«Spiegel Online»: BND fing Informationen zu Giftgas-Befehl ab

Hamburg (dpa). Der Bundesnachrichtendienst (BND) hat nach Darstellung von «Spiegel Online» Informationen zum mutmaßlichen Giftgas-Einsatz in Syrien abgefangen, die eine Täterschaft von Machthaber Baschar al-Assad nahelegen. BND-Präsident Gerhard Schindler habe ausgewählten Bundestagsabgeordneten am Montag in geheimer Sitzung von einem abgehörten Gespräch berichtet, schrieb das Magazin.

Demnach belauschte der Geheimdienst nach dem Giftgas-Einsatz am 21. August ein Gespräch eines hochrangigen Vertreters der libanesischen Hisbollah-Miliz mit der iranischen Botschaft. Darin habe der Funktionär der Hisbollah, die Assad militärisch unterstützt, den Befehl zum Giftgaseinsatz durch das Regime erwähnt. Assad seien die Nerven durchgegangen, mit dem Befehl habe er jedoch einen Riesenfehler gemacht.

Weiter habe Schindler den Parlamentariern gesagt, zwar fehle ein eindeutiger Beweis – nach einer eingehenden Plausibilitätsanalyse gehe sein Dienst aber von einer Täterschaft des Assad-Regimes aus, berichtete «Spiegel Online». Möglicherweise sehe sich dieses in einer Art Endkampf um die Hauptstadt Damaskus.

Ein BND-Sprecher wollte den Bericht auf dpa-Anfrage nicht kommentieren. «Zu operativen Sachverhalten in politisch sensiblen Frage nimmt der Bundesnachrichtendienst ausschließlich gegenüber der Bundesregierung und den zuständigen parlamentarischen Gremien Stellung.»

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Assad droht und fordert Schutz
Die syrische Regierung forderte die Vereinten Nationen auf, sie vor einem möglichen Militärschlag durch die USA zu schützen. Der syrische Botschafter in New York, Baschar al-Dschaafari, schrieb in einem Brief an UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, dieser trage die Verantwortung dafür, dass Syrien nicht angegriffen werde und dass es stärkere Bemühungen um eine politische Lösung des Konflikts gebe.

Assad warnte die USA, Frankreich und andere Staaten vor einem Militärschlag gegen sein Land. «Der Nahe Osten ist ein Pulverfass», sagte der Chef des syrischen Regimes der französischen Zeitung «Le Figaro» (Montag) in Damaskus. Das Feuer werde aktuell angeheizt. Er werde nicht über eine mögliche syrische Reaktion nach einem Angriff sprechen. «Niemand kann wissen, was passieren wird.» Die Situation gerate außer Kontrolle, «wenn das Pulverfass explodiert». Als Folge würden sich Chaos und Extremismus verbreiten, sagte Assad. «Es besteht die Gefahr eines regionalen Krieges.»

Der syrische Machthaber forderte die USA und Frankreich auf, nur «einen einzigen Beweis» für den Einsatz von Giftgas durch Syrien vorzulegen. Fast schon postwendend wurden dazu Erkenntnisse des französischen und auch des deutschen Geheimdienstes über den Chemiewaffeneinsatz publik.