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Christen im Heiligen Land 2023: trauriges und einsames Weihnachten in Bethlehem

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Foto: Dmitriy Feldman svarshik, Shutterstock

Christen im Heiligen Land erleben derzeit eine traurige Advents- und Weihnachtszeit. Die Einnahmequelle Tourismus entfällt dieses Jahr. 

Bethlehem (dpa, kann, iz). Neben dem Altar liegt ein Haufen Steine, darum herum Holzfiguren. In der Mitte liegt eine Puppe eingehüllt in einen schwarz-weißen Palästinenserschal, wie Fotos zeigen. Von Stefanie Järkel, Maher Abukhater, Emad Drimly und Johannes Schidelko

Angehörige der evangelisch-lutherischen Weihnachtskirche in Bethlehem wollten an die unter Trümmern verschütteten Kinder im Gazastreifen erinnern, sagt Pfarrer Munther Issak. „Die Idee ist, dass Christus geboren ist unter den Unterdrückten und denen, die heute leiden.“ Die Installation ersetze in diesem Jahr den Weihnachtsbaum.

Seit 7. Oktober hat Israel das Westjordanland komplett abgeriegelt und die Übergänge weitgehend geschlossen. Zugleich kommen infolge der weltweiten Reisewarnungen praktisch keine Touristen und Pilger ins Land. Mit katastrophalen Folgen gerade für Bethlehem.

Zum einen haben die vielen palästinensischen Pendler, die täglich zur Arbeit und gutem Verdienst nach Jerusalem fuhren, keine Einreisegenehmigung mehr und sind arbeits- und einkommenslos. Zum anderen ist der Tourismus komplett eingebrochen, von dem die Wirtschaft der 30.000-Einwohner-Stadt zu 60 bis 70 Prozent abhängt.

Foto: Jorge Fernandez Salas, Unsplash

Christen im Heiligen Land: kaum Besucher in Bethlehem

Bethlehem im südlichen Westjordanland – der Überlieferung nach Geburtsort von Jesus Christus – ist einer der heiligsten Orte für Christen. Üblicherweise ziehen gerade in der Weihnachtszeit Massen an Touristen durch die Altstadt und zur weltbekannten Geburtskirche. Doch dieses Jahr überschattet der Gaza-Krieg Weihnachten im Heiligen Land.

Der große Weihnachtsbaum, der sonst in der Adventszeit vor der Geburtskirche steht, fehlt. Bereits im November hatten die Oberhäupter der Kirchen in Jerusalem festgelegt, dass es wegen des Krieges keine Weihnachtsdekoration im Heiligen Land geben soll.

Auf Anordnung von Bürgermeister Hanna Hanania gibt es weder Weihnachtsbaum noch Krippe, weder festliche Musik noch bunte Dekorationen, auf denen sich Krippe und Heilige Familie mitunter kulturübergreifend mit Rentieren und Schlitten vermischten. Wegen des Krieges trauere Bethlehem wie die übrigen Palästinenserstädte und könne diesmal nicht feiern, entschied der Stadt-Obere.

In der Geburtskirche, zusammen mit der Jerusalemer Grabeskirche die heiligste Stätte der Christenheit, herrscht in diesen Tagen gähnende Leere. Nur zwei Polizisten wachen im Eingangsbereich, im armenischen wie im orthodoxen Bereich befüllen Mönche die Öllampen.

Zur Grotte unter dem Hauptaltar, wo vor 2.000 Jahren die Krippe Jesu gestanden haben soll, steht niemand an, bestätigt der diensttuende Franziskaner. Normalerweise warten die Besucher bis zu einer Stunde, bevor sie an dem 14-zackigen Silberstern stehen, der den Ort der Krippe markiert.

Foto: rena, Adobe Stock

Schwierige Lage für Christen in Palästina und Israel

Pfarrer Munther Issak sagt, auch die Menschen in Bethlehem hätten Angst, dass der Krieg sich ausweiten werde. Zudem gebe es auch einen starken wirtschaftlichen Druck, weil viele im Tourismus tätig seien.

Der Zugang zur Stadt ist extrem eingeschränkt wegen Straßensperren der israelischen Armee, wie Palästinenser erzählen. Israel hatte im Sechstagekrieg 1967 unter anderem das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Die Palästinenser beanspruchen die Gebiete für einen eigenen Staat mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt.

Im Heiligen Land bilden die sie nur eine sehr kleine Minderheit: Im Gazastreifen leben rund 1000 Christen, bei insgesamt rund 2,2 Millionen Einwohnern. In Israel machen die Christen knapp zwei Prozent der rund 10 Millionen Bürger aus. Im Westjordanland sind es rund 1,5 Prozent der rund 3,2 Millionen Palästinenser.

Am schwierigsten ist die Lage der Christen im umkämpften Gazastreifen. Haitham Saba hat sich sonst jedes Jahr um diese Zeit mit seiner vierköpfigen Familie auf Weihnachten vorbereitet, Dekoration gekauft, neue Kleider und Süßigkeiten. Gemeinsam hätten sie dann in der Griechisch-Orthodoxen Kirche in der Altstadt von Gaza gefeiert, erzählt der 29-Jährige.

Doch dieses Jahr habe er sich auch mit muslimischen Nachbarn in die Kirche zurückziehen müssen, um sich vor israelischen Luftangriffen zu schützen, sagt er. Die Kirche wurde im Oktober nach Kirchenangaben bei einem israelischen Luftangriff getroffen. 18 Menschen, die Schutz gesucht hätten, seien getötet worden, hieß es.