Medien: Polizei-Einsatz vor Auftritt des türkischen Ministerpräsidenten in Köln

(dpa). Bereits vor dem Auftritt des türkischen Regierungschefs Recep Tayyip Erdogan haben sich in Köln Hunderte Anhänger und Gegner nach Medienangaben verbale Auseinandersetzungen geliefert. «Wir mussten die aufgebrachten Gruppen vor einem Restaurant voneinander trennen», sagte ein Sprecher der Polizei und bestätigte einen Bericht des «Kölner Stadt-Anzeigers» (Samstag). Es sei dabei zu keinen nennenswerten Zwischenfällen gekommen.

In der Kölner Weidengasse hätten der türkische Vizeregierungschef Bülent Arinc und der türkische Botschafter Hüseyin Avni Karslioglu zu Abend gegegessen. Als dies bekanntwurde, hätten sich nach Behördenangaben spontan 300 Anhänger und Gegner der türkischen Regierung versammelt. Es sei zu lautstarken Protesten und gegenseitigen Beleidigungen gekommen.

Erdogan will heute in der Kölner Lanxess-Arena eine Rede vor 15 000 Zuhörern halten. In der Stadt werden zudem etwa 30 000 Gegendemonstranten erwartet. Erdogan spricht offiziell zum zehnjährigen Bestehen der Union Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD), die als verlängerter Arm seiner Partei AKP gilt.

Die Polizei wird mit Hundertschaften vertreten sein, um Zusammenstöße zwischen beiden Gruppen zu verhindern. «Aber es wird nicht einfach sein», sagte Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) am Freitag im Südwestrundfunk.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel betonte, sie gehe davon aus, dass Erdogan wisse, «wie sensibel dieser Termin gerade diesmal ist, und dass er verantwortungsvoll auftritt». Besorgt zeigte sich Merkel über einige Entwicklungen in der Türkei. Als Beispiele nannte sie in einem Interview des «Pfälzischen Merkurs» und der «Saarbrücker Zeitung» (Freitag) das Einschreiten gegen Demonstranten, die Übergriffe auf die sozialen Netzwerke und die Lage der Christen. Gleichzeitig sei «unbestritten, dass die Türkei mit Ministerpräsident Erdogan große wirtschaftliche Fortschritte» erzielt habe. 2008 hatte Erdogan in der Kölner Arena seine Zuhörer aufgerufen, zwar Deutsch zu lernen, sich aber nicht zu stark anzupassen.

Die Türkische Gemeinde in Deutschland und viele andere vermuten dagegen, dass es Erdogan darum geht, Wählerstimmen zu sammeln. Es gilt als wahrscheinlich, dass er im August für das Präsidentenamt der Türkei kandidieren wird. Dabei können erstmals auch etwa 1,5 Millionen Türken in Deutschland ihre Stimme abgeben.