
Kulturelle Kompetenzen: In Köln bietet eine Kreativwerkstatt mit IZ-Autor Ahmet Aydin ab sofort die Möglichkeit zum Lernen.
(iz). Ahmet Aydin leitet in Köln das deutsche Schreibatelier. Dort lernen die Teilnehmer anhand der Literatur die Geschichte Deutschlands kennen, erhalten Einblick in bedeutende Werke und schreiben selbst, um ihre Ausdrucksfähigkeiten aktiv zu verbessern.
Der Gelehrte und Fürstenberater Scheikh Edebali (gest. 1326) sagte: „Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann keine sicheren Schritte in Richtung Zukunft machen.“ Und der Gelehrte und Staatsmann Ahmed Cevdet Pascha (gest. 1895) sagte: „Ein Diplomat ohne Geschichtswissen gleicht einem Seefahrer ohne Kompass.“
Das Herz eines Türkischstämmigen schlägt bei diesen Namen höher und das Herz füllt sich mit stolz, dass diese beiden Teil der Geistesgeschichte der Türken sind. Genauso wie Novalis in einem Brief geradezu deklariert, dass er stolz darauf ist, dass Friedrich Schiller ein Deutscher ist.
Es ist ein Teil unser menschlichen Natur stolz auf die schönen Leistungen der Menschen unseres Kulturkreises zu sein. Weisheiten wie die von Edebali und Ahmed Cevdet Pascha können Türkischstämmige in Deutschland einbringen, um die Gesellschaft zu bereichern. Weisheiten der Osmanen führte Goethe auch in seinem „West-östlichen Diwan“ in Deutschland ein.
Muslime verstehen beispielsweise die Rolle von Wieland in Weimar besser, wenn wir sagen: Wieland war Danischmend des Fürsten. Umso lustiger ist der „Fun-Fact“ für Deutschland, dass der Fürst Carl August, seinen Wieland in Briefen wirklich auch mal als „Danischmend“ angesprochen hat. Also als Wesir. Wir bezeichnen es heute auch als Politberater.
Solche Berater benötigen heutige Politiker, Unternehmer und Mitarbeiter, denn – große Überraschung – Deutschland ist ein Einwanderungsland. Zum Beispiel leben hier über fünf Mio. Menschen aus ursprünglich muslimisch gelesenen Staaten.
Nicht nur brauchen Führungskräfte die Kompetenz mit Menschen verschiedensten Kulturen umzugehen, sondern auch die Menschen, die hier herkommen, müssen sich mit der Geistesgeschichte und der Kultur Deutschlands befassen.
Kulturelle Kompetenzen sind eine große „Marktlücke“
Dieser Herausforderung habe ich mich angenommen. Als studierter Germanist und leidenschaftlicher Speaker-Poet referiere ich nicht bloß trocken über verschiedene Literaturepochen wie den Barock, Klassik, Romantik oder Naturalismus. In der ersten Sitzung lesen wir ein Gedicht des Autors Fleming aus dem Barock:
„Sei dennoch unverzagt! Gib dennoch unverloren!
Weich keinem Glücke nicht, steh höher als der Neid,
vergnüge dich an dir und acht es für kein Leid,
hat sich gleich wider dich Glück, Ort und Zeit verschworen.“
Warum beginnt ein Autor seinen Text mit „dennoch“? Nachdem wir dieses Gedicht gelesen haben, besprechen wir es – und noch viel mehr. Es ist eine Zeit der Krisen und Katastrophe und der Religionskriege in Europa. Die damalige katholische Kirche will ihre Macht nach der Renaissance und dem Protestantismus wiederherstellen und unterdrückt in diesem Zuge Menschen anderen Glaubens – dies gilt in deutschen Landen insbesondere für Glaubensrichtungen des Christentums.
Der 30-jährige Krieg, findet primär auf deutschem Boden statt. In Salzgitter-Thiede bin ich aufgewachsen und hier gibt es im Wald eine Gedenktafel. Das ist die Szene. Wir dürfen uns Fleming so in einer Anfangsszene vorstellen und plötzlich schreibt er das Gedicht!
Foto: Kaitlyn Baker / Unsplash
Was ich mache, ist Storytelling. Selbst Poet nutze ich meine Kreativität, um Geschichte und Weisheiten anschaulich zu kommunizieren und Kultur zum Erlebnis zu machen. Das ist mehr als bloße Wissensvermittlung, das ist Gänsehaut! In einer Stunde sprechen wir über Goethe.
Darauf freue ich mich besonders. Das wird das Highlight des Ateliers sein. Gänsehaut mit Goethe! Denn es ist ein Verbrechen die Weisheiten nicht anschaulich zu vermitteln. Im Master studierte ich „Literaturvermittlung“. Vielleicht werden diese Methoden eines Tages in Schulen nachgeahmt. Aufregender als die jetzigen Gedichtanalysen zu sein, ist nicht sonderlich schwer.
Wer Deutschlands Vergangenheit nicht kennt, kann sich seine Zukunft in Deutschland nicht bewusst aufbauen. Wenn wir über die Aufklärung sprechen und Immanuel Kants Aufsatz „Was ist Aufklärung?“ behandeln, schreiben wir im Anschluss einen eigenen Text. Ich liebe es Menschen selbst aktiv werden zu lassen, denn wie bereits der deutsche Dichter Novalis erkannte: „Eigenes Arbeiten bildet in der Tat mehr, als wiederholtes Lesen.
Beim Selbstangriff findet man die Schwierigkeiten und lernt die Kunst schätzen.“ Probieren wir es aus: Wenn Sie jetzt im Kurs wären mit mir, was würden Sie auf die Frage antworten: „Kennst Du Deutschland?“ Ja, zu sagen ist leicht. Doch ich werde hinzufügen: Schreibe einen Text dazu.
Das kann ein Essay sein, ein Brief, in dem wir einem Freund im Ausland Deutschland beschreiben, ein Gedicht. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. – Das ist es, was mein Kurs bewirken soll: Bewusst machen, Spaß bieten und über sich hinauswachsen. Mein Schreibatelier gleicht einer Masterclass.
Wer mehr darüber erfahren möchte und wer solch einen Kurs online machen möchte, kann mir gerne schreiben: A.Aydin@goethesdenkstil.de.