(Eurasianews). Russlands größtes Finanzinstitut, die Sberbank, hat am 29. Mai erklärt, dass es das so genannte Islamic Banking fördern und ausbauen wolle. Dabei betrachten Vertreter vor allem die traditionell muslimisch besiedelten Regionen des Landes wie die Teilrepublik Tatarstan oder den Nordkaukasus als Schlüsselfaktoren für die neue Strategie.
Infolge der Ukrainekrise und des anhaltenden Handelskrieges mit dem Westen orientiert und ordnet sich Russland auf den Weltmärkten neu. Die Föderation geht neue Wege und übt sich bei der Suche nach starken und verlässlichen Partnern im Evaluieren und Implementieren von Alternativen zum Althergebrachten.
Dies passe auch ins Gesamtbild, bemerkte der Chef der russischen Sberbank, German Oskarowitsch Gref, am Wochenende mit Blick auf Investoren aus der muslimischen Welt, die anders als Vertreter aus New York, London oder Frankfurt am Main nunmehr verstärkt im Fokus Moskaus stehen: „Wir werden die Entwicklung neuer Vorgaben für das Islamic Banking vorantreiben, weil es uns eine gute Möglichkeit liefert, mit internationalen Partnern auch in Zeiten der Sanktionen zusammenzuarbeiten.“
Angesichts einer rasant wachsenden muslimischen Bevölkerung in Russland, der mittlerweile zwischen 19 und 22 Millionen Menschen angehören, haben Investoren aus der Golfregion, traditionell auch die Türkei, großes Interesse und Bereitschaft bekundet, im Land Hedgefonds anzulegen und künftig im großen Rahmen zu investieren. Im Gegenzug scheint Russland die Weichen für ein solches Segment des Finanzsystems zu stellen.
Noch unklar ist, wie dieses Bankenwesen in Russland konkret im Einklang mit dem klassischen Finanzsystem implementiert werden soll, doch Staaten wie die Türkei haben bereits beweisen können, dass ein Nebeneinander von zinsfreien und zinsorientierten Optionen im Finanzwesen funktioniert. Überdies darf sich der Kunde auf eine größere Angebotspalette freuen, ohne dabei auf den Profit verzichten zu müssen.
Der russischen Mediengruppe „Vesti Finance“ zufolge könnte, sollten sich auch die Staaten Zentralasiens den islamischen Finanzprodukten öffnen, das zinsfreie Banking zu einem Milliarden-Geschäft heranwachsen. Binnen drei Jahren, prognostizieren die Wirtschaftsexperten von „Vesti Finance“, könnte der Markt mindestens 24 Milliarden US-Dollar schwer werden.
Für Russlands Bankensektor könnte sich Islamic Banking allein schon als alternative Finanzierungsquelle zum Westen, die fernab von politischen Launen Stabilität verspricht, bezahlt machen.
Die Sberbank gehört zu den größten Banken der GUS-Region. Allein mit Finanzprodukten in Russland macht das Unternehmen zwei Drittel seines Gesamtumsatzes, was es allerdings auch, nicht zuletzt infolge er Ukraine-Krise, seit letztem Jahr vor Probleme stellt. Trotz ihrer starken Präsenz in diversen Industriesektoren verbuchte das Unternehmen im vergangenen Jahr einen Gewinneinbruch von 19 Prozent.
Das Bankhaus argumentierte, dass westliche Sanktionen, die den russischen Finanzsektor angreifen und die Landeswährung, den Rubel, unter Druck setzen, zu diesem Ergebnis führten. „Wir gingen durch das schwerste Jahr seit 2008“, sagte Gref. Optimistisch fügte er hinzu: „Doch es stellte sich heraus, dass wir besser auf diese Krise vorbereitet waren als im Jahr 2008.“
Dieser Artikel wurde am 5. Juni dem Fachportal Eurasianews entnommen. Das Portal widmet sich ökonomischen, geostrategischen und politischen Fragen aus dem eurasischen Raum und darüber hinaus. Die Redaktion bedankt sich für die Genehmigung zur Veröffentlichung.
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