Berlin (KNA). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will einen besseren Zugang junger Migranten zum Ausbildungsmarkt. Deutschland müsse noch besser werden, sagte Merkel am Montag auf dem Integrationsgipfel in Berlin. Noch immer scheiterten viele Bewerber allein an einem ausländischen Namen. An dem Treffen im Kanzleramt nahmen Vertretern von Ministerien, Unternehmen, Gewerkschaften und Migranten-Organisationen teil.
Auch die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), will die Chancen von jugendlichen Migranten auf dem Ausbildungsmarkt verbessern. Im NDR wies die Politikerin darauf hin, dass vor allem Bewerber mit türkischen oder arabischen Namen Probleme hätten, eine Lehrstelle zu finden. Selbst wenn diese «1,9-Abitur haben, werden sie aussortiert».
Das hat nach Einschätzung von Özoguz einerseits mit den aktuellen Konflikten auf der Welt zu tun. Andererseits hätten beispielsweise viele türkische Eltern, die als Gastarbeiter ins Land gekommen seien, ihre Kinder im deutschen Bildungssystem nicht ausreichend unterstützen können. Özoguz verlangte, Jugendliche mit Migrationshintergrund nach der Schule stärker zu begleiten.
Die Wirtschaft forderte unterdessen einen Abschiebestopp von Flüchtlingen in der Ausbildung. Ansonsten seien Unternehmen kaum bereit, Asylbewerber einzustellen, sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer, in der ARD. Der „Passauer Neuen Presse“ sagte er, allein bei den Arbeitsagenturen seien Ende September noch rund 37.100 unbesetzte Ausbildungsstellen gemeldet gewesen. Flüchtlingen sollte eine Perspektive gegeben werden. „Für die deutsche Wirtschaft sind die Menschen mit Migrationshintergrund eine große Chance.”
Der Zentralrat der Muslime rief Bund und Länder ebenfalls dazu auf, das große Potenzial von Flüchtlingen zu erschließen. „Wir brauchen einen Paradigmenwechsel im Umgang mit Flüchtlingen“, sagte Zentralratschef Aiman Mazyek der „Rheinischen Post“. Für Flüchtlinge sollten Integrationskurse verbindlich werden, zudem sollten ihre Qualifizierungen frühzeitig erfasst und ihnen der Zugang zum Arbeitsmarkt nicht verwehrt werden.
Der CDU-Politiker Jens Spahn warnte seine Partei vor falscher Rücksichtnahme in der Integrationsdebatte. Die allermeisten Migranten hätten sich gut integriert «und leben unsere Werte», sagte er der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“. Aber in manchen Stadtteilen gebe es Parallelwelten. Es sei doch „klar, dass das Angst schürt“, sagte Spahn. „Es darf auf unsere Werte keinen Rabatt geben, nur weil jemand aus einer anderen Kultur oder Religion kommt.“ Errungenschaften wie die Meinungsfreiheit, der Schutz von Minderheiten und die Gleichberechtigung der Frau seien „nicht verhandelbar“.
CDU-Vize-Chefin Julia Klöckner sprach sich unterdessen für ein Burka-Verbot in der Öffentlichkeit aus. Die rheinland-pfälzische Fraktions- und Parteichefin sagte der „Rheinischen Post“: „Die Burka-Vollverschleierung steht für mich nicht für religiöse Vielfalt, sondern für ein abwertendes Frauenbild.“