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Berufsweg Theologie: Nur wenige werden Imam

Ausgabe 331

Foto: A. Demir, IZ Medien

Derzeit studieren „bis zu 2.500 junge Menschen“ die entsprechende Theologie oder Religionspädagogik in Deutschland. Befragt wurden Alumni, deren Studium zwischen 3-5 Jahren zurückliegt. Imam will kaum einer werden

(iz). Im März 2020 hat die Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG) mit einem Überblick zur Frage „Wer studiert Islamische Theologie?“ eine Studie zum Fach und seine StudentInnen veröffentlicht. Am 1. Dezember stellte die Einrichtung eine quantitative und qualitative Erhebung über das „Berufsfeld Islam?“ der Öffentlichkeit vor. Darin behandelt werden die beruflichen Entscheidungen und Chancen von AbsolventInnen der betroffenen Studiengänge. Nur eine kleine Minderheit arbeitet als Imam in einer Moscheegemeinschaft.

Im vorgestellten Papier der AIWG (Goethe-Universität Frankfurt), das vom Bundesbildungsministerium gefördert wurde, haben dessen AutorInnen mehr als 200 Alumni an den bestehenden Einrichtungen zur Ausbildung islamischer TheologInnen und ReligionslehrerInnen befragt. Derzeit studierten „bis zu 2.500 junge Menschen“ die entsprechende Theologie oder Religionspädagogik in Deutschland. Befragt wurden Alumni, deren Studium zwischen drei und fünf Jahren zurückliegt.

„Um den Verbleib der AbsolventInnen Islamisch-Theologischer Studien (ITS) erfassen und evaluieren zu können“, sei eine fundierte Untersuchung notwendig gewesen, schrieb AIWG-Direktor Prof. Dr. Bekim Agai. Solche Forschungen seien ein probates Mittel, um den Übergang vom Studium zum Berufsleben sowie die Beschäftigungssituation zu erheben. Damit lasse sich die Attraktivität der Fächer erhöhen und Angebote an den Arbeitsmarkt anpassen. Außerdem setzten die ITS so ihre Selbstreflexion fort. 

Erhoben wurden diese Antworten bei über 200 Personen, die zwischen 2016 und 2019 an Standorten wie Erlangen-Nürnberg, Frankfurt/Main, Gießen, Münster, Osnabrück, Münster und Berlin mit einem Bachelor oder theologischem Staatsexamen beziehungsweise Religionspädagogik abschlossen. Beinahe die Hälfte der ehemaligen Studierenden habe eine Stelle „in der Sozialen Arbeit oder verwandten Berufsfeldern“ gefunden. 

Zusätzliche 40 Prozent der AbsolventInnen berichteten, im pädagogischen Feld tätig zu sein. Kaum einer gab an, danach als hauptberuflicher Imam zu arbeiten. Von den Sommersemestern 2016 bis 2019 haben nach Angaben der Akademie insgesamt 574 Personen einen berufsqualifizierten Abschluss der Studien erworben. 80 Prozent der TheologInnen hätten nach ihrem Bachelor noch den Master gemacht.

„Auf das Studium der islamischen Theologie oder Religionspädagogik blicken weite Teil der Befragten als eine Phase der intellektuellen und persönlichen Erwartung zurück.“ Zur gleichen Zeit hätten sich viele gewünscht, eine angemessenere Einführung auf eine folgende Arbeit zu erhalten.

Bei den StudentInnen zum Lehramt liegt die Zufriedenheit bei der Wahl von Studium und Tätigkeit vergleichsweise hoch. Zwei Drittel würden diesen Schritt wieder nehmen. Nach einem Abschluss hätten sie „ein relativ klares Berufsbild“ und einen „geregelten Übergang in den Schuldienst“. Bei denjenigen, die sich auf Theologie fokussierten, sieht das Bild laut AIWG anders aus: Hier würden sich „hingegen weniger als die Hälfte“ erneut für das Fach entscheiden. Sie müssten sich nach dem Studium Berufsbilder erschließen und seien in den ersten Jahren „zumeist befristet beschäftigt“.

Ein Vergleich zwischen Alumni mit und ohne Lehramtsoption zeige, dass Motive einer Karriere (fester Berufswunsch, Arbeitsplatzsicherheit, bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt und ein hohes Einkommen) für die LehramtsabsolventInnen eine größere Relevanz besäßen als für solche ohne Aussicht auf ein Lehramt. Knapp die Hälfte aller Befragten befand sich anschließend in einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis. Rund jede/r Zehnte sei freiberuflich beziehungsweise selbstständig tätig. Ein Siebtel setzte seinen Weg in der Wissenschaft selbst fort.

Prof. Naime Çakir-Mattner (Universität Gießen) hat die Forschungen zusammen mit Prof. Constantin Wagner (Mainz) geleitet. In ihren Worten lege die Studie nahe, beispielsweise berufsbegleitend im Master „auch praxisorientierte Studienangebote“ zu ermöglichen. „Für einen erfolgreichen Berufseinstieg seien zudem Praktika, ehrenamtliches Engagement oder Auslandssemester hilfreich.“ Soweit das Ehrenamt betroffen ist, seien die befragten AbsolventInnen „überdurchschnittlich“ in der Gesellschaft engagiert. Über die Hälfte würde das tun. Insbesondere TheologInnen „übernehmen häufig Verantwortung in religiösen und sozialen Einrichtungen“.