
Kairo (dpa). Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch wirft dem syrischen Militär vor, im Konflikt mit den Aufständischen immer wieder Wohngebiete mit Raketen zu beschießen. Diese Angriffe hätten keinen ersichtlichen militärischen Grund und töteten eine große Zahl von Zivilisten, hielt die Organisation in ihrem jüngsten Bericht fest. «Der Einsatz von ballistischen Raketen mit großen Sprengladungen hat in bewohnten Gebieten eine großflächige zerstörerische Wirkung», heißt es in dem Bericht. Zwischen Zivilisten und Kämpfern könne so kein Unterschied gemacht werden. «Das führt fast unweigerlich zu zivilen Opfern.»
Allein beim Beschuss des Wohnviertels Bab al-Nairab in Aleppo am 26. Juli seien bei einem Raketenbeschuss der Truppen des syrischen Machthabers Baschar al-Assad mindestens 33 Zivilisten getötet worden, unter ihnen 17 Kinder. Insgesamt untersuchte Human Rights Watch neun Raketenangriffe dieser Art, bei denen zwischen Februar und Juli dieses Jahres mindestens 215 Zivilisten getötet wurden, unter ihnen 100 Kinder. In keinem der Fälle hätten die Regime-Truppen einen militärischen Vorteil erzielt. Der Einsatz von weitreichenden Artilleriegeschossen, der viele zivile Opfer verursacht, könne deshalb ein Kriegsverbrechen darstellen, heißt es in dem bereits am Sonntag veröffentlichten Bericht.
In Syrien bekämpfen die Truppen des Assad-Regimes seit zwei Jahren einen bewaffneten Aufstand. Nach UN-Angaben kamen dabei mehr als 100 000 Menschen ums Leben.