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Über die Engel (1)

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Von den Engeln: Erster Teil eines Essays von Ahmet Aydin über einen Aspekt der unsichtbaren Welt.

(iz). Es gibt Dinge, die man nicht sieht. Und doch wirken sie. Gedanken zum Beispiel. Zärtlichkeit. Hoffnung. Oder Licht, das man nicht direkt sieht, sondern nur an dem, was es berührt. Die alten Griechen sahen nicht bloß eine Sonne. In ihrer Vorstellung lenkte jemand namens Helios einen Feuerball.

Die Sehnsucht nach solch einer Vorstellung bringt Schiller in seinem Gedicht „Götter Griechenlands“ zum Ausdruck: „Wo jetzt nur, wie unsre Weisen sagen, / Seelenlos ein Feuerball sich dreht, / Lenkte damals seinen goldnen Wagen / Helios in stiller Majestät.“

Und heute ist alles wissenschaftlich vermessen und berechnet. Was sich nicht berechnen lässt, wird verworfen, als abstrus erklärt und ins Land der Feen und Märchen abgetan. Muslime stehen seit der Aufklärung vor der Herausforderung, zu prüfen, ob ihr Glaube der Vermessung der Natur standhält.

Manche Muslime sagen, dass sie das nicht müssen. Wieder andere Sagen, dass die Büchse der Pandora geöffnet wurde. Das heißt: Es glaube, wer noch glauben kann.

Und damit könnten wir wieder zur Tagesordnung zurückkehren. Eigentlich. Wenn da nicht die Quantenphysik wäre. Wenn da nicht ein Elektron wäre, das sich wie eine Welle verhält und durch zwei Spalte zugleich geht. Doch dasselbe Elektron verhält sich anders, wenn es beobachtet wird. Beobachtet verhält es sich nun wie ein Teilchen: es geht nur durch einen Spalt, als hätte es sich „entschieden“. 

Wenn ein Blick auf ihm ruht, verhält es sich anders. Als hätte es ein Bewusstsein, das die Beobachtung wahrnimmt. Ein Blick verändert die Wirkung. Also auch ein Blick gehört zu den Dingen, die wirken.

Zu wissen, dass Helios die Sonne lenkt, verzauberte das Leben. Zu wissen, dass Neptun auf den Meeren wacht, verzauberte das Leben. Zu wissen, dass ein Halbgott namens Herkules sich abmüht, um in den Olymp aufzusteigen, war der Glaube, der die Spartaner zu Höchstleistungen anspornte.

Auf ihn führten sie ihre Abstammung zurück. Seine Tugenden galten ihnen als vorbildlich. Was spornt uns heute zu Höchstleistungen an?

Der Glaube vieler in unserer Zeit ist der Kapitalismus. Er ist eine Folge der Vermessung und Berechnung der Welt. Er ist eine Folge der Entzauberung der Welt. Auf der Erde ist kein Gott mehr geblieben. Gott greife nur dort, wo wir uns Dinge nicht erklären können.

Aber da uns nichts verboten ist, zu vermessen, und wir die Fähigkeit haben, alles zu vermessen, ist auch kein Gott mehr. Gott ist uns in den Himmel geflohen. Ja, nicht einmal mehr dorthin, denn auch der Himmel und das Universum werden vermessen.

Ohne Glaube an Herkules, keine Spartaner. Was also bleibt uns im Kapitalismus? Der Glaube an die eigenen Träume hat den Glauben an Götter ersetzt. Der Traum, mein Ziel im Leben, ist das, was mich antreibt. Es zu erreichen und mir und allen zu beweisen, dass ich es kann, das ist die Glaubensmode unserer Zeit. Als Leser Shakespeares bliebt mir eine Frage: Gibt es noch mehr Dinge im Himmel und auf Erden, als der Kapitalismus sich träumt?

„Ich glaube, dass ihm ein Engel erscheint“

Nachdem Muhammed, Allah segne ihn und schenke ihm Frieden, nach eigener Aussage erst nach Jerusalem und dann in den Himmel gereist ist, machten sich die Mekkaner über ihn lustig. Sie suchten Abu Bakr auf. Er war einer der ersten Muslime und ein angesehener Geschäftsmann.

