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Mehr Differenzierung

Ausgabe 294

Foto: Mediendienst Integration, Facebook

(Mediendienst Integration). Der Mediendienst Integration hat sein neues Handbuch „Islam und Muslime“ vorgestellt. Zu diesem Anlass lud er Expertinnen und Experten ein, um zu diskutieren: Wie können Islam-Debatten versachlicht werden?

Ängste und Vorurteile beim Thema Islam und Muslime sind in der Gesellschaft weit verbreitet. Das zeigen Umfragen. Solche Vorbehalte spiegeln sich auch in Islam-­Debatten wider – diese werden mitunter einseitig geführt. Wie lässt sich das ändern? Um diese Fragen zu diskutieren, hat der Mediendienst Integration Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Journalismus zu einem Pressegespräch eingeladen. Anlass war die Präsentation des Handbuchs „Islam und Muslime“ des ­Mediendienst Integration, das mit Unterstützung der Robert Bosch Stiftung entstanden ist.

Der Kulturwissenschaftler Werner Schiffauer sieht mehrere Herausforderungen für Journalistinnen und Journalisten, wenn sie über Islam-Themen berichten: Zum einen die Komplexität der islamischen Landschaft. Es gibt eine Vielzahl von Akteuren, die sich auch verändern können. „Was ­gestern galt, gilt heute nicht mehr“, so Schiffauer. Das Handbuch Islam helfe dabei, eine Orientierung zu geben.

Die zweite Herausforderung sei die schwierige Quellenlage. Die Wissenschaft sei bei Islam-Themen zerstritten, und die Daten des Verfassungsschutzes oft veraltet und einseitig, sagt Schiffauer. Gesellschaftliche Vorbehalte gegen den Islam sind laut Schiffauer die dritte Herausforderung. Entsprechende Stimmungen spiegelten sich häufig auch in Redaktionen wider.

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Islamische Akteurinnen und Akteure können etwas zu einer differenzierten Islam-Berichterstattung beitragen, sagt die Gründungsvorsitzende des „Liberal-Islamischen Bunds“, Lamya Kaddor. „Musliminnen und Muslime sollten sich häufiger als Gesprächspartner anbieten und gleichzeitig fehlerhafte oder feindliche Berichterstattung den ­Redaktionen zurückmelden“, so die Islamwissenschaftlerin.

Eine wichtige Rolle spielen nach Einschätzung Kaddors auch die Gemeinden: ­„Moscheen sollten stärker an ihrer Kommunikationsstrategie arbeiten und Medien direkt ansprechen.“ Die Gemeinden müssten zudem in der Lage sein, zwischen Kritik und Angriffen zu unterscheiden.

Wie könnte eine differenziertere Berichterstattung aussehen? „Es sollte verschiedene Erzählungen und mehr Themen in den Medien geben“, sagt die Journalistin Julia Ley. Problematisch findet sie oft die thematische Rahmung der Islam-Berichterstattung. Zugespitzte Fragestellungen wie etwa „Ist der Islam böse?“ würden Vorurteile verstärken.

„Woran denken wir, wenn wir das Wort Islam hören?“, fragt Ley. Sehr oft an Gewalt und Terror, so ihre Antwort. Andere Themen wie etwa das jüdisch-islamische Dialogprojekt „Salam-Shalom“ oder der Einfluss des britisch-iranischen Sängers Sami Yussuf auf die internationale Pop-Szene kommen hingegen selten in den Medien vor“, sagt die Journalistin. Leys Fazit: “Die Berichterstattung sollte die gesamte Realität abbilden, sowohl zu positiven als auch zu kritischen Aspekten der islamischen Welt.“

Der Text ist erstmals am 7. November auf der Webseite des Mediendienstes Integration im Rahmen einer Creative Commons-Lizenz erschienen.