Kairo (KNA). Amnesty International weist die Bestätigung von 183 Todesurteilen gegen Muslimbrüder in Ägypten als „skandalös“ zurück. Das Justizsystem des Landes handele parteiisch und missachte nationale wie internationale Gesetze, erklärte die Menschenrechtsorganisation am Montag in London. Den Verurteilten müssten neue Verfahren nach internationalen Standards und unter Ausschluss der Todesstrafe gewährt werden.
Massenverurteilungen zum Tode seien inzwischen „fast Routine“ in Ägypten, sagte die Vizedirektorin der Nahost-Abteilung von Amnesty International, Hassiba Hadj Sahraoui. Bislang sei aber kein einziges Mitglied der Sicherheitskräfte wegen der Tode von rund 1.000 Protestierenden im August 2013 verurteilt worden.
Ein Gericht in Kairo hatte am Montag die Höchststrafen für 183 Anhänger der Muslimbruderschaft bestätigt. Ägyptens Großmufti Schawki Ibrahim Allam billigte die Urteile.
Anfang Dezember hatte ein Gericht in Gizeh 188 Angeklagte für schuldig befunden, an einem Anschlag auf eine Polizeistation des Dorfs Kerdasa im August 2013 beteiligt gewesen zu sein; damals kamen elf Polizisten ums Leben. Zur gleichen Zeit gingen Polizei und Armee gewaltsam gegen Protestlager von Anhängern des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi vor. Dabei starben Hunderte Demonstranten.
Zwei Angeklagte aus dem Prozess in Gizeh wurden zwischenzeitlich freigesprochen; zwei weitere starben in Haft. Ein Todesurteil wurde in eine Haftstrafe umgewandelt.