Studie zeigt Anstieg von rechtsextremem Denken im Osten

Berlin/Saarbrücken (KNA). Nach einer Studie ist rechtsextremes Denken in den vergangenen zwei Jahren in Ostdeutschland „massiv“ angestiegen. Im Westen ging es demgegenüber leicht zurück. Für die am Montag in Berlin vorgestellte Erhebung im Auftrag der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung befragte das Meinungsforschungsinstitut Usuma rund 2.500 Personen. Demnach wuchs der Anteil von Ostdeutschen mit einem „geschlossenen rechtsextremen Weltbild“ von 10,5 auf rund 16 Prozent. Bundesweit vertrat wiederum jeder vierte ausländerfeindliche Ansichten. Allerdings äußerten sich fast alle Befragten (rund 95) zufrieden mit der Staatsform der Demokratie.

Die Ostdeutschen weisen in der jungen Altersgruppe von 14 bis 30 Jahren anders als in früheren Befragungen bei der Befürwortung einer rechtsautoritären Diktatur, Chauvinismus, Sozialdarwinismus und der Verharmlosung des Nationalsozialismus höhere Werte auf als in der Altersgruppe der über 60-Jährigen. Antisemitismus ist demnach bei rund jedem elften Deutschen manifest, und zum ersten Mal bei Ostdeutschen häufiger als bei Westdeutschen. Nach Einschätzung der Studienautoren gilt Bildung generell als „Schutzfaktor“ gegen radikale Ansichten. Personen mit Abitur neigten demnach prozentual deutlich weniger zu rechtsextremem Denken.

Die Studie beklagt auch eine Islamfeindschaft die „in den letzten Jahren zunehmend zum Propagandafeld für rechtsextreme Parteien geworden“ sei. Demnach erklärten 57,5 Prozent der Befragten, dass der Islam rückständig sei, 56,3 Prozent hielten den Islam für eine „archaische Religion“. Nach Ansicht der Studienautoren werden dabei rassistischen Ressentiments mit einer „religiös-kulturellen“ Rückständigkeit begründet.

Aus der Sicht von Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) zeigt die Studie „die Schwäche der Zivilgesellschaft, die es vielerorts in Ostdeutschland noch gibt“. Thierse, der von „erschreckenden Zahlen“ sprach, sagte der „Saarbrücker Zeitung“ (Dienstag), die Studie sei eine „alarmierende Anfrage“ an das Bildungssystem und die Familie in den neuen Ländern. „Sie zeigt deren politische und moralische Schwächen auf.“ Deutlich werde zudem, dass Rechtsextremismus vor allem sozialökonomische Ursachen habe. „Nur wenn wir den jungen Menschen überall in Deutschland gute berufliche Perspektiven geben, können wir dieses Phänomen stärker eingrenzen.“ Daneben sei weiterhin das beherzte Engagement aller Demokraten nötig.

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