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Niger plant nach schwerem Anschlag militärische Verstärkung

Foto: MINUSMA, UN Mission in Mali

Niamey (dpa). Nach dem schweren Angriff auf zwei Dörfer in dem von Terror heimgesuchten westafrikanischen Land Niger hat die Regierung militärische Verstärkung für die betroffene Grenzregion zu Mali angekündigt. Ziel sei es, permanent eine Kompanie in der betroffenen Provinz aufzustellen, erklärte der zuständige Kommandant Mamane Sani am späten Sonntagabend (03.01.2021). Er hatte gemeinsam mit Premierminister Birgi Rafini eines der betroffenen Dörfer nahe der Grenze zu Mali besucht. Nach der Entdeckung zwei weiterer Leichen im benachbarten Buschland erhöhte sich die offizielle Zahl der Toten mittlerweile auf 102, gab das Innenministerium am Montag bekannt. Rund 30 weitere Menschen wurden zum Teil schwer verletzt.

Der Überfall ereignete sich am Samstag in den Dörfern Tchombangou und Zaroumdareye. Bisher hat sich keine Gruppierung zu dem Angriff bekannt. UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte den Überfall und forderte eine umgehende Bestrafung der Verantwortlichen.

Laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR mussten nach den koordinierten Attacken auf die Dörfer einige der Verwundeten zur Behandlung rund 100 Kilometer in benachbarte Städte transportiert werden. Mehr als 1000 Menschen seien nun – meist zu Fuß – auf der Flucht. „Gemeinschaften, die durch Brutalität auseinandergerissen und zur Flucht gezwungen wurden in einer Region, in der sich bereits Zehntausende gewaltsam Vertriebene eine neue Existenz aufzubauen versuchen“, betonte die UNHCR-Vertreterin Alessandra Morelli. Ihre Organisation werde einen Betreuungsstützpunkt für sie aufbauen.

Im Niger und in den anderen Ländern der Region sind Terrorgruppen aktiv, die Al-Kaida oder dem Islamischen Staat (IS) die Treue geschworen haben. Die Regierung hat in den wüstenhaften Weiten außerhalb der Städte aber wenig Kontrolle, was nicht nur dschihadistische Gruppen, sondern auch kriminelle Netzwerke ausnutzen. Der Niger ist eines der wichtigsten Transitländer für afrikanische Migranten, die über das Mittelmeer die EU erreichen wollen. Zusammen mit Mali, Mauretanien, dem Tschad und Burkina Faso ist der Niger Teil der G5-Sahel-Gruppe, die Terrorgruppen bekämpfen will.