Norbert Müller ist 52 Jahre alt. Er arbeitet im Hauptberuf als Rechtsanwalt. Engagiert aktiv ist er als Vorstandsmitglied bei der SCHURA Hamburg. Müller war unter anderem Mitglied der Verhandlungskommission, die […]
Schlagwort: Islam
Kein Interesse an der muslimischen Mitte: Der Ansatz der politischen Stiftungen ist nicht wirklich liberal
„Wenn man sich gegen die Kategorisierung der Muslime in ‘liberal-konservativ’ und damit gegen die Politisierung der Muslime wehrt, nimmt man für keine der beiden Seiten Partei.“ (iz). Manchmal fragt man […]
Anhand eines hitzigen Dauerbrenners wird deutlich, wie sich die Einstellungen bei jungen Erwachsenen verändert haben
(iz). Das Bundesverfassungsgericht entschied jüngst zugunsten kopftuchtragender Lehrerinnen, indem es das pauschale Kopftuchverbot kippte. Damit holte es jahrelange Versäumnisse nach und ebnete erste Schritte zur Wiedergutmachung erlebter Diskriminierung. Ein Schritt, […]
Zur Erfassung von Hasskriminalität
(KNA). Hetze gegen jüdische Mitbürger hat in der jüngeren Vergangenheit immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Auf anti-israelischen Kundgebungen etwa fielen muslimische Demonstranten negativ auf. Aber auch aus den Reihen der […]
Notizen aus der Generation jung, muslimisch, einsam
(iz). Wie viele in meiner Generation junger akademischer Muslime gehöre ich zu jenen mit an sich guten Ausgangspositionen für die Zukunft. Ich bin 26, habe einen Bachelor in Islamwissenschaften mit […]
Autobiografie von Fereshta Ludin: Eine lehrreiche Odyssee
(iz). Eine Rezension über das neue Buch Fereshta Ludins zu schreiben, gleicht dem Auftrag einer Hommage. „Enthüllung der Fereshta Ludin“, heißt die Biografie über „Die mit dem Kopftuch“. Im Frühjahr […]
Der neue Vorsitzende des Islamrats, Burhan Kesici, steht vor zahlreichen Aufgaben. Von Malik Özkan
„Unter den Muslimen in Deutschland war Kizilkaya wegen seiner bescheidenen Art und eher stillen Amtsführung beliebt, die durchaus als Gegenmodell zur einer zu offensiven Medienarbeit verstanden wurde.“
Köln (iz). Burhan Kesici (42) ist der neue Vorsitzende des ältesten Spitzendachverbands der Muslime in Deutschland. Er löst damit Ali Kizilkaya (52) ab, der nach 13 Jahren nicht mehr kandidiert hatte. Kesici ist vor allem Berliner Muslimen ein Begriff und auch Vizepräsident der Islamischen Föderation Berlin.
Der aus Berlin stammende Kesici studierte dort Politikwissenschaften. Danach wurde er Mitglied und später Vizepräsident der Islamischen Föderation Berlin. Er gehört auch dem von der nordrhein-westfälischen Landesregierung berufenen Beirat für islamischen Religionsunterricht an und unterrichtet das Fach selbst in Berlin. In verschiedenen Fernsehauftritten hat Kesici schon bewiesen, dass er sachlich und klug argumentieren kann.
Ali Kizilakya hatte über ein Jahrzehnt lang die Geschicke des Islamrats für die Bundesrepublik Deutschland geleitet. Unter den Muslimen in Deutschland war Kizilkaya wegen seiner bescheidenen Art und eher stillen Amtsführung beliebt, die durchaus als Gegenmodell zur einer zu offensiven Medienarbeit verstanden wurde. Seine Position war nicht immer leicht; lange Zeit war der Islamrat und sein Vorsitzender, trotz persönlich einwandfreier Integrität, wegen seiner Nähe zur oft kritisierten Milli Görüs (IGMG) in der Öffentlichkeit eher verfemt. Der Kölner Verband ist das weitaus größte Mitglied des Islamrats.
