Hunger in Sudan erreicht neue Dimensionen: Beinahe die Hälfte der Menschen leidet unter Ernährungsunsicherheit. In fünf Zonen droht Hunger.
Berlin (CARE/iz). Wie die Situation von Hunger oder Mangelernährung in einem Land ist, wird nach internationalen Standards geprüft. Ein System dafür heißt Food Security Phase Classification (IPC).
Das ist ein Projekt, das seit 2004 hilft, diese Situation besser zu verstehen und politische Entscheidungen zu treffen. Es gibt auch ein Gremium namens IPC Famine Review Committee (FRC), das die Ergebnisse der Prüfungen kontrolliert.
Laut einer Pressemitteilung der Hilfsorganisation CARE International von Ende Dezember 2024 geht eine Feststellung des FRC hervor, dass in „mindestens fünf Gebieten des Sudan Hungersnot festgestellt wurde und prognostiziert, dass in fünf weiteren Gebieten zwischen Dezember 2024 und Mai 2025 eine Hungersnot auftreten wird“.
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Sudan: Beinahe die Hälfe leidet unter Ernährungsunsicherheit
Nahezu die Hälfte der Bevölkerung – 24,6 Millionen Menschen – leidet unter akuter Ernährungsunsicherheit. Laut FRC besteht zudem in 17 weiteren Regionen ein hohes Hungersnot-Risiko. Dies markiert eine nie dagewesene Verschärfung der humanitären Krise, ausgelöst durch den anhaltenden Konflikt und den eingeschränkten humanitären Zugang.
Die Bevölkerung Sudans leidet seit fast 20 Monaten unter Gewalt, Angst und Hunger – ohne Aussicht auf Besserung. Das Land erlebt weltweit die größte Vertreibungs- und Hungerkrise und ist zugleich Schauplatz eines Krieges gegen Frauen und Mädchen.
„Die Zahlen sind erschütternd und verdeutlichen die unvorstellbare Tragödie, die sich im Sudan abspielt.“ erklärt Deepmala Mahla, CARE-Direktorin für Humanitäre Hilfe. „Die eskalierende Gewalt macht nicht nur die Hilfeleistung nahezu unmöglich, sondern erschwert auch die Datenerhebung, um das volle Ausmaß der Katastrophe zu verstehen. Menschen sterben an Hunger und Unterernährung – oft unbemerkt und von der Welt ignoriert.“
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Frauen und Mädchen am stärksten betroffen
Frauen und Mädchen, die den Großteil der Vertriebenen ausmachen, sind besonders betroffen. Unterernährung führt zu schwerwiegenden Komplikationen bei Schwangeren, während stillende Mütter ihren Kindern oft nicht genug Milch geben können. Hinzu kommen sexualisierte Gewalt und die Zerstörung von Lebensgrundlagen durch die anhaltenden Kämpfe.
CARE Sudan ruft die internationale Gemeinschaft zu einer dringenden Reaktion auf. „Es braucht alters- und geschlechtersensible Maßnahmen, darunter Ernährungsprogramme, Bargeldhilfen, medizinische Versorgung – einschließlich reproduktiver Gesundheit – und Unterstützung für Lebensgrundlagen“, fordert Abdirahman Ali, CARE-Länderdirektor im Sudan. CARE appelliert zudem an die UN, entschlossen zu handeln, um Zivilist:innen zu schützen, humanitären Zugang zu gewährleisten und die Nahrungsmittelkrise zu bekämpfen.
Der Weg aus der Krise erfordert politische Entschlossenheit und kollektives Handeln. Die Menschen im Sudan können nicht länger warten.
CARE ist seit 1979 im Sudan tätig. Die von CARE geleistete humanitäre Hilfe und die geförderten Entwicklungsprogramme konzentrieren sich auf die Unterstützung und Stärkung von Mädchen und Frauen, Geschlechtergerechtigkeit, Nothilfe und Resilienzförderung.