Quantitative Analyse über die Teilnahme am Tarawwih-Gebet

(iz). Das Tarawwih-Gebet im Ramadan gehört zu eines der wichtigsten Faktoren, die den Ramadan zum Ramadan machen. Ca. 1,5-2 Stunden nach dem Fastenbrechen begeben sich die Muslime in die Moschee und verrichten gemeinsam das Tarawwih-Gebet. Man konnte natürlich das Gebet auch alleine zu Hause verrichten, doch in der Gemeinschaft in der Moschee hat es auch einen sozialen Charakter. Um einen Teil dieses sozialen Charakters ging es in meiner kleinen Studie zu den Teilnehmerzahlen am Tarawwih-Gebet. Einen Monat lang schaute ich in einer Moschee in einer Kleinstadt auf die Teilnehmerzahl an diesem Gebet.

Die Kleinstadt, um die es geht, ist eine Stadt mit ca. 22.000 Einwohnern. Der Ausländeranteil beträgt ca. 7,1 Prozent. Zur Zahl der Migranten oder der Muslime gibt es leider keine Erhebungen sondern nur Schätzungen. Daher konnte ich diese nicht in meine Forschung mit aufnehmen.

Die Moschee, um die es geht, ist eine der ältesten und größten in seiner Region. Nicht nur die Muslime aus dieser Stadt, sondern auch aus den Nachbarstädten besuchen diese Moschee.

Die quantitative Analyse wurde teilnehmend durchgeführt. Einen ganzen Ramadanlang zählte ich die männlichen Muslime, die zum Gebet kamen, meine Frau die weiblichen. So kam es zu folgendem Ergebnis:

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Die durchschnittliche Teilnehmerzahl am Tarawwih-Gebet betrug 134. Wie zu erwarten waren in der Nacht der Bestimmung (Laylat Al-Qadr) mit 206 Teilnehmern die meisten Betenden anwesend. Das Minimum mit nur 83 Teilnehmenden war nur zwei Tage vor dieser Nacht.

Wenn wir die Teilnehmer nach Geschlecht aufteilen sticht ein interessantes Ergebnis hervor:

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Hier sehen wir, dass die männlichen Teilnehmer (Blaue Linie) im Vergleich zu den weiblichen Teilnehmern (Rosa Linie) höher sind. Dass hat natürlich auch damit zu tun, dass Frauen während ihrer Blutung am Gebet nicht teilnehmen. Der höchste Unterschied ist direkt am ersten Tag zu sehen. Hier befanden sich fast 3mal so viele Männer beim Gebet. Durchschnittlich befinden sich 1,4mal mehr Männer beim Tarawwih-Gebet. Das Interessante an dieser Grafik ist, dass der Verlauf der Teilnahme nahezu identisch ist. Mit Ausnahme von einzelnen Tagen verlaufen die männliche und die weibliche Kurve fast parallel.

Um den Mythos zu durchleuchten, ob im Verlauf des Ramadans die Teilnehmer immer weniger werden, schauen wir uns die Verteilung nach Wochen an:

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Aus diesem Ergebnis geht nicht hervor, dass die Teilnehmerzahl geringer wird. Es kann sicherlich sein, dass dieser Mythos nur eine subjektive Wahrnehmung ist.

Auch das Gerücht, dass am Wochenende noch mehr Teilnehmer dabei sind, konnte in dieser Forschung nicht bestätigt werden:

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In dieser Tabelle ist zu sehen, dass am Samstag mehr Teilnehmer dabei sind. Doch das sollte nicht irritieren. Es gab in dem Forschungsjahr fünf Samstage, die in den Ramadan fielen. Bei den anderen Tagen waren es jeweils vier Tage. Wenn wir also den einen Unterschied vom Samstag subtrahieren ergibt sich eine Zahl im Durchschnitt wie die anderen Tage.

Es erübrigt sich zu sagen, dass dies keine repräsentative oder ausschöpfende Studie ist. Man müsste die gleiche Studie noch an mehreren Moscheen durchführen und am Besten zu unterschiedlichen Jahreszeiten. Es sollte aber einen kleinen Beitrag dazu leisten.

Generell kann man jedoch davon ausgehen, dass die Zahl der Teilnehmer am Tarawwih-Gebet weltweit nicht gering ist. Frauen, Männer, Kinder begeben sich nach dem Fastenbrechen in die Moschee zum Gebet. Nicht nur eben aus theologischen Gründen, sondern auch aus sozialen Gründen.

Cemil Şahinöz
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