
Eine wachsende Zahl an Staat beschließt gesonderte Straftatbestände zur Bekämpfung der tödlichen Gewalt gegen Frauen.
(The Conversation). Im Jahre 1782 gestand ein englischer Richter Ehemännern das Recht zu, ihre Frauen zu schlagen, solange das verwendete Werkzeug nicht dicker als ihr Daumen war. Diese Norm führte zur Prägung des Begriffs „Daumenregel“. Von Madhumita Pandey
Glücklicherweise haben sich viele Gesellschaften so weit entwickelt, dass solche archaischen Vorstellungen als verabscheuungswürdig gelten. Dennoch werden jedes Jahr weltweit Zehntausende Frauen getötet, nur weil sie Frauen sind.
Jede Stunde sterben fünf Frauen und Mädchen
Nach UN-Angaben werden im Durchschnitt jede Stunde fünf Frauen oder Mädchen von einem Mitglied ihrer eigenen Familie getötet. Einige Länder haben inzwischen Gesetze verabschiedet, die den Femizid – eine extreme Form geschlechtsspezifischer Gewalt – ausdrücklich unter Strafe stellen.
Obwohl es keine allgemein anerkannte Definition des Phänomens gibt, wird Femizid im Allgemeinen als Tötung einer Frau oder eines Mädchens aufgrund ihres Geschlechts definiert. Dies kann beispielsweise durch Gewalt in der Partnerschaft oder durch Tötung im Namen der „Ehre“ geschehen.
Seit die UN 2013 die Resolution 68/191 verabschiedet hat, in der die Staaten aufgefordert werden, Maßnahmen zur Bekämpfung geschlechtsspezifischer Tötungen von Frauen und Mädchen zu ergreifen, haben viele Länder mit hohem Einkommen Gesetze gegen Femizide eingeführt.
Mehr Staaten schaffen neue Straftatbestände
Im Jahr 2022 hat Zypern die Tat als eigenständiges Verbrechen in seine Gesetze aufgenommen und geschlechtsspezifische Tötungen als erschwerenden Umstand bei der Strafzumessung berücksichtigt. Im selben Jahr wurde er auch in das Strafgesetzbuch von Malta aufgenommen.
Femizid kann jetzt als Motiv für einen Mord angesehen werden, und in solchen Fällen kann der Richter die höchste Strafe – lebenslange Haft – verhängen. Kroatien ist das jüngste Land, das ein eigenes Gesetz gegen Morde an Frauen beschlossen hat, das dieses Verbrechen als eigenen Straftatbestand mit einer Freiheitsstrafe von zehn Jahren und mehr ahndet.
Lateinamerika und die Karibik gehören zu den Zonen mit den höchsten Raten von Hassverbrechen an Mädchen und Frauen. Als Reaktion darauf haben 18 der 33 Staaten neue Regelungen erlassen, die sie als eigenständige Hassverbrechen einstufen. Costa Rica war das erste Land, das 2007 ein Gesetz verabschiedete, das Femizide als Straftat definiert.
Ein Mann, der seine Frau oder Partnerin tötet, kann mit 20 bis 35 Jahren Gefängnis bestraft werden. Es gibt spezielle Strafen für körperliche Misshandlung und Einschränkung der Bewegungsfreiheit, wenn ein Partner eine Frau so manipuliert, dass sie das Haus nicht verlassen kann.
Gesetze alleine werden nicht ausreichen
In einem Bericht der Queen Mary University of London wird anhand der Fallstudie Mexiko argumentiert, dass ein Gesetz allein nicht zur Reduzierung der Frauenmorde in Mexiko geführt hat.
Die wichtigsten Erkenntnisse sollten sicherlich als wichtige Ressource dienen, um nicht nur die Komplexität von Frauenmorden als extreme Form geschlechtsspezifischer Gewalt zu verstehen, sondern auch die Bemühungen zu verstärken, besser darauf zu reagieren.
Eines der Hauptprobleme ist die falsche Klassifizierung. In vielen Fällen werden nur geschlechtsspezifische Morde, die von einem Intimpartner oder einem Familienmitglied begangen werden, als Femizide gezählt.
Dies führt dazu, dass Taten, die im Rahmen schädlicher Praktiken wie der weiblichen Genitalverstümmelung, Hassverbrechen im Zusammenhang mit der sexuellen Orientierung, der Tötung indigener Frauen oder im Zusammenhang mit Banden und anderen Formen der organisierten Kriminalität begangen werden, nicht gemeldet werden und nicht sichtbar sind.
Auch wenn die sozialen und politischen Umstände in den Ländern der Welt unterschiedlich sind, gibt es doch einige universelle Lehren aus der Bekämpfung von Femizid. Das Wort hat eine politische Konnotation. In Lateinamerika wird er verwendet, um auf die mangelnde Reaktion der Regierungen auf die Tötung von Frauen und Mädchen hinzuweisen.
Der Begriff betont die Schuld des Staates und die unzureichenden Reaktionen auf diese geschlechtsspezifische Gewalt. Dies ist besonders bemerkenswert, da die Vergewaltigung und Ermordung von Frauen und Mädchen häufig als abscheuliches Mittel in Konflikten eingesetzt wird – wie sich kürzlich in der Ukraine gezeigt hat.
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