Anschlag auf Jerusalemer Synagoge – Gegenseitige Beschuldigungen

Jerusalem (KNA). Nach einem tödlichen Anschlag auf eine Synagoge in Jerusalem hat die israelische Polizei die Sicherheitsvorkehrungen erhöht. Unterdessen kam es nach Angaben von Polizeisprecher Micky Rosenfeld am Dienstag zu Ausschreitungen im arabischen Stadtteil Jabel Mukaber im Südosten Jerusalems. Neun Personen seien festgenommen worden. Zu der Tat bekannten sich die «Ali Abu Mustafa Brigaden», ein militanter Arm der linken «Volksfront zur Befreiung Palästinas».

Israels Regierungssprecher Mark Regev beschuldigte «extremistische» Islamisten der jüngsten Eskalation. Sie hätten durch eine «unverantwortliche, aufrührerische Sprache» Gewalt geschürt. Israel werde aber nicht zulassen, dass der sogenannte Status quo auf dem Tempelberg geändert werde, sagte Regev dem britischen Sender BBC. Die Zutrittsbedingungen zu den islamischen Heiligtümern auf dem Tempelberg sind seit Wochen Gegenstand andauernder Auseinandersetzungen zwischen Muslimen und Juden.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verurteilte die «Tötung von Betenden in einer Synagoge und alle Akte der Gewalt, gleich woher sie kommen». Zugleich verlangte er am Dienstag in Ramallah ein Ende von «Provokationen durch Siedler» vor der Al-Aksa-Moschee.

Der palästinensische Politiker Mustafa Barghuthi sagte der BBC, Israel sei «verantwortlich für das Blutvergießen». Dieses Jahr seien mehr als 2.000 Palästinenser durch israelische Soldaten und Siedler getötet worden. Die israelische Regierung habe «die Palästinenser auf diese schreckliche Weise provoziert».

Der sephardische Oberrabbiner Jitzhak Josef verlangte laut der Zeitung «Haaretz» Polizeischutz für alle Synagogen. Dem widersprach der Oberrabbiner der aschkenasischen Richtung des Judentums, David Lau. Das Modell strenger Sicherheitsvorkehrungen, wie sie um Synagogen im Ausland üblich seien, solle in Israel nicht wiederholt werden. Man dürfe nicht zulassen, dass das religiöse Leben «wegen ein paar blutgieriger Terroristen beendet» werde, zitiert «Haaretz» den Rabbiner.

Bei dem Anschlag auf die Synagoge im ultraorthodoxen Jerusalemer Viertel Har Nof wurden nach offiziellen israelischen Angaben vier jüdische Beter getötet. Acht weitere wurden verletzt, unter ihnen drei schwer und einer lebensgefährlich.

Ersten Ermittlungen zufolge betraten zwei mit Äxten, Messern und einer Pistole bewaffnete Angreifer die Synagoge zur Zeit des Morgengebets und begannen, wahllos auf die Anwesenden einzustechen, bevor sie das Feuer eröffneten. Die Täter wurden von der Polizei erschossen. Nach Polizeiangaben sollen sie aus Ostjerusalem stammen.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu berief für den Mittag eine Sicherheitsberatung in seinem Büro in Jerusalem ein. Der Anschlag sei «das direkte Ergebnis der Hetze von Hamas» und von Palästinenserpräsident Abbas. Diese werde «von der internationalen Gemeinschaft auf unverantwortliche Weise ignoriert», erklärte Netanjahu. Er kündigte an, «mit harter Hand» auf das Attentat zu reagieren.

Außenminister Avigdor Lieberman machte ebenfalls Abbas verantwortlich. Abbas habe den Konflikt bewusst zu einem religiösen Konflikt zwischen Juden und Muslimen gemacht. Äußerungen wie die, Juden seien «unrein» und dürften daher den Tempelberg nicht betreten, gäben solchen Anschlägen die Richtung vor.

Die internationale Gemeinschaft, so Lieberman weiter, solle antisemitische Aussagen von Abbas verurteilen, die zu Anschlägen wie diesem führten; sie müsse klarstellen, dass, wer so handele, nicht als legitimer politischer Akteur angesehen werden könne.