Jetzt nach so einer Absurdität müsse doch auch Abu Bakr einsehen, dass Muhammed, der Sohn von Abdullah, den Verstand verloren habe. Schließlich wisse Abu Bakr, wie man Geld verdient, und wer das weiß, könne doch kein Idiot sein. Die Antwort Abu Bakrs war sehr ernüchternd: „Ich vertraue ihm darin, dass ihm ein Engel erscheint und ihm Botschaften von Gott überbringt. Was ist das schon im Vergleich?“

Wenn Muhammed, Gott segne ihn und schenke ihm Frieden, sagt, er sei in einer Nacht nach Jerusalem und zurück, dann ist es wirklich geschehen. Das war Abu Bakrs Überzeugung.

Dieser Mann lüge nicht. Er war in der Gesellschaft immer als der Vertrauenswürdige bekannt. Er war sein bester Freund und als bester Freund und Kenner seiner Geheimnisse, wusste er, dieser Mann schauspielert nicht. Der Botenengel Jibril besucht ihn. Und wenn er will bringt er ihn innerhalb einer Nacht bis nach Jerusalem und wieder zurück.

Das glaubt nicht nur Abu Bakr. Das glauben auch alle Muslime. Wenn es ein Mensch nicht tut, ist er kein Muslim. Ohne die Kenntnis des Lebens von Muhammed, Allah segne ihn und schenke ihm Frieden, wäre das, was Islam genannt wird, jedoch nicht nachvollziehbar.

Einige Vorschriften herauszupicken und dann den gesamten Glauben schlecht zu reden und für absurd zu erklären, das ist die Sitte der heutigen Öffentlichkeit in Deutschland.

Goethe, Herder, Wieland und Schiller waren mal weiter. Aber mit diesen weisen Menschen hat die heutige deutsche Gesellschaft ebenfalls nichts mehr gemein. Wir haben es, wie Wieland in seiner Geschichte der Abderiten bereits satirisch darstellte, mit Korinthenkackern zu tun. Menschen, die sich über Vereinsamung beklagen, sich aber gleichzeitig über Muslime lustig machen, wenn sie im Ramadan regelmäßig zusammenkommen und ebenfalls die Gesellschaft der Engel bezeugen.

Erklären und Staunen zugleich

Der moderne Mensch ist ein Geschöpf des Sichtbaren geworden. Er vertraut dem, was sich zählen, messen, abbilden lässt. Und doch beginnt gerade die moderne Naturwissenschaft, dieses Vertrauen zu erschüttern.

Die Quantenphysik zeigt: Die Welt ist nicht fest, nicht klar, nicht logisch im alten Sinn. Ein Teilchen kann sich gleichzeitig an zwei Orten befinden. Licht ist mal Welle, mal Teilchen. Und manchmal entscheidet erst die Beobachtung, was es eigentlich „ist“.

Als Muslim kann ich die Welt vermessen und erklären, warum der Himmel blau aussieht, und gleichzeitig kann ich Gott lobpreisen für das schöne Blau des Himmels, die Sterne und jede Nacht erneut über die Schönheit des Mondes staunen und denken: „Allah, mein Herr, du hast all das nicht ohne Grund erschaffen.“

Wir Muslime Leben in der nachklasssichen Form der Philosophie, wie sie Frank Griffel in seinem Buch „The Formation of Post-Classical Philosophy in Islam“ dargelegt hat. Das ist eine Philosophie der Weisheit, eine Philosophie der Synthesen, des Sowohl-als-auch“. Es ist keine Philosophie des „Entweder-oder“.

Frank Griffel legt dar, dass die nachklasssiche Philosophie der Muslime, nicht mit einem Entweder-oder arbeitet, sondern mit einem Sowohl-als-auch. Gott ist jenseits der Welt – und in ihr gegenwärtig. Der Mensch handelt – und doch ist jedes Handeln durch Allah erschaffen. Die Wahrheit ist nicht immer logisch. Sie ist tiefer.

Engel in der modernen Welt

Engel gehören zu diesen unsichtbaren Wirklichkeiten. Nicht als Symbol, sondern als real erschaffene Wesen: aus Licht, ohne Ego, ohne Eigenwille, ganz im Dienst, als Teil einer göttlichen Ordnung.