Erst in den letzten Jahren hat sich das Bild langsam verändert und Kizilkaya wurde als verlässlicher Dialogpartner stärker wahrgenommen. Er musst allerdings immer wieder gegen eine fragwürdige Assoziationslogik ankämpfen, die ihn in die Nähe eines der Milli Görüs immer wieder pauschal unterstellten Antisemitismus oder angeblicher Demokratiefeindlichkeit brachte. In der Logik von so genannten konservativ-organisierten gegen liberal-individuellen Muslime hatte er auch bei vielen Medien nicht immer einen leichten Stand.
Der Islamrat wurde 1986 gegründet und hat ein großes Potential. Ihm gehören etwa 37 Mitgliedsvereine mit schätzungsweise rund 150.000 Mitgliedern an. Viele der Mitgliedsorganisationen agieren im Umfeld des größten Mitgliedsverband, der IGMG. Der Islamrat ist auch Mitglied des im März 2007 gegründeten Koordinierungsrats der Muslime (KRM). In der öffentlichen Wahrnehmung ist der große Islamrat allerdings deutlich weniger präsent als der kleinere Zentralrat der Muslime.
Für den neuen Vorsitzenden Kesici dürften die anstehenden Aufgaben durchaus vielfältig werden. Es geht in erster Linie um ein neues, klares Profil des Verbandes. Er selbst erklärte nach seiner Wahl, für den Verband habe Priorität, den Dialog und die Einheit unter den islamischen Verbänden zu fördern. In den letzten Monaten war der Koordinationsrat allerdings nicht sehr einheitlich aufgetreten. Wie genau die künftig „Einheit der Muslime“ aussehen soll und wie er die Rolle des ZMD und der DITIB im KRM sieht, blieb noch offen.
Der Islamrat solle sich, jedenfalls nach dem Willen Burhan Kesicis, auch künftig konstruktiv an der Deutschen Islamkonferenz beteiligen und sich der gesellschaftlichen Themen im Zusammenhang mit dem Islam annehmen. Darüber hinaus muss er sicherlich auch die ethnische Vielfalt und Offenheit des Verbandes stärken und auch dem Eindruck entgegenwirken, der Verband sei als Dachverband nicht wirklich eigenständig.
Viele Mitglieder erwarten von dem neuen Vorsitzenden einerseits eine klare Positionierung in Deutschland, ohne andererseits die traditionellen Verbindungen zur Türkei zu verleugnen.
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Auch bei existenziellen Krisen: Muslime werden wie Pflanzen vom Wind des Schicksals bewegt. Von Sulaiman Wilms
(iz). Es geschieht gelegentlich in unserem Leben, dass wesentliche Bedeutungen gleichzeitig enthüllt werden. Uns werden ihre Wirklichkeiten viel eindrücklicher als sonst üblich vor Augen geführt.
Gerade spielt sich im Mittelmeer, dem derzeit größten Brennpunkt der internationalen Flüchtlingsströme, eine menschliche Tragödie ohnegleichen ab. In den letzten beiden Wochen sollen mindestens tausend Menschen bei dem Versuch gestorben sein, ihr „nacktes Leben“ nach Europa zu retten.
Inmitten dieser bedrückenden Meldungen sitze ich beim Freitagsgebet. Vor und hinter mir sind auch Muslime aus Afrika, Syrien und Asien, die sich, anders als jene Unglücklichen, einen Weg nach Deutschland bahnen konnten und sich nun hier zurecht finden müssen. Ob mit familiärem Anhang oder ohne sind sie trotz aller existenziellen Herausforderungen doch mehrheitlich von einer Positivität und einem beachtlichen Gottvertrauen gekennzeichnet, das viele Außenstehende, die das Thema der Bootsflüchtlinge nur durch Medien oder Facebook wahrnehmen können, überraschen würde. Und während wir gemeinsam Seite an Seite sitzen, spricht der Imam in seiner Khutba vom Umgang der Gläubigen mit existenziellen Prüfungen und Krisen. Damit führt er nicht nur in ein wichtiges Thema ein, sondern hilft auch, das Schicksal von Flüchtlingen besser zu verstehen.
