
(iz). Es war an der Hochschule, als ich zum ersten Mal jemanden Gott mit dem weiblichen Pronomen der dritten Person Singular bezeichnete. Vor Jahren veröffentlichte die „New York Times“ einen Artikel über die Kongressabgeordnete Rashida Tlaib, in dem sie zitiert wurde: „Mein Allah ist eine Sie.“ Was beides verbindet, ist die Tatsache, dass Frauen „Gott“ mit „sie“ bezeichneten und nicht einen weiteren Kontext lieferten, was damit ausgedrückt werden sollte. Der eine wahre Gott ist keinesfalls weiblich (oder männlich). Bevor wir uns mit dem Problem von Pronomen im Islam beschäftigen, ist es wichtig, sich mit dem Christentum im Allgemeinen zu befassen, und was uns davon trennt.
Das christliche Gottesbild ist für Muslime nicht stimmig. Allah sagt: „(…) warne, die sagen: ‘Allah hat Sich Kinder genommen.’ Sie haben kein Wissen davon, und auch nicht ihre Väter. Welch schwerwiegendes Wort kommt aus ihren Mündern heraus. Sie sagen nichts als Lüge.“ (Al-Kahf, Sure 18, 4-5)
Wie sieht es im Islam aus? Hier gilt Gott weder im wörtlichen noch im metaphorischen Sinne als männlich. Und niemand bezeichnet Ihn als „Vater“. Aber wir müssen uns mit dem Gebrauch der dritten Person Singular beschäftigen. Das ist für einige problematisch. In der Sure Al-Hadid sagt Allah: „Er ist es, der die Himmel und die Erde in sechs Tagen erschuf und Sich hierauf über den Thron erhob’.“ (Sure 57, 4)
Warum „er“ und nicht „sie“? Es ist zuerst wichtig zu betonen, dass Gott nicht mit Seiner Schöpfung zu vergleichen ist. Das bedeutet, dass Er nicht gegendert wird. Als ich ‘Aqida lernte, sagte unser Lehrer: „Was immer ihr euch im Geiste über Allah vorstellt, Er ist anders als das.“ In einem Essay zum Thema schreibt Schaikh Abdal Hakim Murad: „Die islamische Theologie konfrontiert uns mit dem spektakulären Fehlen einer geschlechtsspezifischen Gottheit.“ Es ist wichtig zu begreifen, dass dieser Sprachgebrauch nichts mit Gender zu tun hat. Und doch bleibt die Frage: Wenn Er darüber erhaben ist, warum ist es nicht gleichfalls möglich, „sie“ zu gebrauchen?
Dafür gibt es ein logisches Argument. Im Arabischen ist das männliche Pronomen für die dritte Person Singular „huwa“. Aber es ist nicht nur maskulin, sondern auch das Standardpronomen. Das unterscheidet es von europäischen Sprachen, in denen es das nicht-gegenderte Neutrum „es“ gibt. Einige Historiker gehen sogar davon aus, dass „huwa“ früher das einzige Singularpronomen für die dritte Person war – Männer, Frauen und Dinge.
Gott ist erhaben über die Begrenztheit Seiner Schöpfung. Geschlecht ist eine Einschränkung des menschlichen Körpers. Einige haben gesagt, wenn ich sie richtig verstehe, dass „sie“ (engl. they) und „es“ möglich wären. „Es“, weil es die zweite mögliche Übersetzung von „Huwa“ ist. „Sie“, denn unser Herr hat auch das majestätische „Wir“ benutzt. Ich habe „sie/they“ für meinen persönlichen Sprachgebrauch zurückgewiesen – es fühlt sich unbequem an und könnte zu weiterer Unklarheit führen, wenn man mit Nichtmuslimen spricht.
Ich glaube, „es“ könnte eine leichtere Möglichkeit für alle sein, die sich mit „er“ unwohl fühlen. Vielleicht besonders für jene, die aus dem christlichen Glauben kommen und früher dachten, dass Gott ein Mensch ist. Es ist erwähnenswert, dass dieses Pronomen sich für manche unangenehm anfühlen mag, weil es sich oft auf Objekte und Tiere bezieht. Dies soll kein Plädoyer für die Verwendung von „es“ sein, sondern eine Erkundung anderer praktikabler Optionen und die Feststellung, dass „sie“ nicht dazu gehört.
