„Agitprop statt Bildungsfernsehen“

Foto: Holger Rings | Lizenz: CC BY-NC-ND 2.0

Dortmund (dpa). Der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime, Aiman Mazyek, kritisiert die ARD-Talkshow „Anne Will“, bei der am Sonntag die vollverschleierte Muslimin Nora Illi zu Gast war. „Das war Agitprop statt Bildungsfernsehen“, sagte er im Interview der in Dortmund erscheinenden „Ruhr Nachrichten“ (Donnerstagausgabe). „Auf dem Rücken von Millionen von Muslimen und noch mehr Ahnungslosen wird so versucht, Neo-Salafismus in Deutschland salonfähig zu machen.“
Die Sendung habe ein Zerrbild gezeichnet. „Dadurch war die Empörung nicht nur unter den Muslimen groß, weil dort radikale Minderheitspositionen eine Deutungsmacht zugesprochen wird, die die mehrheitlich friedliebenden Muslime ablehnen.“
Kritik übte Mayzek auch an dem „Tatort“ aus Kiel mit Axel Milberg als Hauptkommissar Borowski, der Anlass für das Thema der jüngsten „Anne Will“-Talkshow war. Borowski hatte es in dem jüngsten Fall mit einer Schülerin aus Kiel zu tun, die zum Islam konvertiert und sich in einen Dschihadisten verliebt. „Nicht nur die Talkshow „Anne Will“, auch bereits der „Tatort“ davor war zum Beispiel voller Klischees über den Islam“, sagte Mayzek.
Muslime seien in den Rundfunk- und Fernsehräten nicht adäquat vertreten. „Da gibt es ebenso keine ausreichende Mitsprache beim Programm, zumal Muslime genauso Gebühren abtreten. Hier muss es ein Umdenken geben. Da fehlt es an der notwendigen Sensibilität.“

Ein Kommentar zu “„Agitprop statt Bildungsfernsehen“

  1. Krimis leben davon, dass sie Klischees aufgreifen. Auch der Staatsschutz kommt in diesem Tatort im übrigen nicht gut weg. Ist er es doch, der die junge Muslimin als Köder benutzen will. Im übrigen geht es in dem Tatort nicht um “den” Islam, sondern um eine extremistische Gruppe.
    Die Diskussionsrunde bei Anne Will im Anschluss war allerdings in der Tat der Kracher. Ein Dominic Musa Schmitz hätte sicherlich besser darüber berichten können, wie es dazu kommt, dass junge Menschen, die sich zum Islam hingezogen fühlen, sich plötzlich radikalisieren. Da hätte man nicht provokativ eine Frau aus der Schweiz mit einem Niqab hinsetzen müssen. Die anderen anwesenden Muslime sind dabei völlig in den Hintergrund getreten.

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