussen lassen wir uns 400 km lang in Richtung Mekka tragen. An mir ziehen endlose Felsformationen vorbei und ich frage mich, mit welcher Mühsal die Reise wohl damals einhergegangen sein muss? Ich lehne mich zurück und lasse mir in Gedanken ein weiteres Mal die einzelnen Stationen der Hadsch durch den Kopf gehen, voller Freude und voller Ungewissheit ob dessen, was mich erwarten mag.

Nach einiger Zeit befinden wir uns am Miqat, der Grenze zum Heiligen Gebiet, das Mekka in sich einschließt. Bevor wir die Grenze überschreiten, müssen wir uns jedoch in den Weihezustand begeben und die Absicht zur Hadsch fassen. Nichts, außer zwei weiße, schlichte Tücher, dem Pilgergewand, umhüllen nun unsere Körper und werden die nächsten Tage unsere einzigen Kleidungsstücke sein. Den Pilgerinnen hingegen wird hier eine besondere Erleichterung zuteil: Sie können die Hadsch in ihrer Alltagskleidung vollziehen. Für sie gibt es keine besonderen Kleidervorschriften für den Ihram-Zustand.

Banker und Bettler sind nun nicht mehr voneinander zu unterscheiden. Alle Äußerlichkeiten verlieren sich in Belanglosigkeit. Im Zentrum aller Kommunikation steht ab jetzt das Menschsein und die Beziehung zu Gott. Aber nicht nur unsere Kleidung hat sich geändert. Nun ist es den Pilgern verboten, sich zu streiten, die Haare und Fingernägel zu kürzen oder sich zu parfümieren. Und auch das Jagen und der geschlechtliche Verkehr mit dem Ehepartner ist dem Wallfahrer in dieser Zeit untersagt. Nichts soll den Pilger von seinem Gottesdienst ablenken.

Gegen 23:00 Uhr erreichen wir endlich Mekka. Unser Hotel in Aziziah liegt ca. 6km von der heiligen Moschee entfernt. Ich bin erschöpft und müde und muss mich ein wenig ausruhen. Auf der Dachterrasse unserer Bleibe bieten sich mir hierfür einladend ein paar bequem aussehende Kissen an. Ich schlafe sofort ein. Um 1:00 Uhr in der Früh werde ich plötzlich geweckt. Und dann geht alles ganz schnell. Mein Herz fängt an zu rasen und ich weiß sofort: Wir machen uns auf den Weg zur Moschee, die Ka‘ba zu begrüßen.

Ich befinde mich auf dem obersten Stockwerk der Moschee und nähere mich gesenkten Blickes dem Geländer. Einer Überlieferung zufolge, erhört Allah die Gebete seines Dieners beim ersten Erblicken der Ka‘ba. Ich hebe meinen Kopf, langsam, mein Herz rast, und dann kann ich sie sehen. Mich durchströmt ein überwältigendes Gefühl. Wie ein fiebriges Zittern fährt es mir durch den Laib und dann war da, trotz der Hast, nur noch Stille!

Von Oben wirkt der heilige Kubus und die vielen tausend Pilger, die ihn umrunden, wie eine organische Einheit. Die Ka‘ba: Der Mittelpunkt, das Zentrum aller Hinwendung der Muslime. Und nun stehe ich betend vor ihr. Ich kann die Schönheit angesichts ihrer Schlichtheit kaum beschreiben. Hier laufen alle Gebete zusammen. Alle richten sich an ihr aus. Wer sie nicht selbst gespürt hat, wird es niemals verstehen können, allen Beschreibungen zum Trotz.

Am nächsten Morgen beten wir gemeinsam auf dem Dach unserer Unterkunft. In wenigen Tagen beginnt die eigentliche Hadsch. Wir schonen unsere Kräfte und bereiten uns auf das wichtigste Ereignis unseres Lebens vor. Schon bald geht es los…

Mina
Wir haben den 8. Dhul-Hijja: Die Hadsch-Zeit hat begonnen. Wir brechen zu Fuß auf zur naheliegenden Zeltstadt Mina. Von dort aus werden bis zum 13. Tag des Pilgermonats alle Riten der Hadsch durchgeführt. Mina ist groß, sehr groß. So groß, dass man leicht die Orientierung verlieren kann, denn die nur zur Hadsch-Zeit belebte Stadt gleicht einem großen Labyrinth: Alle Zelte und Straßen sehen gleich aus. Zur besseren Orientierung wurden unsere Zelte deshalb mit neongrünen Absperrbändern versehen.

In Mina bemerke ich bereits am Ende des ersten Tages die Spuren der Hadsch an meinen Gewändern und meinem Körper. Mein Pilgergewand ist Schmutzig und durchschwitzt. Ich schlafe auf dem Boden im Staub, Körper an Körper mit anderen Pilgern. Jedem von uns stehen in Mina für sich selbst und sein Gepäck wohl nicht mehr als ein Quadratmeter Wüste zur Verfügung. Da bleibt kaum Platz, sich auf seinem Schlafplatz zu wenden. Aber zum ausruhen haben wir sowieso keine Zeit: Vorerst verbringen wir nur eine Nacht in der Zeltstadt. Bereits nach dem Sonnenaufgang des 9. Dhul-Hijja machen wir uns auf die Lange Reise zur Ebene von 'Arafah.

