Bürgerkrieg treibt eine Million Syrer zur Flucht in die Türkei

Der Flüchtlingsstrom aus Syrien schwillt weiter an. In der Türkei sollen inzwischen fast eine Million Menschen Zuflucht gesucht haben. Bei Kämpfen in Syrien soll auch ein Deutscher getötet worden sein.

Damaskus/Ankara (dpa). Der Flüchtlingsstrom aus dem bürgerkriegsgeplagten Syrien reißt nicht ab. In der Türkei suchen nach Angaben von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan inzwischen fast eine Million Syrer Zuflucht. In Jordaniens Wüste wird Ende des Monats ein neues Lager eröffnet, das künftig bis zu 100 000 Menschen aufnehmen soll. Indessen gibt es Gerüchte über den Tod eines deutschen Dschihadisten in den von Rebellen eroberten Gebieten. Offiziell wurde dies zunächst nicht bestätigt.

Erdogan verteidigte nach Angaben seiner Partei AKP bei einer Fraktionssitzung in Ankara die Aufnahme syrischer Flüchtlinge in der Türkei. «Sollen wir unseren Brüdern sagen: „Sterbt in Syrien“?» Die Flüchtlinge hatten das Land nach offiziellen Angaben vom Februar schon damals umgerechnet 2,5 Milliarden Dollar gekostet. Die Türkei hat nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR nach dem Libanon die meisten Bürgerkriegsflüchtlinge aufgenommen. Insgesamt sind demnach rund 2,7 Millionen Syrer in den Ländern der Region offiziell als Flüchtlinge registriert. In Syrien tobt seit mehr als drei Jahren ein Bürgerkrieg.

Wie der Leiter der oppositionellen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdulrahman, sagte, kam bei einer bewaffneten Auseinandersetzung zwischen der militanten Gruppe Al-Nusra-Front und der ebenso extremen Miliz „Islamischer Staat im Irak und Syrien“ (ISIS) im Nordosten des Landes auch ein Kämpfer mit dem Namen Abu Talha Al-Almani ums Leben.

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Diesen Namen hatte sich der Salafist und ehemalige Gangsta-Rapper «Deso Dogg» Denis Cuspert gegeben. Auch in „islamistischen“ Internetforen wurden sein Tod vermeldet und Nachrufe veröffentlicht. Abdulrahman betonte jedoch, dass nach wie vor nicht sicher sei, ob es sich bei dem Toten tatsächlich um Cuspert handele.

Den Angaben der Aktivisten zufolge war es bereits am späten Sonntagabend zu dem Zwischenfall gekommen. Zwei Selbstmordattentäter der Al-Nusra-Front hätten in der Ortschaft Ghariba nördlich von Deir as-Saur einen Stützpunkt der ISIS angegriffen. 16 Menschen wurden dabei getötet.

Die USA werfen dem Regime in Damaskus erneut den Einsatz giftiger Chemikalien im Bürgerkrieg vor. Es handele sich vermutlich um Chlorgas, das diesen Monat gegen das von der Opposition kontrollierte Dorf Kafr Sita eingesetzt worden sei, sagte Jen Psaki, Sprecherin im Washingtoner Außenministerium. Sie forderte eine genaue Klärung des Vorfalls. Psaki sprach allerdings nicht ausdrücklich von einem Chemiewaffen- oder Giftgaseinsatz.

Nach Angaben der Organisation für ein Verbot der Chemiewaffen (OPCW) vom Dienstag wurden bislang mehr als 86 Prozent der Chemiewaffen des Regimes außer Landes gebracht. Der UN-Sicherheitsrat wollte sich am Mittwoch mit dem Fortgang der Zerstörung des Arsenals beschäftigen.