Der mutige Akt der Zivilcourage machte Tugce A. deutschlandweit bekannt

Tugce A. ist tot. Ihre Seele verließ ihren Körper und geht den nächsten Schritt. So wie es mit jedem Menschen früher oder später passiert. Ihr mutiger Akt der Zivilcourage bleibt erhalten.
Über Facebook mobilisieren sich weit über 100.000 Menschen als ihre Fans. Ob sie wohl gewollt hätte, dass auch Medien und Einzelpersonen auf ihrem Rücken Likes jagen? Die üblichen Populismus-Medien bringen täglich gefühlt 10 Tugce-Meldungen. Möchte ich Missbrauch unterstellen? Ganz offen, ja. Die BILD titelt völlig unverforen ihr Herz würde sie ins Paradies bringen. Und Muslimen gefällt das. Ach so, die BILD ersetzt jetzt also den Richter aller Richter, Gott. Man möge mich nicht falsch verstehen. Ihren Angehörigen gilt weiterhin mein Beileid und Tugce gilt für das, was ich von ihr kannte – nämlich eine moralische, menschliche Tat mit Vorbildcharakter – mein Respekt.
Aber der um ihr geschaffene Mythos grenzt an Perversion. Es wird ein Märtyrerkult geschaffen, der so der muslimischen Tradition fremd ist, selbst wenn es um vollkommen offenkundige Märtyrer ging. 100.000 sprechen über eine tote Heldin, ein minimaler Bruchteil über die lebendigen Helden. Emotionalität und Irrationalität dürfen nicht Vernunft und Wissen ersetzen. Dermaßen im Rausch schreiben Muslime ‘Ruhe in Frieden’ oder ‘Du bist jetzt an einem besseren Ort’. Trauerbekundungen deren Herkunft nicht genau beachtet wird. Denn so gilt im Islam nach dem Tod nicht die ewige Ruhe, sondern der Schritt zur nächsten Stufe, sie ruht nicht. Und wer nicht unmittelbar zu den Heiligen und denjenigen gehört, die ihr Leben und ihren Tod voll und ganz Allah widmeten, ist auch nicht an einem besseren Ort. Sondern schlichtweg in der Zwischenwelt, im Grab. Wo es auch ziemlich unangenehm sein kann. So wartet man, wie jeder andere, auf den Jüngsten Tag. Und dann argumentieren Leute dagegen sie sei betrunken gewesen, als sie starb, um ihrem angeblichen Märtyrertum zu widersprechen. Wobei es dafür keinerlei Beweise gibt. Und selbst wenn –
Mit diesen ganzen Diskussionen tut man ihr Unrecht. Ich glaube sie hat nie verlangt als Märtyrerin wahrgenommen zu werden und im Gegenzug packt man ihre vermeintlichen Fehler aus. Das ist ungerecht und wider den Anweisungen Allahs. Ebenso falsch wie, dass jetzt überall Fotos von dem mutmaßlichen Schläger herrumgeistern. So wird Hass auf einen scheinbar dumm handelnden Jungen verbreitet, gegen jede Logik von Justiz. Weil Trauer und Hass sich eben gut vermarkten lassen.
Aber all diese hypothetischen Schlussfolgerungen müssen nicht nötig sein, wenn nicht jeder Unsinn nachgeredet wird. Es bedarf zwar etwas mehr Mühe ein passendes Bittgebet für sie zu lernen und zu sprechen, aber so tut man ihr wenigstens etwas Gutes.
So viele Menschen, die aufrichtige Trauer empfinden, gegen jene ist nichts zu sagen. Aber auch so viele der üblichen Verdächtigen, die nie einen Trend verpassen um Likes zu ergattern. Ihr Name bleibt aufgrund ihrer Tat erhalten, so gründet doch eine Stiftung, habt echten Anteil an dem Geist des eigentlichen Themas.
Zivilcourage ist in der schnelllebigen, modernen, egoistischen Gesellschaft eine Rarität. Aber auch Anstand neigt dazu eine Rarität zu werden. Einen Toten verabschiedet man mit sinnvollen Gebeten. Mögen Allahs Gnaden und Seine Barmherzigkeit auf Tugces Seele sein und möge Er sie zu einer Bewohnerin des Paradieses machen.