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Initiativen wollen es nicht hinnehmen, dass Nahostkonflikt in Deutschland spaltet

Berlin (iz). Inmitten anhaltender Debatten und polarisierender Schuldzuschreibung über Antisemitismus unter muslimischen Migranti*innen in Deutschland hat sich eine Gruppe jüdischer, jüdisch-muslimischer Organisationen, Initiativen und Bündnisse in einem offenen Brief an die Öffentlichkeit gewandt.

Die Unterzeichner*innen wollen es nicht hinnehmen, dass der Nahostkonflikt „unser Zusammenleben und unsere politische und kulturelle Arbeit in Deutschland“ zerstört. Wenn dieser Konflikt auch hier ausgetragen werde, „leiden auch wir darunter“.

Zwei Punkte sind den Autor*innen wichtig:

Erstens verurteilen sie „jede Art von Antisemitismus und anti-muslimischen Rassismus sowie jede Form von Gewalt und Hass, wie etwas die jüngsten Angriffe auf Synagogen in Bonn und Gelsenkehren“. Man verwahre sich dagegen, Jüd*innen und Muslim*innen in Deutschland für die Geschehnisse im Nahen Osten verantwortlich zu machen. Die Zuschreibungen seien „Ausdruck von Antisemitismus und anti-muslimischen Rassismus“. Solche Ressentiments gefährdeten die „Gegenwart und Zukunft unseres Miteinanders hierzulande“.

Die Unterzeichner*innen hätten viel in die jüdisch-muslimischen Beziehungen investiert, um gegenseitiges Vertrauen zu ermöglichen. Auch wenn es nicht immer leicht sei, hätten sie gelernt, Differenzen auszuhalten – und viele Gemeinsamkeiten entdeckt. Sie wollen es nicht zulassen, dass jüdisch-muslimische Freundschaften und Bündnisse für politische Zwecke missbraucht oder auf den Konflikt im Nahen Osten reduziert werden.

Zweitens brauche es einen Raum für unterschiedliche Positionen zum Nahostkonflikt. Es sei nachvollziehbar, dass hier verschiedene Meinungen bestünden. Damit müsse und könne man leben. Darüber hinaus stelle man fest, „dass der Nahostkonflikt nicht der Regelfall jüdisch-muslimischer Beziehungen“ sei. „Er ist keine Notwendigkeit des Muslimisch- oder Jüdischseins, sondern eine spezifische Situation, zu der jede und jeder sich verantwortungsvoll verhalten kann.“

Der Volltext des Briefes findet sich hier:
https://www.kiga-berlin.org/uploads/Wir%20lassen%20uns%20nicht%20trennen_Ein%20offener%20Brief.pdf

Der Brief wurde von NGOs, Bündnissen und Einrichtungen unterschrieben. Dazu gehören unter anderem der Jüdisch-Muslimische Stammtisch München, das Heidelberger Bündnis für jüdisch-muslimische Beziehungen, juma (jung • muslimische • aktiv), Keshet Deutschland, muslimische akademie heidelberg, KIgA (Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus), die bildungsstätte anne frank und das Avicenna Studienwerk.