Bericht: Starke Diskriminierung an Schulen und im Beruf

Berlin (KNA). Nach einem Bericht der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) sind Diskriminierungen im Bildungsbereich und Benachteiligungen im Arbeitsleben weit verbreitet. Sie wirkten sich negativ auf den Bildungserfolg, die Leistungsfähigkeit und Arbeitsmotivation der Betroffenen aus, heißt es in der am Dienstag veröffentlichten Studie. Zudem mangele es an unabhängigen Hilfen und Beratungsangeboten, an die sich Opfer von Diskriminierungen wenden könnten. Die Antidiskriminierungsstelle legt dem Bundestag alle vier Jahre einen solchen Bericht vor.

Die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle, Christine Lüders, erklärte dazu, erstmals seien in Deutschland Benachteiligungen bei Bildung und Arbeit umfassend dokumentiert worden. Danach fühlt sich jeder vierte Schüler oder Studierende mit Migrationshintergrund im Bildungsbereich diskriminiert; sechs Prozent der Befragten mit einer anerkannten Behinderung gaben an, eine Benachteiligung in Schule oder Hochschule erlebt zu haben. Schülerinnen und Schüler würden aufgrund ihres türkischen oder arabischen Hintergrunds oft beschimpft; homosexuellen Schülern werde durch Schulhofbeleidigungen häufig jedwedes Selbstwertgefühl genommen.

Beim Zugang zur Arbeit und im Arbeitsleben selbst klagten Betroffene oft über Benachteiligungen aus Gründen des Geschlechts oder des Alters, über Nicht-Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen oder über Vorbehalte gegenüber Menschen mit Behinderung. Auch negative Einstellung gegenüber Menschen nichtdeutscher Herkunft hindere viele Betroffene daran, einen adäquaten Beruf zu finden.

Lüders forderte deshalb unabhängige Beratungs- und Beschwerdestellen für Schulen und Hochschulen, die Betroffenen rasche und niederschwellige Hilfe anböten. Auf dem Weg zu weniger Benachteiligung im Arbeitsleben plädierte sie für die Einführung innovativer Personalrekrutierungsverfahren. Die bestehenden Beschwerdestellen in Unternehmen müssten gestärkt werden und bekannter gemacht werden.

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), hob zugleich hervor, dass es in den vergangenen Jahren viele Integrationserfolge gegeben habe. Auch für Migranten sei Deutschland ein Land der Möglichkeiten. Laut OECD sei für Migranten der Zugang zum Arbeitsmarkt in Deutschland sogar leichter als in anderen Ländern. „Jeder Einzelne ist gefordert, sich gegen Diskriminierungen und Ausgrenzungen jeglicher Art einzusetzen“, so Böhmer. Im Umgang mit Migranten gelte es, den gesellschaftlichen Klimawandel mit ganzer Kraft voranzutreiben.

Die grüne Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt meinte dagegen, der Bericht zeige, dass Diskriminierungen und Benachteiligungen von gesellschaftlichen Minderheiten nach wie vor weit verbreitet seien. Die Ergebnisse der Umfragen seien erschütternd und müssten sehr ernst genommen werden. „Wenn sich etwa jeder vierte Schüler oder Studierende mit Migrationshintergrund diskriminiert fühlt, dann ist dies ein Armutszeugnis für eine Gesellschaft, die modern und offen sein will“, so Göring-Eckardt.