Während wir Menschen durch den Alltag gehen, begleiten uns zwei Engel: Sie heißen Kirâman Kâtibîn – edle Schreiber –, und sie zeichnen jede Tat auf. Nicht symbolisch, sondern wirklich. Es ist eine stille Gegenwart. Eine Art göttlicher Erinnerung, die immer bei uns ist.

Es gibt Engel, die bewachen. Engel, die stützen. Engel, die uns Gläubige im Gebet umgeben. Wenn sich Menschen versammeln, um Allahs zu gedenken, sitzen Engel bei uns, sagen „Friede sei mit euch“, und sie steigen empor mit dem Duft dieser Erinnerung. Und dann sind da Engel, die uns erschrecken.

Jibril ist einer von ihnen. Engel, deren Licht gespenstig stark ist, weil sie mit Wahrem und Schönem kommen. Ihre Nähe ist kein Mythos, sondern Geschichte. Rilke hat sein stärkeres Dasein im Gedicht „Mohammeds Berufung“ versucht, erfahrbar zu machen.

Elektronen verändern sich, wenn sie von einem Messgerät beobachtet werden, das Bewusstsein von Engeln angesehen zu werden, verändert uns Menschen. Wie? Darum wird es im zweiten Teil über die Engel gehen.

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Unser täglich Brot – von Fasten und Übermaß

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Ein historischer Essay über die Beziehung zwischen dem Fasten, übermäßiger Ernährung und unserer Abhängigkeit von Getreide. (iz). Das Wort für „Fasten“ hat im Englischen eine interessante Herleitung. Abgesehen von seinem […]

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Isra & Miradsch – die Nachtreise und Himmelfahrt des Propheten

miradsch Jerusalem wahl

Heute – in der Nacht von Sonntag auf Montag – gedenken Muslime in aller Welt nach dem Abendgebet der Nacht der Isra & Miradsch (Nacht- und Himmelsreise des Propheten).

(iz). Allah sagt über die Miradsch in der Sura al-Isra, Vers 1: „Gepriesen und Erhaben ist Allah, Der Seinen Diener (Muhammad) in einem Nachtabschnitt von der al-Haram-Moschee zur al-Aqsa-Moschee, deren Gebiet Allah gesegnet sein ließ, reisen ließ, damit er (Muhammad) von den Zeichen, die auf die Allmacht Gottes deuten, sieht; wahrlich, Allah ist der Allhörende und der Allsehende.“

Im edlen Monat Radschab ereignete sich die Nachtreise und Himmelfahrt – ein wichtiges Ereignis, dem aufgrund seiner Besonderheit und Großartigkeit feierlich gedacht wird, indem sich Muslime zusätzlichen Gottesdiensten widmen Eines Nachts kam der Engel Dschibril zum Propheten Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, weckte ihn, und sodann bestieg der Prophet ein Wesen, Buraq genannt, auf dem er von der heiligen Moschee in Mekka zur fernen Moschee in Al-Quds, Jerusalem, ritt.

Foto: Muhamad Taufiq Bin Azmi, Shutterstock

Miradsch und Isra als Bestätigung des Propheten

Die segensreiche Nacht ereignete sich im Jahre 620, zwei Jahre vor der Auswanderung aus Mekka, genau in dem Todesjahr des Onkels und Beschützers unseres Propheten, Abu Talib, sowie seiner Gattin Khadidscha. Dies ist auch das Jahr, in dem unser Prophet aus der Stadt Taif verjagt wurde. Sowohl unser Prophet als auch die Muslime erlebten also schwierige Zeiten. Aus diesem Grund wird dieses Jahr auch als „Jahr der Trauer“ bezeichnet.

Nach all diesen vermeintlich entmutigenden Erlebnissen haben war es unter anderem auch das überlieferte Erlebnis dieser Nacht, die den Muslimen wieder Hoffnung spendete. Es erinnerte erneut an die unersetzbare Rolle des Gesandten Allahs als Überbringer der Botschaft Gottes.

Aufstieg zum äußersten Ende

Diese Reise wird Al-Isra, die Nachtreise, genannt. In Al-Quds betete er zunächst zwei Gebetseinheiten mit den anderen Propheten und dann unternahm er Al-Miradsch, die Himmelsreise. Dabei stieg er durch alle Himmel bis zum siebten Himmel auf, und Allah hat ihm viele Dinge mit deutlicher Klarheit gezeigt. Der Prophet hat dort alle Propheten vor ihm gesehen.

