Konflikt oder Dialog?

Ausgabe 252

Foto: Wilson Dias/ABr | Lizenz: CC BY-SA 3.0

Der Prozess der Globalisierung beschränkt sich bei Weitem nicht nur auf ein Weltwirtschaftssystem oder die Ausweitung der Kapitalmärkte. Je vernetzter die Menschen im „globalen Dorf“ leben, desto weiter greifen Konflikte um sich. Die Frage wird sein, ob der Wille zum Ausgleich größer ist als die gleichzeitigen Zentrifugalkräfte.
(IPS). Das Erscheinen eines „globalen Dorfes“, in dem Leute mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen in stärkerem Maße zusammenkommen, um zu arbeiten, zu studieren und um zusammenzuleben, schafft Bruchlinien, die oft gewalttätig verlaufen. Dieses Phänomen hat zu einer akademischen und politischen Debatte geführt. Sie wurde von Samuel Huntingtons These vom „Zusammenprall der Kulturen“ angeheizt. Seinen Projektionen wurde durch die Ereignisse vom 11. September 2001 weitere Glaubwürdigkeit verliehen. Diese Position sieht die Begegnung von Kulturen als eine Gelegenheit, um historische Konfrontationen wiederzubeleben. Dabei übersieht sie die historischen symbiotischen Verbindungen zwischen diesen Kulturen.
Auf der anderen Seite stehen diejenigen, die kulturelle Begegnungen als wünschenswert, produktiv und notwendig betrachten. Sie glauben an die Förderung solcher Begegnungen und bauen auf einen Geist des Dialogs unter den Kulturen.
Auf individueller Ebene fördern Personen – darunter Autoren, Medien und viele weitsichtige Gemeinschaftsführer – einen Austausch. Es wurden enorme Mengen an Literatur veröffentlicht, um ein besseres Verständnis untereinander zu fördern. Auf institutioneller Ebene haben viele zivilgesellschaftliche Organisationen und Bildungseinrichtungen Programme geschaffen, um Vielfalt und Pluralismus als eine „Sprache“ des kulturellen Diskurses zu etablieren.
Dr. Ali Asani, Professor für Religionswissenschaften in Harvard, sagte in einem Interview mit der „Harvard Gazette“: „Während wir uns mit dem ‘Anderen’ Austauschen, erkennen wir, dass wir uns eigentlich mit anderen Gesichtspunkten auseinandersetzen. Und in diesem Prozess lernen wir uns selbst besser kennen.“
Auf staatlicher Ebene haben manche Länder (Kanada ist derzeit ein vorrangiges Beispiel) Politik, Gesetze und positive Handlungen unterstützt, die auf eine Förderung von Vielfalt abzielen sollen. Und global gibt es ein gesteigertes Bewusstsein für einen Austausch, obwohl noch viel mehr getan werden muss.
Zugegeben, kulturelle Konflikte waren immer Teil der Geschichte. Jedoch war die interkulturelle Zusammenarbeit gleichermaßen ein wichtiger Teil des geschichtlichen Mosaiks. Wofür wollen wir uns heute entscheiden: Zusammenprall oder Austausch? Diejenigen, die für einen Dialog der Kulturen stehen, stehen auch für eine Fortführung der historischen Traditionen von Akzeptanz, Einigung und der Feier des jeweiligen Erbes.