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Gesundheitswesen: Bedarf an ausländischen Kräften steigt

Ausgabe 358

Gesundheit
Foto: Studio Romantic, Shutterstock

Sie sind eine Säule der Gesundheitsversorgung. Ohne ausländische Ärzte und Pflegekräfte kämen die Krankenhäuser nicht mehr klar. Viel Aufwand ist nötig, sie zu gewinnen und zu halten.

(KNA). Internationale Fachkräfte sind aus den deutschen Krankenhäusern nicht mehr wegzudenken. Fast jedes Krankenhaus (96 %) hat nach einer Studie aktuell oder in den letzten 5 Jahren Ärztinnen und Ärzte oder Pflegekräfte aus dem Ausland beschäftigt, die eigens zum Zweck der Arbeit nach Deutschland eingewandert sind oder in grenznahen Regionen regelmäßig über die Grenze pendeln. 70 % der befragten Einrichtungen setzen sowohl Pflegekräfte als auch Ärzte aus dem Ausland ein.

Was das bedeutet, zeigt die Statistik der Bundesärztekammer: 2023 arbeiteten allein über 50.800 Ärztinnen und Ärzte mit ausländischer Staatsangehörigkeit in deutschen Krankenhäusern. Das waren rund ein Viertel aller Krankenhaus-Ärzte.

Die Bedeutung von Fachkräften aus dem Ausland habe in den letzten fünf Jahren deutlich zugenommen, heißt es in der Studie „Internationale Talente. Mehr Fachkräfte durch Diversität im Krankenhaus“, die das Deutsche Krankenhausinstitut (DKI) für die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) erstellt hat. In nahezu allen Kliniken mit internationalen Beschäftigten sei ihre Anzahl seither deutlich gestiegen (53 %) oder auch (42 %).

Ein hoher Anteil des medizinischen Personals stammt dabei aus dem nichteuropäischen Ausland. So kommen ausländische Pflegekräfte unter anderem aus Ägypten, Algerien, Argentinien, Indien oder den Philippinen. In einer der befragten Kliniken waren Mitarbeitende aus 65 Nationen angestellt. Insgesamt beschäftigten 93 % der Krankenhäuser, die ausländische Mitarbeiter haben, Pflegekräfte aus dem außereuropäischen Ausland. 79 % haben Mitarbeiter aus Staaten der Europäischen Union (EU) beziehungsweise 70 % aus europäischen Nicht-EU-Staaten.

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Der Einsatz von internationalen Kräften sei kein Selbstläufer, mahnt die Studie. Krankenhäuser müssten Strategien und Strukturen entwickeln, um Mitarbeiter aus Gesundheitsfachberufen im Ausland langfristig zu gewinnen. So beschäftigen viele Kliniken eigens Personal für die Akquise und Integration.

Häufig kooperieren die Kliniken mit externen Dienstleistern im Ausland, die Bewerberinnen und Bewerber vor Ort suchen, Vorstellungsgespräche organisieren und die Fachkräfte auf ihr Leben in Deutschland vorbereiten. 

Eine Klinik etwa berichtete, dass eine Kirchengemeinde, die gute Kontakte in einem Partnerland hat, diese Aufgabe übernommen hat. Eine andere Klinik erläuterte, dass sie komplett auf die Zusammenarbeit mit Dienstleistern verzichtet, dafür aber drei eigene Vollzeitstellen nur für die Akquise eingerichtet hat. Die Kosten für die Vermittlung einer einzelnen Pflegekraft durch einen externen Anbieter belaufen sich laut Studie auf zwischen 8.000 und 22.000 Euro.

Von der Politik wünschen sich die Kliniken laut Studie ein schnelleres Vergeben der Aufenthaltstitel, weniger Bürokratie bei der Ausländerbehörde und mehr Pragmatismus bei der Anerkennung der Berufsabschlüsse. Die reguläre Wartezeit für die Beantragung eines Visums in der deutschen Botschaft in bestimmten Ländern kann laut Studie 20 Monate betragen.

Geflüchtete Ausbildung

Foto: Freepik

83 % der in einer Stichprobe befragten Krankenhäuser berichten etwa von dem Problem, dass der im Ausland erworbene Pflegeabschluss in Deutschland längere Zeit nicht anerkannt worden sei. Die Fachkräfte würden dann zunächst als Pflegehelferinnen und -helfer eingesetzt – was den Erwartungen der Fachkräfte zuwider laufen kann. 

Gut durchdachte Strategien brauchen die Krankenhäuser auch bei der Integration der ausländischen Fachkräfte in die eigenen Abläufe. Wie berücksichtigt der Dienstplan, dass muslimische Pflegekräfte und Ärzte den Fastenmonat Ramadan begehen wollen? Nahezu flächendeckend bieten die Krankenhäuser Einarbeitungsprogramme und Sprachkurse an. 

Die ersten Tage im neuen Land werden gezielt gestaltet. Die meisten Krankenhäuser stellen den Neuankömmlingen Wohnraum bereit oder unterstützen sie bei der Wohnungssuche und bei Behördengängen. Weit verbreitet sind auch persönliche Ansprechpartner. 56 % der befragten Krankenhäuser haben laut Studie mittlerweile einen Integrations- oder Migrationsbeauftragten benannt.

„Damit sich die internationalen Talente heimisch fühlen, müssen nicht nur die Arbeitsbedingungen stimmen, sondern auch das soziale Umfeld“, heißt es in der Studie. Eine wichtige Komponente ist der Familiennachzug. „Gelingt dieser nicht, ist eine Rückkehr der internationalen Talente in ihre Heimatländer absehbar.“