'Arafah
12 Kilometer. Über 40°C im Schatten. Zu Fuß. „Hadsch ist 'Arafah“, sagte der Prophet Muhammad, Allahs Segen und Frieden seien auf ihm, über jene weite Stätte, zu der wir nun aufgebrochen waren. 'Arafah ist das Herz der Pilgerfahrt und unsere erste Station, die wir von Mina aus ansteuern. Alle Pilger versammeln sich dort, um in tiefer Einkehr, Gebet und demütiger Hingabe Allah um Vergebung zu bitten, in dem Wissen, dass von Ihm alles abhängt, Er jedoch völlig unabhängig von allem ist.

Der 12 Kilometer lange Fußmarsch und die Wüstenhitze versetzen mich wieder in jenen Tranceartigen Zustand, wie ich ihn noch von Medina kenne. Ich folge dem Rhythmus meines Herzschlags und orientiere mich stetig an der Fahne unseres Reiseleiters. Schritt für Schritt nähern wir uns unserm Ziel. Regelmäßige Pausen an schattigen Orten sind notwendig, um wieder zu Kräften zu kommen.

Sechs Stunden später haben wir 'Arafah erreicht. Ich bin völlig ausgelaugt. In dürftig hergerichteten Zelten, die gerade genug Schutz vor der unbarmherzigen Sonnenhitze bieten, begeben wir uns nach einer kurzen Ansprache in die Stille. Es beginnt die wichtigste Zeit im Leben eines jeden Muslim. Der Wuquf bis zum Sonnenuntergang, das Stehen vor Allah, ist neben Ihram und Tawaf einer der unverzichtbaren Bestandteile der Hadsch.

Um mich herum herrscht eine bewegende Atmosphäre: Ich höre behutsam leise Stimmen hingebungsvoller Qur'anrezitation und blicke in die Gesichter weinender Menschen. Ein gewaltiges Weinen und doch so still, voller Demut und Liebe aus den tiefsten Tiefen Ihrer Seelen. Jener Seelen, die einst vor Gott standen und bekannten: Ja, wir Bezeugen, Du bist unser Schöpfer.

Und nun stehe ich hier unter all diesen Menschen und werde mir meiner Unbedeutsamkeit bewusst. Welch ein Staubkorn im Universum bin ich. Ich bete, mein Herz wird warm und Tränen suchen sich ihre Wege meinen Wangen entlang und finden ihr Ziel im Sand zu meinen Füßen. Das Streben, das tief in unser aller Innersten eifert, nach Anerkennung, Aufmerksamkeit, beruflichem Erfolg; diese stille Sehnsucht danach, dass unser Tun und Machen nicht unbemerkt bleibt, das sich die Menschen möglichst auch nach unserem Sein noch an uns und unsere Taten erinnern, das wir eben nicht unbedeutend waren – dieser innere Schrei verstummte. Und die Erkenntnis in mir wuchs, das Allah alleine genügt als Zeuge für all unser Tun. Dieser Gedanke – Balsam für meine unruhige Seele, schenkte mir unendliche Ruhe und unermesslichen Frieden. Frieden mit mir selbst und Frieden mit meiner Umwelt.

Muzdalifah
10. Dhul-Hijja. Die Sonne ist untergegangen und wir machen uns mit Bussen auf den Weg nach Muzdalifah. Dort übernachtete der Prophet Muhammad, Allahs Segen und Frieden seien mit ihm, unter freiem Himmel, ohne Zelt, ohne jeglichen Komfort. Ich nehme mir einen leeren Karton mit, den ich am Strassenrand in 'Arafah finde. Dieser soll mir als Matratze dienen und mich vor spitzen Steinen, Disteln und Gestrüpp schützen. 
In Muzdalifah angekommen, beten wir das Abend- und Nachtgebet auf staubigem Wüstenboden und sammeln kleine Steinchen, die wir die nächsten Tage für die Steinigen der Djamaraat benötigen. Die Säulen Markieren die Stellen, an denen Ibrahim damals den Teufel vertrieb. Alle vier Millionen Pilger schlafen in dieser Nacht auf dieser Ebene. Um uns herum tausende Pilger: Hier liegen sich fremd und bekannt gegenüber. Die letzten künstlichen Grenzen verschmelzen. Mit diesen Gedanken schlafe ich ein.

Wieder in Mina
Die Sonne ist noch nicht aufgegangen. Wir machen uns für die Verrichtung des Morgengebets fertig. Nach dem Gebet brechen wir wieder zur nahegelegenen Zeltstadt Mina auf. Ein großer Teil der Pilgerriten ist nun vollzogen.