Der Höhepunkt seines Aufstiegs war der Lotusbaum, al-Muntaha, des äußersten Endes. Dieser Baum ist so groß, dass ein Reiter siebzig Jahre bräuchte, um seinen Schatten zu durchqueren, und ein einziges Blatt von ihm würde die ganze Schöpfung beschatten.

At-Tabari sagte dazu in seinem Qur’an-Kommentar: „Der Lotusbaum wurzelt im Thron. Er markiert die Grenze des Wissens jedes Wissenden, sei er ein Erzengel oder ein Prophet oder Gesandter. Alles, was darüber hinausgeht, ist ein Geheimnis, das niemand außer Allah allein kennt.“ Dort erschien dem Propheten Dschibril in all seinem Glanz. Beim Lotusbaum erhielt der Prophet das Gebot von 50 täglichen Gebeten für seine Gemeinschaft.

Beim Herabsteigen traf er Musa, der ihn fragte: „Wieviele Gebete wurden euch auferlegt?“ Und als er hörte, dass es 50 waren, sagte er: „Das Pflichtgebet ist eine schwere Bürde, und dein Volk ist schwach. Geh zurück zu deinem Herrn und bitte Ihn, Er möge es dir und ihnen erleichtern.“ Und so ging es immer wieder, bis die Gebete auf fünf verringert waren, und der Prophet, Allahs Friedem und Segen auf ihm, sagte: „Ich bin so oft zu meinem Herrn zurückgekehrt und habe Ihn so oft gebeten, dass ich mich schäme vor Ihm.“

Segensreiche Gaben

In einem Hadith heißt es: „Dem Gesandten Allahs wurden drei Dinge gegeben: die fünf Gebete, die letzten Verse der Sura Al-Baqara, und die Vergebung der schweren Sünden von allen aus seiner Gemeinschaft, die Allah nichts beigesellt haben.“ (Überlieferung von Imam Muslim)

Auf der ganzen Welt versammeln sich Muslime zum gemeinsamen Gebet in der Moschee und gedenken ihrem geliebten Propheten, Allahs Frieden und Segen auf ihm. Für die türkischsprachigen Muslime sind derartige Ereignisse oft unter dem Wort „kandil“ bekannt, das etwas mit Lampen zutun hat, da traditionellerweise die Moscheen zu diesen Nächten mit Laternen geschmückt werden.

In einigen muslimischen Ländern bekommt man für den darauffolgenden Tag frei, um nach einer Nacht voller Gottesdienst ausschlafen zu können. Auch werden traditionell weltweit Fleisch und Süßspeisen zubereitet und an die Bedürftigen verteilt. Die Gelehrten empfehlen an diesem Abend, Allah um Vergebung zu bitten, Ihn zu preisen und seinem Gesandten Muhammad, Allahs Frieden und Segen auf ihm, zu gedenken.

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Maulid: Muslime feiern den Prophetengeburtstag

Maulid Prophetengeburtstag mawlid

(iz). Jährlich (am 12. Rabi’ Al-Awwal islamischer Zeitrechnung) gedenkt die muslimische Welt der Geburt (Maulid) des Gesandten Allahs, Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, dem Siegel der Propheten. Er wurde als Barmherzigkeit für alle Welten gesandt, als Rufer zu Allah und als eine strahlende Leuchte, Allah segne ihn und schenke ihm Frieden. Seine Geburt war mit großen Zeichen und besonderen Ereignissen verbunden.

Die Gedenkveranstaltungen zum Geburtstag des Propheten entstanden wenige Jahrhunderte nach der Etablierung des Islam. Die islamischen Gelehrten betrachten sie mehrheitlich als gut und empfehlenswert, denn sie dienen der Erinnerung an die Geburt und die Entsendung des Propheten Muhammad, an sein Leben und sein großes Vorbild, sowie die Wichtigkeit und Bedeutung, diesem vorbildlichen Leben zu folgen.

