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Nach dem Terror: Spannung zwischen Indien und Pakistan steigt

Khan Pakistan Proteste terror
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Als Folge des tödlichen Anschlags in Kaschmir auf Touristen hat Delhi eine Reihe eskalierender Maßnahmen beschlossen. Islamabad zog nach.

Delhi/Islamabad (dpa, KNA, iz). Nach einem Terroranschlag auf Inder durch Terroristen, die aus Pakistan in den indisch besetzten Teil Kaschmirs eingedrungen sind, verschärft sich der Konflikt zwischen beiden Ländern. Indien kündigte Vergeltung an und beschloss teils drastische Maßnahmen.

Am 22. April 2025 griffen Terroristen im indischen Baisaran-Tal, etwa fünf Kilometer von der Kleinstadt Pahalgam entfernt, eine Gruppe von Touristen an. Dabei wurden 25 indische Staatsbürger und ein Tourist aus Nepal erschossen. Weitere 17 Personen erlitten teils schwere Verletzungen. Bei dem Anschlag starb auch der kaschmirische Muslim Adeel Hussein Shah beim Versuch, die Attentäter an ihrem Anschlag zu hindern.

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Die Verantwortung für den Anschlag übernahm die militante Gruppe „The Resistance Front“ (TRF), ein Ableger der von Pakistan aus operierenden Lashkar-e-Taiba. Pakistan wird von Indien beschuldigt, dort operierende terroristische Gruppen zu unterstützen. Islamabad bestreitet diesen Vorwurf.

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Pakistaner sollen Indien bis Sonntag verlassen

Neu Delhi (KNA) Nach einem Terroranschlag auf indische Staatsbürger durch pakistanische Terroristen will Indien nun sämtliche Pakistaner ausweisen. Mit sofortiger Wirkung sei die Visavergabe für pakistanische Staatsangehörige ausgesetzt, berichtet das staatliche Nachrichtenportal DD News am Donnerstag unter Berufung auf das Außenministerium. Zudem sollen sie Indien bis zum 27. April verlassen.

Gleichzeitig habe das Ministerium für Äußeres in Delhi seinen Staatsbürgern dringend von Reisen nach Pakistan abgeraten. Inder, die sich dort befänden, seien aufgefordert worden, so bald wie möglich zurückzukehren. „Diese Maßnahmen spiegeln den Ernst der Lage und Indiens Entschlossenheit wider, sowohl die Täter als auch ihre Unterstützer zur Rechenschaft zu ziehen“, sagte Außenminister Vikram Misri.

Islamabad kündigte als Reaktion auf vorherige indische Maßnahmen an, seinen Flugraum für indische Fluggesellschaften zu sperren und wies Vertreter des Landes aus. Zudem schloss es seinen wichtigsten Grenzübergang nach Indien. Pakistanische Diplomaten mussten schon am Mittwoch ausreisen.

Narendra Modi

Foto: kremlin.ru, via Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY 3.0

Vertrag über Indus-Wasser wird ausgesetzt

Als Reaktion auf einen verheerenden Terroranschlag hat Indien am Mittwoch einen wichtigen Vertrag mit Pakistan über die Nutzung der Flüsse in der Himalaya-Region ausgesetzt. Der Wasservertrag mit dem Nachbarland werde mit sofortiger Wirkung suspendiert, erklärte ein Staatssekretär im Außenministerium. Er warf dem verfeindeten Nachbarland vor, grenzüberschreitenden Terrorismus zu unterstützen.

Er ist der bedeutendste Fluss Pakistans. Aus der chinesischen Region Tibet kommend strömt er durch Ladakh, das bis 2019 noch offiziell zum indischen Teil Kaschmirs gehörte. Hier gibt es wichtige Zuflüsse, unter anderem den Zanskar. Von dort fließt der Indus weiter ins westliche Nachbarland.

eskalation pakistan

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Experten sorgen sich um militärische Eskalation

In Indien wächst inzwischen die Furcht, die Armee des Landes könnte bspw. vermutete Basen von Terrorgruppen auf pakistanischem Boden oder weitere Ziele angreifen. Premierminister Modi drohte in einer öffentlichen Rede im Bundesstaat Bihar mit Blick auf den Anschlag, „unmenschliche Terroristen und ihre Mitverschwörer werden stärker bestraft als sie sich vorstellen können“. Die Zeit sei gekommen, jedes Stück Land, auf dem sie stünden, zu zerstören.

In Deutschland äußerten sich Beobachter besorgt. „Die Entwicklungen markieren eine deutliche Verschärfung in den ohnehin angespannten bilateralen Beziehungen zwischen den beiden Atommächten“, sagte Schahina Gambir, die Südasien-Berichterstatterin bei der Grünen-Fraktion ist. Beide Staaten müssten unter allen Umständen eine militärische Eskalation vermeiden.

Pakistan reagierte am Donnerstaf mit einer scharfen Drohung auf die Aussetzung des Wasservertrags: Jeder Versuch, den Wasserlauf zu stoppen oder umzuleiten werde als Kriegshandlung betrachtet „und mit dem gesamten Spektrum der nationalen Macht beantwortet werden“, teilte das Büro von Premierminister Sharif mit.

Südasien-Experte Michael Kugelman sieht deutliche Zeichen einer neuen Eskalationsstufe. „Die Bedeutung der Aussetzung des Indus-Wasservertrags kann kaum überschätzt werden“, schrieb er auf der Online-Plattform X. So eine Maßnahme habe es zuvor nicht gegeben.

Das muslimische Kaschmir ist seit der Unabhängigkeit von Großbritannien 1947 umstritten. Die beiden südasiatischen Atommächte werfen sich immer wieder Verletzungen des Waffenstillstands in der geteilten Region vor.

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