Warum beschäftigen wir uns überhaupt mit solchen Fragen? Das Warum eines Arguments kann genauso bedeutend sein wie der Inhalt – wenn nicht wichtiger. Was ist geschehen, dass manche von uns sich mit dem Gebrauch des maskulinen Pronomens unwohl fühlen? Bevor wir über die Auswirkungen des Feminismus auf unseren Diskurs in der muslimischen Gemeinschaft diskutieren, was wir tun müssen, ist es wichtig zu verstehen, dass die Vertrautheit mit „Er“ nicht die richtigen Absichten haben könnte. Wie besprochen verwenden wir aus sprachlicher Bequemlichkeit „er“, aber wenn „wir“ benutzt wird, auf wen genau beziehe ich mich dann? Ich bin mir da nicht sicher. Warum wir im Islam etwas tun und warum einzelne Muslime etwas tun, kann sehr unterschiedlich sein.
Ich kenne die grammatikalischen Gründe nicht, warum westliche Muslime sich wohl fühlen mit dem Pronomen „Er“. Es könnte sein, dass einige von uns sich bei der Verwendung von „Er“ wohlfühlen, weil es uns eine große Erleichterung verschafft, mit nicht-muslimischen Mitmenschen über Theologie zu diskutieren, obwohl ihr „Er“ wörtlich und unseres nur grammatikalisch ist. Es könnte sein, dass wir uns bei der Verwendung von „Er“ wohlfühlen, weil einige von uns glauben, dass „Er“ sowohl grammatikalisch als auch metaphorisch ist: Gott ist mächtig und stark, beides Eigenschaften, die mit dem Maskulinum assoziiert werden. Natürlich ist das falsch, denn Gottes 99 Namen umfassen Eigenschaften, die Männern und Frauen (Barmherzigkeit, Freundlichkeit etc.) zugeschrieben werden.
Aber wenn man manche Muslime befragt, warum Gott mit „Er“ benannt wird, wird man leider Antworten bekommen, die das Verständnis von Ihm als maskulin demonstrieren (und sei es auch nur symbolisch). Ein anderer Grund dafür könnte Geringschätzung von Frauen sein: Denn solche Personen glauben, dass Männer den Frauen überlegen wären, und daher selbstverständlich dieses Pronomen benutzt werden sollte. Es ist unnötig zu erwähnen, dass das ein verstörendes Argument wäre.
Und ja, wir können den Feminismus zum Sündenbock machen – zumindest zum Teil. Das Hauptanliegen des feministischen Projekts ist Gleichstellung der Frau mit dem Mann sowie die Abschaffung von Unterdrückung. Sie haben im Rahmen des Christentums Recht, wenn sie versuchen, ein männliches Gottesbild abzuschaffen. Aber sollte ihr Ziel eine umfassendere Sicht von Gott sein, dann ist die Verwendung des weiblichen Pronomens weiterhin unpassend.
Zum einen würde das nichts an einem männlichen, gegenderten Gottesbildes (im Christentum) ändern. Zum anderen beschränkt jede Zuweisung eines Geschlechts Seine Allmacht. Was wir hingegen brauchen, ist, dass Er über alle Beschränkungen in der Schöpfung erhaben ist. Gender und Geschlecht sind Grenzen, die dem menschlichen Körper zugehörig sind. Das lässt sich nicht auf Ihn anwenden.
Es mag eine oberflächliche Ermächtigung geben, wenn man Gott „sie“ nennt. Aber wir sollten dem Drang widerstehen, die gegenwärtigen „Gender-Kriege“ oder irgendeine vorübergehende politische Bewegung auf das religiöses Verständnis auszudehnen. Das Ziel unseres Glaubens ist Wahrheit und Annäherung an Gott – nicht das Sammeln von Punkten auf einer imaginären Anzeigetafel.
Dennoch ist Islam weit genug, um jenen Raum zu geben, die sich dazu berufen fühlen, in ihrem Gottesdienst auf eine eher feminine Dynamik zurückzugreifen oder sogar das Weibliche in sich zu feiern.
Die 99 Namen Allahs werden traditionell in zwei Kategorien heruntergebrochen: Dschalal (Majestät) und Dschamal (Schönheit). Sie ähneln teilweise unserem menschlichen Verständnis von maskulin und feminin. Islam ist nicht in einem patriarchalen Gottesverständnis gefangen. Keine dieser beiden Zuschreibungen sind geeignet, Seine Eigenschaften und Namen zu begreifen.
Gott ist weder Mann noch Frau, nicht maskulin und nicht feminin sowie kein Objekt, Idee oder ein Konzept. Und doch müssen wir über Ihn in der Sprache reden, die uns gegeben wurde. Dies nicht zu tun, hieße, wir stünden vor zu großen Schwierigkeiten. Am Ende müssen wir – mit allen nötigen Regeln und der angemessenen Höflichkeit – uns um unsere direkte Beziehung zu Ihm sorgen. Diese besteht ohne die Hindernisse von komplizierter Sprache, Politik oder Gender.