Rechtfertigung der Feier

Allah der Erhabene sagt im Qur’an: „Wahrlich, im Gesandten Allahs habt ihr ein vorzügliches Beispiel für den, der auf Allah und den Jüngsten Tag hofft und Allahs vielfach gedenkt.“

Zu diesem Gedenken werden Veranstaltungen anlässlich des Maulid An-Nabi (auch Maulud, arab. Geburtstag des Propheten) aus Liebe zum Propheten seit Jahrhunderten in allen muslimischen Völkern durchgeführt, auch wenn in letzter Zeit einige wenige Muslime diese als „unerlaubte Neuerung“ kritisieren, da vom Propheten selbst, wie auch von seinen Gefährten nicht bekannt ist, dass sie seinen Geburtstag entsprechend begingen, so wie ja allgemein das Feiern von Geburtstagen im Islam keine Tradition hat.

Die überwiegende Mehrheit der Muslime und ihrer Gelehrten jedoch betrachteten und betrachten die Feierlichkeiten anlässlich des Prophetengeburtstags als eine lobenswerte und segensreiche Neuerung.

Einer der größten Gelehrten des klassischen Islam, Schaikh Ibn Hadschar Al-Asqalani, der Kommentator des Sahih Al-Bukhari, sagte: „Alles, was nicht während der Zeit des Propheten, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, bestand, wird Erneuerung genannt, aber einige sind gut, während es andere nicht sind.“

Der große Hadith-Gelehrte Imam Al-Baihaqi übermittelt in seinem Werk „Manaqib Asch-Schafi’i“, dass Imam Asch-Schafi’i, der Begründer einer der vier sunnitischen Rechtsschulen, sagte: „Es gibt zweierlei Neuerungen – diejenige, welche dem Qu’ran, der Sunnah und der einheitlichen Übereinkunft der Muslime zuwiderläuft, ist eine Neuerung der Täuschung, während eine gute Neuerung keinen Widerspruch zu diesen Dingen bedeutet.“

Imam An-Nawawî, ebenfalls einer der größten Gelehrten des Islam, sagte in „Tahzib al-Asma’ wa ‘s-Sifat“: „Neuerung bedeutet im Sinne der islamischen Rechtsordnung etwas einzuführen, was zu Zeiten des Propheten nicht existierte, und es ist zu unterscheiden zwischen guten und schlechten (Neuerungen).“

Diese Auffassung der rechtschaffenen früheren Gelehrten wird gestützt durch den bekannten Ausspruch des Gesandten Allahs, Segen und Friede seien auf ihm: „Derjenige, der einen guten Brauch (Sunnatun hassana) im Islam etabliert, erhält die Belohnung dafür, und die Belohnung all derjenigen nach ihm, die ihm folgen, ohne dass ihr Lohn um das Geringste gemindert würde; wer jedoch einen schlechten Brauch einführt, auf dem lastet die Strafe all derer, die danach handeln, ohne dass ihre Strafe um das Geringste vermindert würde.“

Imam As-Suyuti, der große Universalgelehrte aus Ägypten, machte in seinem „Al-Hawi li’l-Fatawi“ in einem besonderen Abschnitt mit dem Titel „Die Gute Absicht in der Erinnerung des Maulid“ folgende Aussage: „Es gibt eine Frage zur Erinnerung des Maulid des Propheten im Monat Rabi’al-Awwal. Was ist die legale Regelung im Din, ist es gut oder schlecht? Wird derjenige, der ihn begeht, belohnt oder nicht?

Die Antwort, die mir dazu kommt, ist folgende: Sich an den Maulid zu erinnern bedeutet, die Leute zu versammeln, Teile des Qur’an zu rezitieren, Geschichten über den Propheten, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, zu erzählen sowie die Zeichen, die ihn begleitet haben.

Dann wird Essen serviert. Danach trennen sich die Leute wieder. Dies ist eine der guten Neuerungen und derjenige, der sie praktiziert, wird belohnt, denn er verehrt den Rang des Propheten, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, und er drückt Freude aus über dessen ehrenhafte Geburt.“

Große Tradition der Lobgebete

In der islamischen Literatur und Dichtung gibt es eine große Tradition der Lobgedichte auf den Propheten. Der erste, der diese Tradition noch in Gegenwart des Propheten selbst begann, war der Prophetengefährte Hassan Ibn Thabit.

Einer der berühmtesten Verfasser von Gedichten auf den Propheten ist Imam Al-Busairi, dessen Gedicht „Al-Burda“ in der ganzen muslimischen Welt das vielleicht berühmteste und bekannteste seiner Art ist. Sein zweites großes Werk „Al-Hamziya“ steht dem in nichts nach.

