Pressemitteilung des Berliner Vereins Inssan e.V.

Berlin. Offensichtlich weiß Innenminister Friedrich selbst nicht, was in der heute vom Bundesinnenministerium veröffentlichten Studie „Lebenswelten junger Muslime in Deutschland“ steht. So heißt es auf Seite 119: „Am besten sollte sich der Leser deshalb für die Interpretation der hier berichteten Befunde immer am konkreten Inhalt der Items und auch der Antwortkategorien orientieren (der jeweils mit berichtet wird), denn weitergehende Schlussfolgerungen (zum Beispiel über radikales Verhalten) sind und bleiben rein spekulativer Natur.“  Dies ist Herrn Friedrich offensichtlich entgangen, und so konnte er die Schlagzeilen produzieren, die er gerne haben möchte: Schlagzeilen, um eine Politik der Ausgrenzung und Ablehnung kultureller und religiöser Vielfalt zu befördern. Wie sonst erklärt es sich, dass ausgerechnet die Bild-Zeitung schon vor Veröffentlichung über ihre „Ergebnisse“ informiert wurde?

Wir alle wissen, dass die angebliche „starke Religiosität“ den Jugendlichen häufig nur dazu dient, zu provozieren und sich abzugrenzen von denen, die sie sowieso nicht als Bürger unseres Landes anerkennen.  Es ist erschreckend, wie bedenkenlos hier soziale Probleme instrumentalisiert werden, um Intoleranz zu befördern und die Wertschätzung religiöser Vielfalt zu untergraben.

Auch die Studie selbst weist gravierende Mängel auf. Schon die Tatsache, dass man sich unter anderem auf Fernsehbeiträge stützt, zeigt wie tendenziös hier gearbeitet wurde. Die Fragestellungen erlauben, wie ja von den Forschern selber gesagt wird, keine weiteren Schlüsse, wie wir sie jetzt bei Herrn Friedrich und in den Medien finden.  Auch kann die Studie keine  Repräsentativität beanspruchen auf Grund der geringen Teilnehmerzahl.

Tatsache ist – und das wird bei genauerem Hinsehen sogar von dieser Studie bestätigt – dass Muslime ähnliche Werte wie andere Bevölkerungsgruppen aufweisen, wenn es um die Anerkennung unserer Gesellschaftsordnung geht. Auch unsere Arbeit mit muslimischen Jugendlichen zeigt, dass sie dazu gehören möchten,  dass sie hier heimisch sind, aber dass sie sich durch Schlagzeilen, wie Herr Friedrich sie gerade wieder produziert hat, ausgegrenzt fühlen und ihre Bemühungen um Zugehörigkeit dadurch ins Leere laufen.

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