Die deutschen Islam-Verbände wollen die Deutungshoheit nicht den Extremisten überlassen

Berlin (dpa) – Die islamischen Verbände in Deutschland wollen am Freitag mit einem bundesweiten Aktionstag öffentlich Position gegen Rassismus und Fanatismus beziehen. Auslöser dafür sind die Verbrechen islamistischer Terrorgruppen im Irak und in Syrien, aber auch die jüngsten Angriffe auf Moscheen in Deutschland. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, betonte jedoch am Dienstag in Berlin: «Unsere Aktion ist keine Distanzierungsorgie.» Die Muslime wollten jedoch nicht schweigen, «wenn der Islam gekidnappt wird von Terroristen und Verbrechern».

Zu den Ehrengästen, die in den rund 2000 teilnehmenden Moscheen zu einem Friedensgebet erwartet werden, gehört nach Angaben der Verbände auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière, der in einer Moschee in Hannover zu Gast sein werde. Der Vorsitzende des Islamrats, Ali Kizilkaya, sagte, er sei etwas enttäuscht von den Ermittlungen zu den Brandanschlägen auf Moscheen im vergangenen August. Er hätte sich von der Gesellschaft und von der Politik nach diesen Übergriffen auch mehr Anteilnahme gewünscht.

Mazyek erwähnte allerdings die Äußerungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei der Kundgebung gegen Antisemitismus in Berlin am vergangenen Sonntag positiv. Die Kanzlerin hatte dort erklärt, die Sicherheitsbehörden nähmen jeden Übergriff auf jüdische Einrichtungen sehr ernst. Das Gleiche gelte auch für Angriffe auf Moscheen.

Die Verbände begrüßten das am vergangenen Freitag verhängte Verbot der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) in Deutschland. «Das hätte schon früher kommen sollen», sagte Mazyek.

Die Islam-Verbände betonten, sie hätten sich zu diesem erstmaligen Aktionstag in den Moscheen nicht etwa entschlossen, «um die Erwartungen der Mehrheitsgesellschaft zu erfüllen», sondern aus eigener Überzeugung. Die Grünen begrüßten die Initiative der Verbände als «wichtiges Signal».

Der Koordinationsrat hat mehrere Schwerpunktveranstaltungen bekannt gegeben. An diesen nehmen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und der Politik teil:

Berlin Erwartete Gäste: Nikolaus Schneider, Vorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland; Cem Özdemir (Bündnis 90 / Die Grünen); Gregor Gysi (Die Linke).

Mevlana Moschee Skalitzer Str. 131-132 10999 Berlin

Bielefeld Erwarteter Gast: Guntram Schneider (SPD), Integrationsminister NRW

Bildungs-und Kulturverein Bielefeld e.V. Herforder Str.107 33602 Bielefeld

Frankfurt am Main Erwarteter Gast: Dieter Graumann (Zentralrat der Juden in Deutschland)

Abubakr Moschee (ZMD) Praunheimer Landstr. 19-21 60488 Frankfurt am Main

Hamburg Erwarteter Gast: Detlef Scheele (SPD), Senator der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration

Islamische Gemeinde Hamburg – Centrum Moschee Böckmannstr. 40 20099 Hamburg

Hannover Erwarteter Gast: Thomas de Maizière (CDU), Bundesminister des Inneren

Türkisch Islamische Gemeinde zu Ronnnenberg e.V. Chemnitzer Str.10 30952 Ronnenberg

Mölln Erwartete Gäste: Andreas Breitner (SPD), Innenminister des Landes Schleswig-Holstein; Jan Wiegels (SPD), Bürgermeister

Türkisch Islamische Gemeinde zu Mölln e.V. Hauptstr.101 23879 Mölln

München Erwarteter Gast: Aydan Özoğuz (SPD), Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration

Türkisch islamische Gemeinde zu München e. V. Moosacher Str.22 80809 München

Oldenburg Erwarteter Gast: Gerd Schwandner, Bürgermeister der Stadt Oldenburg

Türkisch Islamische Gemeinde zu Oldenburg e.V. Emsstraße 13 26135 Oldenburg

Stuttgart Erwarteter Gast: Winfried Kretschmann (Grüne), Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg

Türkisch Islamischer Kulturverein e.V. Mauserstr. 19-21 70469 Stuttgart