Von Marokko bis Indonesien bekannt und geschätzt ist auch das klassische Werk „Dala’il Al-Khairat“, eine Sammlung von Segenswünschen und Gebeten auf den Propheten, verfasst von dem aus Marokko stammenden Imam Al-Dschazuli. Es wird von vielen Muslimen täglich rezitiert.

An Veranstaltungen zum Maulid, beispielsweise in Nordafrika von Marokko bis Ägypten, werden diese Lobgedichte und Segenswünsche traditionell rezitiert und gesungen. Es wird der Qur’an gelesen, gemeinsame Bittgebete gemacht und Lehrvorträge über die Geburt und das Leben des Propheten und sein Vorbild gehalten.

Ganz ähnlich laufen auch in den türkischen Moscheen die Zusammenkünfte anlässlich des Maulid ab. Da der Prophet und seine Geburt mit Licht in Verbindung gebracht wird, werden die Moscheen oft mit vielen Lichtern geschmückt. Neben der Lesung des Qur’an und gelehrten Vorträgen zur Erinnerung an den Propheten werden religiöse Lieder der türkischen Tradition, etwa von Yunus Emre, gesungen.

In jedem Fall wird das bekannteste Maulid-Gedicht in der türkischen Tradition, das Mevlüt-i Serif von Süleyman Çelebi, rezitiert. Es wird nicht nur zum Geburtstag Muhammads vorgetragen, sondern auch zu anderen Gelegenheiten, denen eine besondere Bedeutung zukommt. Das Mevlüt-i Serif von Süleyman Çelebi liegt auch in einer sehr schönen Auszugsübersetzung von Prof. Annemarie Schimmel vor.

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Der verehrengswürdige Prophet

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Seit Beginn priesen die Dichter den Charakter und die vorbildlichen Eigenschaften des Gesandten Allahs. (iz). Der Gesandte Allahs, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, ist das Modell für […]

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Said Nursi über das Besingen des Maulid

Die Geburt des Propheten (Maulid) und seine Himmelfahrt zu besingen ist eine besonders schöne und segensreiche Gewohnheit und eine besonders angesehene islamische Tradition, ja mehr noch im gesellschaftlichen islamischen Leben eine sehr feine (latif), glanzvolle und überaus angenehme Art der Unterhaltung (sohbet), ja mehr noch der willkommenste, heitere Unterricht, um die Glaubenswahrheiten wieder in Erinnerung zu bringen, ja mehr noch die wirksamste und anregendste Möglichkeit, das Licht des Glaubens, die Liebe zu Gott (muhabbet) und die hohe Verehrung (aschk) für den Propheten darzustellen und zu ihr zu ermuntern.

Möge Gott der Gerechte diese Tradition ewig weiter bestehen lassen und möge Gott der Gerechte all denen gnädig sein, die wie Suleyman Efendi eine solche (Kasside wie) »Maulid« geschrieben haben und ihnen das Paradies als Wohnstätte bereiten, amen.

Da der Schöpfer des Alls nun einmal von jeder Art ein besonders erlesenes Exemplar erschaffen hat, das alle Vollkommenheit in sich enthält, und es als ein Musterbeispiel zum Stolz seiner ganzen Art gemacht hat. So ist es denn mit Sicherheit notwendig, dass Er durch die Erscheinung des Gewaltigsten unter all Seinen Namen auch aus dem gesamten Universum ein besonders erlesenes und vollkommenes Exemplar erschaffen wird. So wie es unter Seinen Namen den einen gibt, welcher »der gewaltige Name (Ismi A’dham)« genannt wird, so muss es auch unter Seinen Kunstwerken ein besonders vollkommenes Exemplar geben, ein Einzelstück, in dem sich alle Vollkommenheit des Universums vereinigt und besonders auf dieses Seinen Blick lenken.

