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Die andere Pandemie: Resistenzen gegen antimikrobielle Mittel

Ausgabe 318

Zu den untergründigen Gefahren für die globale Gesundheit gehört die steigende Resistenz gegen antimikrobielle Präparate. Von Bahar Kamal

(IPS). Antimikrobielle Pharmazeutika sind jene Stoffe (wie Antibiotika, antivirale Mittel sowie jene gegen Pilze und Parasiten), die benutzt werden, um Infektionen bei Menschen, Tieren und Pflanzen zu verhindern oder zu behandeln.

Zu einer Resistenz oder abnehmender Wirksamkeit kommt es, wenn Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten sich im Laufe der Zeit ändern und nicht länger auf Mittel reagieren, wie sie es sollten. Das erschwert die Behandlung von Infektionen sowie führt zur Ausbreitung von Infektionen, schweren Krankheiten und Todesfällen. Als Folge sinkt die Wirksamkeit gegenüber Antibiotika und anderen, was als Konsequenz die Behandlung von Krankheit erschwert oder unmöglich macht.

Das Auftreten und die Ausbreitung neuer, resistenter Krankheitserreger, die neue Resistenzmechanismen erworben haben, die zu einer Resistenz gegen antimikrobielle Mittel führen, bedroht weiterhin unsere Fähigkeit, weitverbreitete Infektionen zu behandeln.

Besonders alarmierend ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die schnelle weltweite Ausbreitung von mehrfach- oder allgemeinresistenten Bakterien (auch als „Superkeime“ bekannt). Sie verursachen nicht nur schwer zu behandelnde Infektionen, bei denen bestehende antimikrobielle Mittel nicht mehr wirken. Darüber hinaus bleibt global der Zugang zu Qualitätsprodukten ein schwerwiegendes Problem. Ein Mangel an Antibiotika betrifft derzeit Entwicklungsländer (in allen Entwicklungsstufen) und insbesondere ihre Systeme der Gesundheit. Mit anderen Worten, es werden dringend neue antibakterielle Wirkstoffe benötigt – zum Beispiel zur Behandlung von Carbapenem-resistenten gramnegativen bakteriellen Infektionen, wie sie in der WHO-Liste der prioritären Krankheitserreger aufgeführt sind.

Wenn die Menschen jedoch nicht den bisherigen Antibiotikaeinsatz überdenken, werden sie das gleiche Schicksal erleiden wie die gegenwärtigen und nutzlos werden. Ohne wirksame Instrumente zur Vorbeugung und angemessenen Behandlung von arzneimittelresistenten Infektionen und ohne einen verbesserten Zugang zu bestehenden und neuen qualitätsgesicherten antimikrobiellen Mitteln wird die Zahl der Menschen, bei denen die Therapie versagt oder die an Ansteckungen sterben, weiter steigen. Medizinische Eingriffe wie Operationen inklusive Kaiserschnitte oder der Einsatz künstlicher Hüften, Chemotherapie gegen Krebs sowie Transplantationen könnten riskant werden.

Antibiotikaresistenz ereignet sich im Laufe der Zeit auf natürlichem Wege – durch genetische Veränderungen. Widerstandsfähige Organismen finden sich in Menschen, Tieren, Lebensmitteln, Pflanzen und der Umwelt (wie Wasser, Böden und Luft). Sie können sich zwischen Menschen ausbreiten, aber auch von Tieren auf sie übergehen.

Zu den wichtigsten Triebkräften der Antibiotikaresistenz gehören der Missbrauch und die Überbeanspruchung solcher Mittel, der mangelnde Zugang zu sauberem Wasser, sanitären Einrichtungen und Hygiene für Mensch und Tier, unzureichende Infektions- und Krankheitsvorbeugung und -bekämpfung in Gesundheitseinrichtungen und landwirtschaftlichen Betrieben, der schlechte Zugang zu qualitativ hochwertigen und erschwinglichen Arzneimitteln, Impfstoffen und Diagnostika, mangelndes Bewusstsein und Wissen sowie die mangelnde Durchsetzung von Rechtsvorschriften.

Mittlerweile werden schon hohe Resistenzraten gegen häufig eingesetzte Mittel beobachtet. Das betrifft beispielsweise alltägliche bakterielle Infektionen wie die von Harnwegen, Wundbrand, Geschlechtskrankheiten sowie einige Formen von Durchfallerkrankungen. Für die WHO ist dies ein Hinweis, dass uns die effektiven Präparate ausgehen.

Die Häufigkeit von behandlungsresistenten Pilzkrankheiten verschlimmert eine bereits bestehende, schwierige Lage bei der Behandlung. Bei Pilzinfektionen gibt es bereits Probleme bei der Behandelbarkeit wie Giftigkeit. Besonders betrifft dies Patienten mit anderen grundlegenderen Infektionen (wie AIDS). Das führt zur Erschwerung von Pilzkrankheiten, einem Scheitern von Therapien, längeren Krankenhausaufenthalten und deutlich teureren Optionen.

Zwischen dem 18. und 24. November fand die globale Antimikrobielle Informationswoche (WAAW) statt. Seit 2020 wurde dieser Aktionstag ausgeweitet, um alle antimikrobiellen Mittel mit einzubeziehen. Der Kampagne geht es um die weltweite Aufklärung über Medikamentenresistenz sowie zur Verbesserung von Praktiken in Gesellschaft, Gesundheitswesen und Politik.