Wir machen uns auf den Weg zur Steinigung der Djamaraat. Heute wird nur die Größte Säule, al-Dschamara al-Kubra, aufgesucht. Sie liegt am weitesten von Mina entfernt und am nächsten zu Mekka. Zur Geschichte dieses Rituals erfahren wir aus einer Überlieferung, dass der Prophet Abraham, Friede sei mit ihm, den Teufel mit Steinen vertrieb, da dieser ihn davon abhalten wollte, den Befehl Allahs auszuführen, nämlich seinen Sohn zu Opfern. Für mich ist es, als würde ich mit jedem geworfenen Steinchen die letzten Reste an Verfehlungen von meinem Körper reißen. Ich fühle mich Wurf für Wurf leichter.

Nach der Steinigung der großen Säule wird traditionell ein gesundes Opfertier geschlachtet. Als Symbol für Abrahams Gottvertrauen, der anstelle seines Sohnes ein Tier opfern sollte, nachdem er Standhaftigkeit bewiesen hatte. Die meisten Pilger schlachten jedoch nicht mehr selbst. In der Regel beauftragt man eines der vielen Schlachthäuser mit diesem Ritual.

Zu Fuß geht es dann weiter in Richtung Mekka. Wir widmen uns den letzten Riten. Mit dem Rasieren der Haare legt man schließlich seinen Ihram ab und tritt aus diesem Weihezustand wieder aus.

Mit jeder Menge Stolz und Glück, die Riten alle gesund vollzogen zu haben, aber auch müde und erschöpft, der vielen gelaufenen Kilometer wegen, geht es nun wieder zurück nach Mina… natürlich zu Fuß!

11.-13. Dhul-Hijja. In Mina beginnt eine spannende Zeit, denn dort gilt Selbstverpflegung. Auf die Empfehlung eines lieben Freundes hin, folge ich der Tradition des Propheten, Allahs Segen und Frieden seien auf ihm, und kaufe mir Datteln für die nächsten drei Tage. Wasser gibt es überall. Trotz der Enge und der bescheidenen Umstände, oder wahrscheinlich gerade deshalb, genieße ich die Zeit hier in ganz besonderem Maße. In meinem Leben habe ich an keinem anderen Ort zuvor mehr Brüderlichkeit empfunden wie hier. Alles was wir haben, teilen wir. Wir organisieren gemeinsame Essenszeiten in unseren Zelten. Jeder bringt eine Kleinigkeit mit und ist darum bemüht, das Beste davon seinem Bruder zu schenken. In kurzer Zeit haben wir reich gedeckte Plätze.

Es herrscht bescheidene Ausgelassenheit. Voller Dankbarkeit und Glück genießen wir die letzten drei Tage in Mina. Das einzige Hadschritual in dieser Zeit besteht in weiteren Steinigungen der Djamaraat, dieses Mal jedoch alle drei Säulen…

Mekka
Es ist geschafft. Die Hadsch ist vorüber. Die letzte Woche unserer Reise verbringen wir in einem fünf Sterne Hotel, 300 Meter vom Haram entfernt. Der Kontrast könnte größer kaum sein. Statt Datteln und Wasser bekommen wir hier täglich ein Drei-Gänge-Menü kredenzt und können zwischen verschiedenen Säften wählen. Statt auf einem kleinen Flecken Wüstenstaub, schlafe ich jetzt auf einer sieben Zonen Komfort Matratze. Und wo vorher Platz für 10 Pilger war, da teilen wir uns nun ein Zimmer zu dritt. „Das ist doch eine schöne Belohnung für die anstrengende Zeit“, rede ich mir ein. Mein Herz jedoch sehnt sich bereits während dieses Gedankens zurück nach Mina und 'Arafah.

Ich nutze die letzten Tage meiner Reise und lasse mich von der Schönheit der Ka‘ba und der Vielfalt der Menschen verzaubern. Auf dem Weg zur Moschee lächelt mich ein älterer Pilger liebevoll an. Als ich sein Lächeln erwidere, deutet er mit seiner Hand auf sich und sagt „Bangladesch“. Ich verstehe und gebe ihm, mit dem Finger auf meine Brust tippend, zur Antwort: „Germany, Alemania“. Plötzlich erhebt er sich von seinem Gebetsteppich, kommt mir mit tränen erfüllten Augen entgegen und umarmt mich so innig, als hätte er in mir einen lange vermissten Freund wiedergefunden.

Diese intimen Begegnungen bewahren in ihrem unerschöpflichen Reichtum eine wichtige Erkenntnis: Wir haben alle das gleiche Ziel. Und dieses Ziel eint uns, trotz aller Unterschiede.

Als am Tag der Abreise, ich befinde mich wie bei meiner ersten Begegnung mit der Ka‘ba auf dem obersten Stockwerk der Moschee, plötzlich der Gebetsruf ertönt und ich zu begreifen anfange, dass dieser das letzte Gebet einläutet, das ich auf diesem heiligen Boden verrichten werde, füllen sich meine Augen mit Tränen und in mir erstarkt das Gefühl, nie wieder gehen zu wollen.

Die zu dem Text gehörende Dokumentation kann hier abgerufen werden:
http://www.youtube.com/watch?v=X2gKKIZjWqM&feature=player_embedded