Dieses Musterexemplar wird in jedem Fall ein Lebewesen sein. Denn unter den Arten im Universum die vollkommensten sind die Lebewesen. Und unter diesen Lebewesen wird dieses Exemplar in jedem Fall mit Bewusstsein begabt sein. Denn unter den Arten von Lebewesen die vollkommensten sind die bewusstseintragenden. Und dieses außergewöhnliche Individuum wird in jedem Fall ein Mensch sein. Denn unter den mit Bewusstsein begabten ist der, welcher zu höchster Entfaltung fähig ist, der Mensch. Und unter den Menschen wird in jedem Fall dieses eine Individuum Mohammed sein, mit dem Friede und Segen sei. Denn seit Adams Zeiten hat es bis heute noch niemals eine Geschichte gegeben, die uns eine Persönlichkeit gleich ihm vorgestellt hätte und wird uns auch nie von ihm berichten können. Denn diese Persönlichkeit hat das halbe Erdenrund und ein Fünftel der Menschheit unter seine geistliche Leitung genommen und seine geistliche Leitung in vollkommener Majestät über eintausenddreihundertfünfzig Jahre fortbestehen lassen und ist für alle Vollendeten (kemal) in allen Arten der Wahrheit zu einem Universalgenie geworden. Freunde und Feinde stimmten (zu seiner Zeit – A.d.Ü.) darin überein, dass er den höchsten Grad an guter Sitte und Moral besaß. Zu Beginn seines Auftrags hat er auf sich allein gestellt die ganze Welt herausgefordert. Er, der den Qur’an vorgestellt hat, der in seiner Verkündigung ein Wunder ist und in jeder Minute von mehr als hundert Millionen Menschen rezitiert wird, ist mit Sicherheit diese außergewöhnliche einmalige Persönlichkeit. Es könnte ein Anderer nicht sein. Er ist zugleich Saat und Frucht dieser Welt.

»Friede und Segen sei über ihm und seinen Gefährten nach der Anzahl der Arten des Kosmos und allem, was in ihm ist.« So magst du denn nun verstehen, was für eine frohe, stolze, lichtvolle, heitere, wohltuende, unterhaltende, erhabene, religiöse Veranstaltung es für die Gläubigen ist, welche diese Persönlichkeit als ihren Fürsten, ihren Herrn, ihr Vorbild (imam) und ihren Anwalt betrachten, (dieser Kasside über) seine Geburt (maulid) und seine Himmelfahrt zu lauschen, d.h. über Anfang und Ende seiner Laufbahn zu hören, d.h. die Geschichte seines geistlichen Lebens zu kennen.

Oh Herr! Zum Ruhme Deines Ehrenwerten Geliebten, mit dem Friede und Segen sei, und um Deines Gewaltigen Namens willen, lass in den Herzen derer, die diese Abhandlung veröffentlichen und ihrer Gefährten das Licht des Glaubens offenbar werden und lass ihre Federn die Geheimnisse des Qur’an veröffentlichen und schenke ihnen Leitung auf dem geraden Weg (sirata-l’mustaqim). Amen

Aus dem Risale-Nur Gesamtwerk, 24. Brief. 

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Islamische Lebenspraxis: Wenn Muslime reisen – Hinweise aus den Quellen

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Islamische Lebenspraxis: Der letzte Prophet, unser Meister Muhammad, machte auch die Erfahrung der Reise. (iz). Auch wenn sich in islamischen Quellen und diversen, regionalen Traditionen nichts unter dem  Schlagwort „Tourismus“ […]

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Heute fehlt es uns an einer Suche nach den Wurzeln der Probleme

(iz). Die Krise des Wissens besteht darin, dass wir darin gescheitert sind, unseren Herrn in der Schöpfung zu erkennen. Es gelingt uns nicht, unseren Herrn in dieser unglaublichen Arena der […]

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„Muhammad“ beliebtester Jungenname in Großbritannien

London (KNA). Muhammad ist inzwischen der häufigste Jungenname für Neugeborene in Großbritannien. Laut einer Statistik der Internetseite „BabyCentre“ (Montag) stieg der Name gegenüber dem Vorjahr um 27 Plätze auf Rang eins der Beliebtheitsskala. Ali, Omar und Ibrahim rückten neu in die Top 100 auf. Bei den Mädchennamen schaffte es Nur (Arabisch für „Licht“) als Neuzugang direkt auf Platz 29, Maryam – die arabische Version von Maria – verbesserte sich um 59 Positionen auf Rang 35.

Die Chefredakteurin von „BabyCentre“, Sarah Redshaw, verwies darauf, Muhammad sei in muslimischen Familien traditionell der Name für den männlichen Erstgeborenen. Die wachsende Beliebtheit arabischer Namen wie auch des indischen Aarav spiegle die wachsende Vielfalt in der britischen Gesellschaft.

