
Mord in Moschee: Am Freitag ermordet ein Täter aus muslimfeindlichen Motiven heraus den 23-jährigen Aboubakar Cissé mit unzähligen Messerstichen. Muslime beklagen allgemeine Teilnahmslosigkeit.
(iz, Agenturen). Am Morgen des 25. April 2025 ereignete sich in der Kleinstadt La Grand-Combe im südfranzösischen Département Gard ein Mord, der landesweit für Entsetzen sorgte. In der Khadidja-Moschee wurde der junge Muslim 23-jährige Aboubakar Cissé mit 40 bis 50 Stichen getötet.
Muslimfeindlichkeit in Frankreich: Das Opfer war allein
Zum Zeitpunkt der Tat befanden sich nur das Opfer und der Täter in der Moschee. Cissé war am Freitagmorgen allein dort, um vor dem Freitagsgebet sauberzumachen. Laut Überwachungskameras wechselten die beiden zunächst ein paar Worte, bevor Olivier H. plötzlich das Messer zog und wiederholt auf Cissé einstach.
Während des Angriffs filmte der Täter sein sterbendes Opfer mit dem Handy und äußerte dabei islamfeindliche Parolen wie „Deinem Scheiß-Allah habe ich in den Hintern gestochen“. Das Video wurde offenbar über einen Kontaktmann auf Snapchat veröffentlicht, aber später wieder gelöscht.
Nach der Tat floh Olivier H. zunächst und wurde als „potenziell sehr gefährlich“ eingestuft, da er in dem Video weitere Verbrechen andeutete. Die Polizei leitete eine Großfahndung ein. Zwei Tage später stellte sich der mutmaßliche Täter auf einer Polizeiwache im italienischen Pistoia und wurde festgenommen. Er soll demnächst nach Frankreich ausgeliefert werden.
Motiv Muslimfeindlichkeit
Die Ermittlungsbehörden gehen von einem antimuslimischen Motiv aus. Premierminister François Bayrou sprach von einer „islamfeindlichen Gräueltat“ und sicherte der muslimischen Gemeinschaft seine Anteilnahme zu. Die Antiterror-Staatsanwaltschaft prüft eine Übernahme des Falls.
Der Täter war bislang nicht polizeibekannt, lebte von Sozialhilfe und verbrachte viel Zeit mit Videospielen. Die Tat wird als Ergebnis zunehmender Islamfeindlichkeit in Frankreich gewertet. Der Rat französischer Muslime (CFCM) sprach von einem „anti-muslimischen Attentat“ und forderte zu erhöhter Wachsamkeit auf.
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Die Tat löste landesweit Entsetzen aus. Staatspräsident Macron verurteilte den Mord und betonte, dass „Rassismus und Hass aufgrund von Religion in Frankreich nie Platz haben werden“. Politiker verschiedener Parteien sowie muslimische Verbände forderten einen besseren Schutz von Moscheen und riefen zu Solidaritätskundgebungen auf.
Der Mord in La Grand-Combe steht exemplarisch für Spannungen in Frankreich, die durch antimuslimischen Hass ausgelöst werden. Die Tat war brutal, gezielt und öffentlichkeitswirksam inszeniert. Die Ermittlungen laufen weiter, insbesondere zur genauen Motivation und zum psychischen Zustand des Täters.
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Zentralrat der Muslime verurteilt „beschämende Gleichgültigkeit“
„Es ist eine erschütternde Ignoranz, dass in Deutschland weder die Politik noch große Teile der Presse angemessen auf dieses Verbrechen reagieren“, erklärte der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) in einer Presseerklärung.
Dass ein solches Hassverbrechen an einem Muslim – noch dazu in einem Gebetshaus – kaum öffentliche Empörung oder politische Reaktionen hervorrufe, sein „ein alarmierendes Zeichen“ für die wachsende soziale Teilnahmslosigkeit gegenüber antimuslimischem Rassismus. Schweigen normalisiert diese Gewalt.
Gleichzeitig warnte das Gremium vor den Folgen der Verharmlosung des antimuslimischen Rassismus. Betroffen davon seien mitnichten nur einzelne Muslime, sondern „die Grundprizipien eines demokratischen Rechtsstaates“. „Wenn Gläubige selbst in ihren Gotteshäusern nicht mehr sicher sind, wird eine rote Linie überschritten, die uns alle angehen muss – unabhängig von Religion oder Herkunft“, erklärt der Vorsitzende des ZMD, Abdassamad El Yazidi.