Gegen Gleichgültigkeit

Foto: Doug Turetsky, via Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY-NC-ND 2.0

Bonn (KNA). Nach dem Tod des Schwarzen George Floyd in den USA bei einem Polizeieinsatz haben am Wochenende Religionsvertreter und Politiker in Deutschland zu Solidarität aufgerufen. Sie wandten sich gegen Gleichgültigkeit und forderten Debatten über Rassismus auch in Deutschland. Bundesweit protestierten Zehntausende Menschen in mehreren Städten gegen Rassismus. Auch in den USA und anderen Staaten gingen erneut massenweise Demonstranten auf die Straßen.

Außenminister Heiko Maas (SPD) kritisierte in der „Bild am Sonntag“ US-Präsident Donald Trump: „Demokraten sollten immer versöhnen und nicht spalten.“ Trumps Verhalten gegenüber Journalisten, die er als Volksfeinde bezeichnet hatte, nannte Maas „brandgefährlich“. Dieses Verhalten kenne man von Populisten auf der ganzen Welt. Sie polarisierten gegen einzelne Gruppen und versuchten so, die eigene Anhängerschaft zu mobilisieren. Eine Gesellschaft brauche zu ihrem Funktionieren aber ein Mindestmaß an Zusammenhalt. Integrationsstaatsministerin Annette Widmann-Mauz (CDU) forderte mehr Bewusstsein für Diskriminierung. „Wir müssen Rassismus erkennen, benennen und in allen Bereichen bekämpfen“, sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Das sei auch Auftrag des Kabinettsausschusses zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus. „Rassismus gibt es auch in Deutschland – in der Schule, auf der Straße, im Job, in Bus und Bahn, im Freundeskreis.“

Rabbiner in Deutschland und der Schweiz verurteilten „den sinnlosen Mord an George Floyd durch einen Polizisten in Minneapolis“. In einer Stellungnahme betonten sie: „Wir sind empört und traurig über den Verlust eines Lebens.“ Religiöse Juden dürften niemals wegschauen, „wenn Menschen ihrer Würde und sogar ihres Lebens beraubt werden. Gleichgültigkeit ist keine Option.“ Zugleich verurteilten die Rabbiner auch Gewalt und Ausschreitungen nach Floyds Tod. Nur „friedliche Demonstrationen, bedächtige Gespräche und wirksames Handeln“ könnten zu Lösungen führen.

Die Rabbiner erklärten, sie wollten sich in den Synagogen dafür einsetzen, dass jede Form von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit „wirksam und nachhaltig“ bekämpft werde. Unterzeichnet ist die Stellungnahme von Avichai Apel (Frankfurt), Jehoschua Ahrens (Darmstadt), Zsolt Balla (Leipzig), Moshe Baumel (Basel), Noam Hertig (Zürich) und Michael Kohn (Bern).

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, vermisst in Deutschland eine „echte Debatte“ über Rassismus. Auch hierzulande seien in Behörden und anderswo immer wieder ein gewisser latenter Rassismus oder Vorurteile zu finden, sagte Mazyek im Deutschlandfunk (Samstag). Es brauche eine „echte Debatte“ und nicht nur Betroffenheitskultur oder „mal ein Hashtag gegen Rassismus“.

Niemandem werde ein „Zacken aus der Krone“ brechen, wenn man Rassismus in der Gesellschaft eingestehe, sagte Mazyek. Wenn Muslime sich extremistisch oder rassistisch äußerten, „dann müssen wir das klar benennen und eben nicht herumschwurbeln“; wenn es Weiße oder Anhänger anderer Religionen oder gar keiner Religion seien, „dann müssen wir das auch tun“.