Der Qur’an. Rechtleitung für die Gläubigen

„Lies! Im Namen deines Herrn, der erschuf – erschuf den Menschen aus einem Blutklumpen. Lies! Denn dein Herr ist allgütig. Er, der durch die Schreibfeder gelehrt hat – den Menschen gelehrt hat, was er nicht wusste.“ (Al-’Alaq, 1-5)
(iz). Dies waren die ersten Worte, die dem Propheten Muhammad, möge Allah ihn segnen und ihm Heil schenken, offenbart wurden, wie sie auch der Anfang der letzten aller ­Offenbarungen Allahs an die Menschheit ­waren.

Nach jeder Herabsendung einer Teiloffenbarung wurden die Worte des Qur’an durch den Propheten auswendig gelernt. Daraufhin prägten sich auch die Gefährten die Offenbarung ein und schrieben sie auf Pergament, Steine und Knochen. Zugleich gaben sie die Offenbarung mündlich an andere weiter. Seit mehr als 1.400 Jahren wird der Qur’an durch Wissende an Lernende weitergegeben, seit der Offenbarung über Generationen hinweg, ohne ein einziges Wort oder einen einzigen Buchstaben zu verändern.

Durch das Anhören seiner Rezitation wiederholen die Schüler die Verse, um sie nicht in ihr Gedächtnis, sondern in ihren Herzen einzuprägen. In einer Zeit, in der die Wissenschaft und die Redekunst der arabischen Sprache ihren Höhepunkt erreicht hatte, in der Reime und Prosa um einen hohen Platz auf der Rangliste wetteiferten, konnte sich niemand jemals vorstellen, dass eine Person als Träger der Botschaft in dieser hochwertigen Sprache auserwählt wird, die weder lesen noch schreiben konnte.

Die Sprachqualität des Qur’an ist unvergleichbar und ein klarer Beweis der Macht Allahs. Es sind Stellen vorhanden, in denen die zweifelnden Menschen herausgefordert werden, eine Sure zu schreiben, welche den durch ­Allah offenbarten Suren ähnelt, doch niemals konnte es Ihm jemand gleichmachen, wie es auch zukünftig niemals jemand können wird.

Der Inhalt des Qur’an kann in drei Kategorien aufgeteilt werden: 1.) Verse, die über die Einheit Gottes berichten (Tauhid), 2.) Verse, welche die Geschichten der zuvor gesandten Propheten erzählen (Qisas) und 3.) Verse, die Gesetze und Normen betreffen (Ankam).

Einer der Namen des Qur’an ist das „Dhikr“, „die mahnende Erinnerung“; nicht nur, weil er an sich bereits eine Mahnung bezüglich des Richtigen und des Falschen ist, also über das, was man tun und was man unterlassen sollte, sondern auch, weil durch seine Rezitation, sein Verständnis und durch die Umsetzung seiner Botschaft in die Praxis ein Weg aufgezeigt wird, in dem der Gläubige Allah in seiner gesamten Macht und Erhabenheit zu gedenken vermag. In einem Vers heißt es: „Doch ermahne [weiterhin]; denn sicherlich nützt Ermahnung den Gläubigen.“ (Ar-Rahman, 55)

Das Gedenken Allahs durch das Rezitieren des edlen Qur’an reinigt die Herzen und verleiht dem Geist Ruhe und Gelassenheit, verschafft dem Denkvermögen Klarheit, gesteigerte Aufmerksamkeit und eine Unmenge an Vorteilen. Nichts kann den Qur’an besser beschreiben als der Qur’an selbst. Mit den folgenden Worten spricht der Erhabene darin zu seinem Gesandten, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden schenken: „Dieses Buch, daran ist kein Zweifel, ist eine Rechtleitung für die Gottesfürchtigen. Die da glauben an das Verborgene und das Gebet verrichten und von Unserer Gabe spenden; und die da glauben an das, was auf dich herabgesandt wurde und vor dir herabgesandt wurde, und fest auf das Jenseits vertrauen. Diese folgen der Leitung ihres Herrn, und ihnen wird es wohlergehen.“ (Al-Baqara, 2-5)