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Der Tag von ‘Arafat

Ausgabe 162

Foto: as-artmedia, Shutterstock

Der Tag von ‘Arafat (oder ‘Arafa) gehört zu den wichtigsten Stationen auf jeder Hadsch, der Pilgerfahrt nach Mekka, ja er ist sogar gewissermaßen der Kern der Hadsch. Nicht umsonst heißt es in einem Hadith des Gesandten Allahs, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben: „Hadsch ist Arafat“. Der Aufenthalt in ‘Arafat gehört rechtlich zu den Arkan der Hadsch, das heißt zu den essenziellen, obligatorischen Bestandteilen. Ohne den Aufenthalt in ‘Arafat ist die Hadsch nicht gültig. ‘Arafat ist eine Ebene außerhalb Mekkas, in der sich auch ein Hügel befindet – Dschabal Ar-Rahma, der „Berg der Barmherzigkeit“.

Der Überlieferung nach hat schon der Prophet Ibrahim, Friede sei mit ihm, in ‘Arafat verweilt. Während der Hadsch gehen die Pilger am achten Tag des Monats Dhu’l-Hidscha nach Mina und dann bei Sonnenaufgang des neunten Tages, des Tages von ‘Arafat, nach ‘Arafat, und verbringen dort den Tag bis zum Sonnenuntergang. Zur Zeit des Dhuhr-Gebets wird eine Khutba (Ansprache) gehalten, so wie auch der Prophet seine berühmte Ansprache während seiner Abschiedspilgerfahrt gehalten hat, und die Dhuhr- und ‘Asr-Gebete werden in der Zeit des Dhuhr zusammengefasst und gekürzt gebetet, ähnlich wie beim Reisegebet. Dabei wird, anders als beim Freitagsgebet, nicht laut, sondern still rezitiert.

Gemäß dem Vorbild des Propheten begeben sich die Pilger nach dem Dhuhr- und ‘Asr-Gebet in die Nähe des Dschabal Ar-Rahma und verbringen die Zeit bis Sonnenuntergang im Du’a (Bittgebet) zu Allah, mit Dhikr oder Qur’an und konzentriert sich auf Allah. Viele Pilger steigen auch auf den Berg, doch ist dies nicht nötig, es ist keine Sunna. Für die Gültigkeit ist es ausrei­chend, sich im Bereich der Ebene von ‘Arafat aufzuhalten. Die Ebene von ‘Arafat darf nicht vor Beginn des Sonnenuntergangs in Richtung Muzdalifa, der nächsten Station der Hadsch, verlassen werden, sonst wäre der Aufenthalt in ‘Arafat nicht gültig.

Für die nicht auf Hadsch befindlichen Muslime ist es empfohlen, an diesem Tag zu fasten. Das Stehen in ‘Arafat (Wuquf) ist eines der wichtigsten und tiefgehendsten Ereignisse im Leben eines Muslims. Es wird oft mit der großen Versammlung am Tag der Auferstehung verglichen und als eine Erinnerung daran gesehen. Wenn man diese gewaltige Zahl von Menschen verschiedenster Herkunft und Sprache einmal gesehen hat, die an diesem Tag in der Ebene von ‘Arafat auf Allah ausgerichtet versammelt sind, auf einer Ebene, in der Hitze, fühlt man sich in der Tat daran erinnert. Der Prophet sagte auch: „Es gibt keinen Tag, an dem Allah mehr [seiner] Sklaven von der Hölle befreit, als am Tag von ‘Arafat.“ ‘Arafat ist eine Chance, sich an den Tag der Auferstehung zu erinnern, sein bisheriges Leben zu überdenken und neu auszurichten, im Hinblick darauf, dass man einst am Tag der Abrechnung vor Allah stehen wird.

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