(iz). Heute beweisen die Monarchien am Persischen Golf, dass sie mehr sind als ein bloßer Zwischenstopp auf dem Weg zu einem anderen Ziel. Vielmehr sind sie selbst zu einer nachgefragten Destination der internationalen Reiseindustrie geworden. Die drei Riesen der arabischen Luftfahrt, Emirates Airways, Etihad Airways und Qatar Airways sind in den vergangenen Jahren zu globalen Akteuren der Luftfahrtindustrie geworden. Dank zahlreicher, neuer Routen konkurrieren sie mit internationalen Größen wie Lufthansa oder Air France.
Die günstige Lage und die Globalisierung, die die Welt in ein kleines Dorf verwandelt hat, tragen maßgeblich dazu bei, dass die Golfstaaten – zwischen Ost und West – ein entscheidendes Bindeglied für die Welt bilden. Sie dienen auf fast jeder Kontinentalreise als Zwischenstopp auf dem Weg zum nächsten Ziel.
Hinzu kommt, die Tatsache, dass die Herrscher in den vergangenen Jahren mehrheitlich viel Geld in eine ausgezeichnete Infrastruktur ihres Landes investierten. Die internationalen Flughäfen von Dubai, Doha (Katar) und Abu Dhabi genießen großen Ansehen im Westen und laden mit moderner Technologie und architektonischen Charme zum Verbleib im Orient ein.
Aber auch die Flotten der arabischen Fluggesellschaften wurden ausgebaut und dem Geschäft auf internationalem Parkett angepasst. Beispielsweise besitzt die junge Airline Etihad heute 67 Flugzeuge und weitere 89 Flugzeuge sind für die folgenden 3 Jahre in Bestellung. Qatar Airways besitzt 105 Flugzeuge und weitere 195 sind in Bestellung. Die größte arabische Fluggesellschaft Emirates Airways besitzt mit einem Fluggastaufkommen von 31,3 Millionen Passagieren (2010/2011) über 190 Flugzeuge und hat für die kommenden Jahre weitere 204 Flugzeuge bestellt.
Mit der Tatsache, dass sich die arabischen Geschäftsmänner auch in alteingesessene Fluggesellschaften Europas und den Vereinigten Staaten eingekauft haben, wurden alte Allianzen und Strukturen der exklusiven Luftfahrt aufgebrochen. Aus dieser Perspektive wird klar, warum die Golfstaaten eine immer größere Bedeutung für die internationale Luftfahrt haben.
Die drei Fluggesellschaften Dubais, Abu Dhabis und Dohas gehen noch weiter und wollen ihre Städte zu noch mehr als nur einen strategischen Landeplatz in der Wüste machen.
Dubai
Die Stadt wurde fast sprichwörtlich aus dem Boden gestampft und begann ihren kometenhaften Aufstieg seit den 1970er Jahren. Damals war Dubai noch ein bescheidener Fischerhafen, heute ist das moderne Dubai eine anerkannte Weltmetropole. Den Anfang nahm diese Entwicklung, nachdem der damalige Schaikh den lokalen Hafen zu einer Anlegestelle für Containerschiffe ausbauen ließ und so Kuwait, dem jahrzehntelangen Umschlagplatz für die internationale Schifffahrt auf der Arabischen Halbinsel, den Rang ablief. Die Besetzung Kuwaits tat ihr Übriges hinzu. So wurde das Emirat Dubai, das über keinerlei nennenswerte Energievorräte verfügte, zum Markt der Generation schlechthin.
Künstliche Inseln, Luxushotels und Wolkenkratzer, die in schwindelerregende Höhen aufsteigen, bilden heute das Markenzeichen dieser abenteuerlich erscheinenden Stadt in der Wüste. Bei einer Einwohnerzahl von 1,8 Millionen und über unzähligen Hotels hat Dubai eindeutig mehr Hotels, als so manche große Hauptstadt der Welt. Doch die Moderne soll nicht davon hinweg täuschen, dass Wahnsinns-Architektur und hervorragender Service oft nur mit seelenlosem Luxus einhergehen. Kulturell-islamische Angebote sind in der von Wolkenkratzern und Luxusläden gespickten Stadt eine Mangelware.
Es erscheint auch jedem Beobachter logisch: Was soll man von einem ehemaligen Fischerhafen erwarten? Es ist nun mal kein in der Geschichte gewachsenes Jerusalem, Istanbul oder Bagdad, die durch ihre Geschichtsträchtigkeit und Bedeutung im Leben der Menschen gewachsen sind und sich entwickelten.
Doha
Wie in vielen größeren Zentren am Golf wird auch die Skyline Dohas zunehmend von meist Hochhäusern dominiert, doch im Gegensatz zu Abu Dhabi und Dubai hat es noch wenig Erfahrung mit Touristen und Reisenden. Doch auch das wird sich mit der Fußballweltmeisterschaft 2022 ändern.
Der Drang nach Geltung, Größe und Akzeptanz unter den Großen der Welt treibt die kleine aber unglaublich reiche und verschwenderische Stadt an, sich mit Hilfe von Luxushotels und vielen weiteren Äußerlichkeiten zu schmücken. Die Stadt bietet jedoch kaum Abwechslung oder zumindest die Möglichkeit, außer Luxusgütern etwas kulturell Prägendes mitzunehmen. .
Doch die junge Golfmetropole versucht sich auch mittlerweile anders zu geben; mit dem Museum für Islamische Kunst besitzt Doha eines der weltweit bedeutendsten Islamischen Kunstmuseen und möchte sich mit weiteren Projekten in Zukunft ihre traditionelle und kulturelle islamische Integrität wahren und damit möglichst Menschen – auch aus spiritueller Sicht – ins Land locken.
Abu Dhabi
Abu Dhabi (das politische und konservativere Zentrum der Vereinten Arabischen Emirate) gehört – wie seine Pendants Dubai und Doha – zu den modernsten Städten der Welt. Architektonisch markante Hochhäuser – zum Teil mit arabischen Elementen und großzügig ausgebaute Straßen – prägen das imposante Stadtbild. Das Emirat versucht trotz der Moderne sein kulturelles und traditionelles Erbe zu betonen und zu erhalten. Immer wieder sieht man islamische und arabische anmutende Bauten. Dazu zählt die überdimensionierte Schaikh-Zayed-Moschee.
Traditionsbewusstsein und Weltoffenheit haben sich die Bewohner auf die Fahne geschrieben, doch Abu Dhabi möchte sich zunehmend vom Lifestyle-Tourismus Dubais und Dohas abgrenzen und sich zu einem kulturellen Dreh- und Angelpunkt des Golfes entwickeln. Auf der Insel „Saadiyet“ wird zur Zeit eine beeindruckende Museumsstadt geplant und gebaut. Zentren der Bildenden Kunst, Musikdarbietung, Theater und kulturelle Bildung sollen sich auf aller höchstem Niveau auf der Museumsinsel ansiedeln. Sogar eine Art „Mini-Louvre“ – in Kooperation mit der französischen Regierung – soll bis 2019 auf der Insel erbaut werden. Des Weiteren planen die ehrgeizigen Herrscher von Abu Dhabi, auf „Saadiyet“ eine weitere Zweigstelle des Solomon R. Guggenheim Museums zu errichten.
Jeder dieser drei Städte besitzt gewisse Anreize für Touristen: Die eine bietet größere kulturelle Anziehungspunkte, die andere weniger, doch scheint die Dynamik und der Ehrgeiz, dieser muslimischen Städte Arm und Reich aus aller Welt zunehmend zu faszinieren. Ein Zwischenstopp oder längerer Aufenthalt ist heute attraktiver denn je.