Der Gelehrte erinnert uns mit Beispielen aus dem Qur’an und der prophetischen Sunna, dass die Prüfung, die Schwierigkeit, Teil unserer Existenz ist. So sagt Allah in der Sura Al-i-‘Imran: „Ihr werdet ganz gewiss in eurem Besitz und in eurer eigenen Person geprüft werden.“ Ähnliches erfahren wir aus der Sura Al-‘Ankabut: „Meinen die Menschen, dass sie in Ruhe gelassen werden, nur weil sie sagen ‘wir haben Iman’, ohne dass sie geprüft werden? Wir haben bereits diejenigen vor ihnen geprüft.“
Dass es sich hierbei nicht um das bloße Überleben handelt, macht der Imam durch prophetische Aussagen wie diese klar: „Wenn Allah einen Seiner Sklaven liebt, testet Er ihn, um die Stimme seiner Anflehung zu hören.“ Und von Luqman, dem Weisen, wurde dies überliefert: „Gold und Silber werden durch Feuer gereinigt, der Mumin durch Prüfungen.“
Aber wie sollen wir nun reagieren? „Wenn der Wind weht, biegen sich die Pflanzen und wenn er still steht, stehen sie aufrecht. Und so der Mumin: Er biegt sich, wenn ein Unglück ihn befällt“, heißt es in einer Überlieferung von Abu Huraira.
Ein Blick auf meine Nachbarn macht klar, dass das kein theoretisches Gerede ist, sondern dass sie diese Lehren in ihrer Person verkörpern.
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Straflosigkeit bei sexueller Gewalt muss beendet werden. Von Valentina Ieri
(IPS). Die Straflosigkeit für sexualisierte Gewalt in bewaffneten Konflikten müsse endlich beendet werden. Das ist die Ansicht von Zainab Hawa Bangura. Bangura ist Sondergesandtin beim UN-Generalsekretär für sexualisierte Gewalt in Kriegsgebieten.
Am 15. April erläuterte sie dem UN-Sicherheitsrat einen Bericht der UN-Führung zum Thema. Vor dem Rat erklärte sie: „Die Geschichte der Vergewaltigung in Kriegsgebieten ist eine Geschichte des Leugnens. Es ist an der Zeit, diese Verbrechen, und diejenigen, die sie begehen, in den Fokus des internationalen Interesses zu bringen.“ Sexualisierte Gewalt und Missbrauch würden im Krieg von Staaten, nichtstaatlichen Akteuren sowie von bewaffneten Rebellengruppen als Werkzeug des Terrors, der Vertreibung der Opfer und zur Schaffung von Machtverhältnissen benutzt.
Der UN-Bericht erkennt zum ersten Mal die Folgen des „Einsatzes von sexualisierter Vergewaltigung als eine Kriegstaktik gegen Frauen, Mädchen, aber auch Männer und Jungen, durch bewaffnete Gruppen“ an. Enthalten ist eine Liste von 45 verdächtigen Konfliktparteien: in Ländern wie dem Irak, Mali, Nigeria, Somalia und Syrien. Analysiert wurde die Lage in 19, von Krieg zerrissenen Ländern in Europa, Afrika, Asien, Südamerika und dem Nahen Osten. Hier wird sexualisierte Gewalt als ein „wahrhaft globales Verbrechen“ beschrieben – in der Form von Missbrauch, Sklaverei sowie erzwungener Ehe und Nacktheit.
Diese Form der Gewalt wird nach Aussage des UN-Berichts auch als ein Instrument für die Diskriminierung von ethnischen und religiösen Minderheiten benutzt. Bevor Zainab Hawa Bangura vor dem UN-Sicherheitsrat sprach, wandte sie sich einige Tage zuvor an die Presse. Sie halte die Einbeziehung von Frauen in friedensschaffende und -erhaltende Maßnahmen für einen starken Schritt, um ihnen die Möglichkeit zu verleihen, ihre Macht und Rolle in Konflikt-Gesellschaften zu erhöhen.
