Wirtschaftsminister Gabriel auf Geschäftsanbahnung in Teheran

Ausgabe 242

(GFP.com). Mit einem Iran-Besuch des Bundeswirtschaftsministers am 18. Juli treibt Berlin den Neuaufbau der deutsch-iranischen Wirtschaftsbeziehungen und die Arbeit an einer Neugestaltung des Mittleren Ostens voran. Das Nuklearabkommen mit Teheran, das zuvor geschlossen wurde, bietet deutschen Unternehmen die Chance, ihr Iran-Geschäft, das einst zu den lukrativsten in Mittelost gehörte, nach sanktionsbedingten Einbrüchen wieder aufzubauen. Von Exportchancen in zweistelliger Milliardenhöhe ist die Rede.

Zugleich plädieren Experten dafür, die Mächteordnung am Persischen Golf unter Führung des Westens neu zu strukturieren. Angestrebt wird ein Gleichgewicht zwischen Iran und Saudi-Arabien; es würde die Hegemonie eines der beiden Staaten im Mittleren Osten verhindern und böte dem Westen günstige Einflusschancen. Das gewünschte Gleichgewicht würde auf den umfassenden Rüstungsexporten auch Deutschlands nach Saudi-Arabien basieren sowie auf der Schwächung iranischer Positionen vor allem in Syrien. Voraussetzung für Pläne zur Neugestaltung, bei denen Experten eine führende Rolle der EU für möglich halten, ist allerdings, dass der Nukleardeal mit Iran nicht noch in letzter Minute am Widerstand des US-Kongresses scheitert.

Strategen sehen in dieser Situation große machtpolitische Chancen für die EU – nicht zuletzt, weil die USA seit einiger Zeit dabei sind, ihre Kräfte in zunehmendem Maß auf den Machtkampf gegen China zu konzentrieren. Nach dem Abschluss des Nuklearabkommens mit Iran habe die EU freie Bahn, auf eine gewisse Kooperation mit Teheran zu setzen und dabei „ihre eigenen Interessen zu verfolgen“, vor allem hinsichtlich einer möglichen „Energiepartnerschaft“, heißt es in einem aktuellen „Policy Brief“ des ECFR. Eine solche Kooperation sei möglich, weil Iran sich westlichen Zielen keineswegs immer widersetze.

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Kurban Tuisa

In dieser Situation prescht Bundeswirtschaftsminister Gabriel mit seinem aktuellen Besuch in Teheran vor. Dort kann Berlin an systematische Vorarbeiten anschließen, die bereits im Dezember 2013 eingeleitet wurden. Damals, unmittelbar nach der ersten Einigung im Atomstreit mit Iran, hatten sich das Auswärtige Amt und das Bundeswirtschaftsministerium mit Hilfe des Nah- und Mittelost-Vereins (NUMOV) an interessierte Wirtschaftskreise gewandt, um das deutsche Iran-Geschäft, das 2013 auf Exporte im Wert von lediglich 1,8 Milliarden Euro eingebrochen war, wieder anzufachen.

Weitere Maßnahmen schlossen sich an – mit Erfolg: 2014 erreichten die deutschen Ausfuhren nach Iran immerhin schon wieder 2,4 Milliarden Euro. Einen direkten Zugriff auf die riesigen iranischen Rohstofflagerstätten – das Land besitzt die zweitgrößten Erdgas- und die viertgrößten Erdölvorräte der Welt – können deutsche Unternehmen zwar bislang nicht verzeichnen. Doch rechnen deutsche Firmen mit umfangreichen Aufträgen zur Modernisierung der Ölindustrie wie auch in der Chemie-, der Kfz- und der Energiebranche. „Das Land mit seiner jungen, gut ausgebildeten Mittelschicht sucht den Anschluss an die Weltgemeinschaft – politisch wie wirtschaftlich“, sagte BDI Ulrich Grillo.

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