Ihrer Ansicht nach gebe es auch Fortschritte. So habe in den letzten beiden Jahren die internationale Gemeinschaft mit der Afrikanischen Union und der Internationalen Konferenz der Region der Großen Seen (in Ostafrika) zusammengearbeitet – und werde es auch bald mit der Arabischen Liga tun.
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Laila Massoudi erinnert daran, dass unsere Lebensweise kein schwer beladenes Jammertal ist
(iz). Es gibt eine Überlieferung, in welcher der Prophet, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, von vielen seiner Gefährten auf einmal nach der Erlaubnis beziehungsweise dem Verbot dieser oder jener Sache befragt wurde. Als er ihren besorgt-erregten Zustand sah, erinnerte er, Allahs Heil und Segen auf ihm, sie mit seinen Worten daran, dass der Din Allahs eine Erleichterung ist. Diese Begebenheit, und das in ihr geborgene Wissen, ist für unsere schwierige Zeit gleich mehrfach von erheblicher Bedeutung und sie ist unserer Erinnerung wert.
Die fortschreitende soziale Atomisierung – auch innerhalb der muslimischen Gemeinschaft – sowie das Abbröckeln tradierter Wege unserer Wissensvermittlung zwischen den Generationen sowie horizontal im Rahmen einer lebendigen sozialen Situation haben bei jüngeren Generationen auch eine gewisse Unsicherheit hervorgerufen. Vor mehr als zehn Jahren war ich in einer türkischen Moschee in Köln zu Besuch. Dort hing im Waschraum ein Schild, eine türkische Schwester hatte es mir vorgelesen, auf dem stand: „Wir haben unser Wudu’/Abdest nicht aus Büchern gelernt, sondern weil wir den Älteren die Wasserkanne während der Waschung gehalten haben.“
In einem gesunden sozialen Rahmen – Eltern wissen aus eigener Erfahrung, wie wichtig es ist, den Kindern ein normales Gefühl der Geborgenheit zu geben – ist der Din unaufgeregte Normalität. Das bedeutet auch, dass alltägliche Fragen, Lebenspraxis und Glaubenswirklichkeit betreffend, auch relativ unaufgeregt abgehandelt werden können. Wir sind in einer solchen Situation von Frauen und Männern umgeben, von denen wir quasi osmotisch lernen können.
Heute ist das oft anders; gerade auch, weil für viele Jüngere das kontextlose Internet einen erheblichen Einfluss bei der Bildung ihrer muslimischen Identität hat. Und so kann es nicht verwundern, wenn tertiäre beziehungsweise banale Fragen auf einmal mit Vokabeln wie „halal“ oder „haram“ aufgeladen werden, und dementsprechend inneren Stress bei den Betroffenen erzeugen.
Nach außen hin, in Richtung unserer Mitwelt, steht unsere Lebensweise oft unter dem einen oder anderen Verdacht. Mit anderen Worten, viele Menschen haben Angst vor dem „Islam“ – oder was sie dafür halten. Hier stehen wir in der Pflicht (von der Not ganz zu schweigen), unseren Nachbarn und Mitmenschen zu zeigen, dass sie vor dem Islam keine Angst zu haben brauchen, weil er eine Erleichterung und eine Barmherzigkeit ist. Oder, wie ein guter Freund es gewohnheitsmäßig formulierte: Die Menschen müssten nicht den Din fürchten, aber sehr wohl Allah, den Herrn der Welten. Um das tun zu können, muss natürlich auch der Wille bei Muslimen vorhanden sein, den Schatz des Islam mit ihren Nachbarn zu teilen…
Um die Erinnerung daran zu erleichtern, dass Allahs Din eine Erleichterung und barmherzig ist, hilft es auch, wenn wir uns vor Augen führen, dass Allah selbst sich Barmherzigkeit vorgeschrieben hat.
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